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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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der Grenze zu Moers lag. Kurt Heisterkamp gefiel es in dieser Gegend, genauso wie seiner Frau Gisela und den beiden Kindern. Sie wohnten in einem Einfamilienhaus mit einem Stück Rasen vor der Tür und einer Hollywoodschaukel im handtuchgroßen Garten.
    Wir gingen gleich in Kurts Arbeitszimmer.
    Mit seiner abgetragenen Strickjacke und dem karierten Hemd, das sich über seinem Bauch spannte, konnte man ihn sich gut beim Plausch am Gartentor vorstellen. Bis man dann in dem kahlen Schädel mit dem Dreitagebart die kühlen grauen Polizistenaugen registrierte, die signalisierten, dass dieser Mann plötzlichen Herausforderungen durchaus gewachsen war.
    »Du bist unglücklich verliebt oder hast Ärger«, sagte er mir auf den Kopf zu.
    »Letzteres.« Das hörte er nicht so gern. Ich schilderte ihm den Verlauf der letzten Stunden, ließ die Fesselnummer aber aus und sprach von meinem Verdacht.
    »Elmar, Elmar, du und deine blühende Fantasie! Soviel ich gehört habe, steht der Fall Schopinski kurz vor der Aufklärung.«
    »Tatsächlich? Gibt es schon einen Namen?«
    Kurt setzte ein Gesicht auf, als riskierte er mit jedem weiteren Wort seine Beamtenbezüge. »Nur so viel: Die Spur weist nach Soest. Der Schopinski war ein Betrüger und Schläger übelster Sorte, der hatte mehr Feinde als ein Straßenköter Flöhe. Da ist eine alte Rechnung unter Ganoven beglichen worden. Eine Frau? Nee, Elmar, die müsste Bärenkräfte haben, außerdem haben Augenzeugen am Tatort eindeutig einen Mann in Motorradkleidung gesehen, der sich in die Büsche schlug.
    Fußabdrücke von großen Männerschuhen gab es auch. Komm, vergiss es, lass uns einen trinken. Ein Glas Roten für mich, Milch für dich. Oder heute zur Abwechslung mal die harte Droge?« Nicht zum ersten Mal machte er sich über meine Abstinenz lustig. »Im Kühlschrank müsste noch der Kakao von meinen Kindern stehen.«
    Eigentlich sprach Kurt gern über seine Arbeit, allerdings nicht über schwebende Fälle, Anekdoten waren ihm lieber.
    Er öffnete die Weinflasche, füllte sein Glas und begann:
    »Hab ich dir eigentlich schon mal das Ding von dem Exhibitionisten erzählt?«
    Hatte er. Aber um ihn bei Laune zu halten, sagte ich:
    »Erzähl!«
    »Also, dieser Typ, dieser Exhibi, zeigte sich Frauen in Parks und war dabei von Spaziergängern auch schon mal erwischt und verprügelt worden. Mit dem Ergebnis, dass die Prügel ihn nicht einsichtiger, sondern nur erfinderischer machten. Als ihn die Kollegen von der Sitte schnappten, trug der Kerl unter dem Regenmantel Jeans, und zwar – jetzt halt dich fest – nur die Hosenbeine, die an Hosenträgern hingen, den Rest hatte er abgeschnitten. So konnte er einerseits seine Blöße zeigen, andererseits aber, ungehindert durch eine auf den Knien hängende Hose, bei Gefahr schnell weglaufen. Irre, was?«
    »Ja, doll!«
    »Es geht noch weiter. Bei der Vernehmung sagt der Mann, der verheiratet war, dass er im Laufe seiner zwanzigjährigen Ehe genau achtzehn Mal Geschlechtsverkehr hatte, die ersten fünfzehn Mal davon während der Flitterwochen. Achtzehn mal in zwanzig Jahren!«, wiederholte Kurt. »An und für sich eine arme Socke, auf der Wache aber hat dieser GVZ natürlich für brüllende Heiterkeit gesorgt.«
    In Erinnerung daran schlug Kurt sich auf die Schenkel, mein Lachen hingegen war eher gequält, mir kam das wenig schmeichelhafte Bild in den Sinn, das ich selbst vor nur wenigen Stunden in Irenes Haus abgegeben hatte.
    »Apropos GVZ«, ganz bewusst wählte ich dieses Polizeikürzel für Gliedvorzeiger, »hast du schon mal was von einem weiblichen Exhibitionisten gehört?«
    »Würde doch niemanden stören.«
    »Und Vergewaltigungen, ich meine, ein Mann von einer Frau?«
    »Junge, wie bist du denn heute drauf? Die Adresse von so einer, ha, Vergewohltätigungstante könntest du meistbietend im Internet versteigern.«
    »Na, ich weiß nicht.«
    »Ich aber! Und jetzt hol ich uns noch was zu knabbern.«
    Kurt erhob sich aus dem Sessel, ich hielt ihn zurück. »Lass mal! Eine Frage nur noch zu deiner Andeutung am Telefon: Wer bearbeitet denn nun den Fall Schopinski?«
    »Rat mal!«
    »Tepass?«
    An seinem Grinsen sah ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig gelegen hatte.
    »Und es gibt in dem Fall schon einen Verdächtigen?« Nach meiner Frage war sein Grinsen wie weggewischt. »Nein, nein, verstehe, keinen Namen, brauchst nur zu nicken. Jemand aus Soest?«
    35.
    Zu Hause stellte ich mich eine halbe Stunde unter die Dusche, aß den Rest der

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