Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
werden.
Obwohl die Mikroorganismen hier nicht exakt kopiert werden können, haben wir die Mischung synthetisiert.«
Sie streckte eine Flosse aus und berührte die Tasten einer neben ihr schwebenden Tastatur. Auf einem erhöht angebrachten Bildschirm leuchtete eine chemische Formel auf, Ecu betrachtete die Abbildung. Dann »lachte« er erneut auf.
»Ihre Quelle ist zuverlässig, Rykor. In der Tat mögen wir diese organische Mischung sehr gerne. Aber sie macht uns flugunfähig, und wir werden so >voll wie die Strandhaubitzen«, wie unser gemeinsamer Freund Kilgour das gerne nennt. Vielleicht später. Vielleicht fühle ich mich später, wenn wir unsere Diskussion einmal begonnen haben, entspannter und weniger besorgt.
Vielleicht wollen Sie mich mit diesem Gebräu nur ruhigstellen, denn ich fürchte, die grundlegenden Reaktionen meines Gehirns werden allmählich unvorhersehbar.«
»Manabi werden nicht verrückt«, sagte Rykor ungerührt.
»Vielleicht bin ich der erste.«
In der Höhle war es still, abgesehen von den schwachen Hintergrundgeräuschen von Meer und Wind. Rykor ließ sich reglos eine Zeitlang treiben.
»Nein«, sagte sie schließlich bestimmt. »Sie sind nicht verrückt. Ich habe Ihre Unterlagen durchgesehen. Ich habe sie intellektuell und elektronisch analysiert. Ich habe auch meinem vertrautesten Mitarbeiter die Durchsicht gestattet - erschrecken Sie nicht: Er ist eines der Jungen meiner Schwester und überaus vertrauenswürdig, denn die Verlockungen des Imperiums interessieren uns nicht, und bis jetzt hat auch noch niemand versucht, unsere Moral durch Fangrechte in den Imperialen Flüssen zu untergraben.«
Sie lachte wieder, und Ecu fühlte, wie er sich entspannte.
»Zuerst lassen Sie mich Ihnen jedoch für das Paket, das Sie uns geschickt haben, meinen herzlichen Dank aussprechen«, fuhr sie fort. »Es ist mein erstes >authentisches< Buch von der Erde. Eine Frage: War der Band ursprünglich bereits wasserdicht?«
»Dafür habe ich gesorgt.«
»Ah. Den Verdacht hatte ich schon. Auf eine eher traurige Art und Weise fand ich es sehr interessant und charmant. Ich stellte mir diesen primitiven Menschen vor, wie er im dunkelsten aller Zeitalter dasaß und schrieb und in düstere Zeiten hinausstarrte.«
»Damals gab es nur Hexenfreuds, so wurden sie, glaube ich, genannt, die zauberten und in Kochtöpfen fürchterliche Zaubertränke zusammenbrauten, und ihre Erzählungen wurden an den großen Lagerfeuern weitergegeben, um die wirklichen und die eingebildeten Ungeheuer der Dunkelheit fernzuhalten.«
Sie schnaubte voller Mitgefühl. »Und dieser arme Mann stellte sich also vor, daß es eines Tages Regeln für die Psychologie geben würde; daß eine Wissenschaft daraus entstehen würde.
Abgesehen von - wie nannte er es doch? Psychohistorik? Es war ein faszinierender Entwurf»
Ich finde diesen Traum faszinierend. Auch wenn mir klar ist, daß wir die Zillionen Einzelwesen, in denen sich intelligentes Leben manifestiert, niemals mittels irgendeines Programms berechnen können werden, um eine Gesamtaussage zu machen. Schließlich haben wir noch nicht einmal das u-Körper-Problem der Astronomie gelöst.
Ich gestehe aber, daß ich die Hauptfigur der Geschichte, diesen Seiden, eher widerwärtig fand. Er erinnerte mich zu sehr an einige meiner frühen Erzieher, voll falscher Wahrheiten und jämmerlicher Vorurteile, und obendrein ist er zu sehr von sich eingenommen.
Aber ich schweife ab.
Mir ist jedenfalls klar, warum Sie mir dieses Buch geschickt haben, und in welchem Zusammenhang dieser fiktive, unsichere Versuch, Ordnung in eine rätselhafte Welt zu bringen, mit dem ebenso rätselhaften Imperium steht, über das Sie uns Daten vorlegen.
Eine Frage. Wie sind Sie bei der Auswahl der Daten vorgegangen - haben Sie nur Daten aufgenommen, die Ihre Theorie bestätigten?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Ecu. »Ich habe versucht, eine so komplette Zusammenstellung wie möglich vorzunehmen.«
»Ihre diplomatischen Erfahrungen berechtigen zu der Hoffnung, daß Sie wissen, wie man eine vorurteilsfreie Auswahl trifft«, entgegnete Rykor. »Ich habe mir erlaubt, Ihr Material in symbolische Logik zu übertragen.«
Sie berührte erneut einige Tasten, und verschiedene Bildschirme leuchteten auf. Obwohl Ecu sich dieser Technik bei der Ausübung seiner Kunst nur selten bediente, besaß er einige Kenntnisse auf diesem Gebiet.
Das Material war zwar in Computersprache
zusammengefaßt, aber dennoch dauerte es fast eine
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