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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Spezialkommando umringt wurde. Infrarotgewehre, Schutzwesten, Blendgranaten, die ganze Palette.« Jetzt gestattete ich mir ein Lächeln. »Wer den Einsatz damals angeordnet hatte, weiß ich nicht, müsste aber aktenkundig sein.«
    Bei meinen letzten Worten war Hauptkommissar Tepass bis zum Haaransatz rot angelaufen. Seine Wangenknochen mahlten. »Sie können von Glück reden, dass Frau Gorgas keine Anzeige erstattet hat.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    Als ich wenig später auf den immer noch kühl erhellten Gang hinaustrat, wusste ich, dass sich das Verhältnis zwischen Tepass und mir nicht verbessert hatte.
    36.
    Als ich zu Hause den Computer eingeschaltete, fand ich eine neue E-Mail:
    Hallo Schnüffler, Sie leben gefährlich. Der Kreis wird enger, die Schatten werden länger.
    Jetzt fing der Mensch, der mich per E-Mails verfolgte, auch noch an zu reimen. Diese Sucht, die in Volkshochschulen verbreitet wurde und auch nicht vor Werkbänken Halt gemacht hatte – Kumpel, greif zur Feder! –, diese Sucht hatte nun auch die kriminellen Schichten erreicht.
    Wieder dieser seltsame Absender. Vielleicht konnte Cetin inzwischen meinen Verdacht bestätigen, dass sich Irene Gorgas dahinter verbarg. Ich machte mich auf den Weg zu ihm.
    Über die Achse fuhr ich nach Marxloh. In Cetins Viertel gab es Straßen, die nach Kleist, Lessing, Novalis und anderen deutschen Dichtern benannt waren. Es gab eine Moschee, die in einem Haus aus der Gründerzeit eingerichtet worden war, und Schrebergärten und Taubenschläge im Schatten von Kühltürmen.
    Ich drückte die Klingel. Cetins Mutter führte mich zu dem Krankenzimmer, sie nickte mir zu und verscheuchte eine Gruppe kleiner Jungen, die uns bis zur Tür gefolgt war.
    Ihr Sohn saß vor dem Computer-Bildschirm, auf dem ein Kampfspiel lief. Hinter ihm stand ein junges Mädchen, dunkles Haar, rundes Gesicht, Schmuckstecker in den Ohren, und massierte ihm den Nacken.
    Cetin schüttelte ihre Hand ab. »Aisha, geh mal gucken, ob’s schneit.« Aisha blies die Backen auf und ging nach draußen.
    »Was läuft, Chefe?«
    Ich erzählte ihm, dass die Polizei einen Mann aus Soest für Schoppers Mörder hielt.
    »Und was glauben Sie?«
    »Tatsächlich hat sich Stunden zuvor ein Mann aus Soest mit Schopper im Gasometer getroffen.« Ich erzählte die Sache mit dem angeblichen Themse-Boot und dem Brandanschlag, bei dem ein Obdachloser zu Tode gekommen war.
    »Wenn die Bullen einen Verdächtigen am Haken haben, dann ist doch alles bestens.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Da war wieder so eine seltsame Mail in meinem Postfach.« Ich gab den Wortlaut wieder.
    Während ich sprach, klickte Cetin auf seiner Maus herum.
    Das Postfach mit der Liste der ungelesenen Mails erschien.
    Der an mich gerichtete Drohbrief war auch darunter. Klick, er öffnete sich. Ich riss die Augen auf.
    »Schon mal was von Spionage-Tools gehört? IntraSpy ist beispielsweise solch ein Werkzeug, kann man im Internet finden, genauso wie die Bausätze für Viren, Würmer und Trojanische Pferde. IntraSpy ist wirklich nicht schlecht, es überträgt alles, was der Benutzer an seinem Computer schreibt, jede einzelne Tastatureingabe, in eine Log-Datei. Ein ähnliches Programm, nur noch besser, haben Sie mit meiner Spezial-CD
    im Rechner Ihrer Freundin installiert und damit könnten Sie dort alles Wort für Wort nachlesen, was die Frau geschrieben hat. Nicht schlecht, wie gesagt, dazu müssten Sie aber wieder an den PC Ihrer Freundin ran – wollen Sie das?«
    Ich dachte an mein Erlebnis mit Irene und an meine Aussage bei Tepass. »Nicht unbedingt…«
    »Dachte ich’s mir doch. Und deshalb haben meine Kumpel vom Datenrettungsdienst das kleine Programm auch verfeinert.
    Nun funktioniert es so: Wenn die Stelztante eine Mail schreibt und verschickt, dann bekommen wir die auch, und zwar zeitgleich. Die Zeile Bcc, also Blind carbon copy, kennen Sie ja aus dem Outlook-Programm.«
    »Hm.«
    »Hier setzt das von Ihnen installierte Programm an. Es ist doch so: Wenn der Benutzer in die Zeile Bcc einen Empfänger einträgt, dann erhält dieser eine Kopie der Mail, und zwar, das ist ja so gewollt, ohne dass der Originalempfänger davon etwas mitkriegt. Und genau das macht unser kleiner Helfer auch –
    nur eben heimlich. Der verhält sich wie E. T. von Steven Spielberg, will dauernd telefonieren: nach Hause, nach Hause…« Cetin machte die Synchronstimme nach. »Und das ist, na, was?«
    »Und das ist auch gut so«, zitierte ich einen

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