Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
zerfallene Imperium wieder zusammensetzen will. Ich ... ich habe wirklich keine Ahnung«, sagte Mahoney erneut.
»Das ist die andere Frage«, entgegnete Sten. »Vielleicht die richtige Frage. Jedenfalls das, was mich beschäftigt. Kann dieses verfluchte Imperium überhaupt gerettet werden? Oder ist es durch die Kombination Tahn-Krieg plus Privatkabinett zu sehr erschüttert worden?«
»Das alles ins Lot zu kriegen ... drei, zwo, jetzt... Noch einmal, Sten, die einzige Antwort die ich habe, ist unzureichende Daten.«
Sie spazierten weiter. Der Weg schlängelte sich auf den künstlichen Berg zu, den der Imperator angeblich hatte aufschütten lassen, damit er die Dummköpfe im Parlament nicht ständig sehen mußte. Sten und Mahoney unterhielten sich über Belanglosigkeiten, bis Mahoney wieder grünes Licht gab und sich nach Stens neuem Auftrag erkundigte.
»Wir haben jetzt zehn Minuten, du kannst es mir also genauer erzählen.«
Was Sten auch tat. Bis auf ein gelegentliches Kopfschütteln oder Brummen äußerte sich Mahoney nicht dazu.
»Das ist wieder ein herrliches Beispiel für das, was mir soviel Kopfzerbrechen bereitet«, sagte er dann. »Der Altai-Cluster. Gute Analyse vom Boß. Trotzdem fragt man sich, warum er es erst soweit kommen ließ. Er entschuldigt sich damit, daß er mit größeren Katastrophen beschäftigt war.
Ganz schlecht dabei ist, daß er dich damit beauftragt hat, dem Khaqan seinen Segen zu erteilen und seine Schweinereien gutzuheißen. Er hätte dich ebensogut - was wahrscheinlich klüger wäre - hinschicken können, um erst einmal ein Gespür für die Lage zu bekommen und dann zu entscheiden, ob er den alten Häuptling unterstützen oder doch lieber gleich Mantis losschicken soll, um ihm die Kehle durchzuschneiden.
Das ist natürlich ein Punkt, den ich mir eben erst überlegt habe, wenn ich schon mal laut denken darf. Mir kommt es vor, als verfüge er nicht mehr über die Geduld und auch nicht mehr über den Scharfsinn von früher.
»Oje«, sagte er. »Oje.«
»Das Problem dabei ist«, meinte Sten, »daß der Imperator, soweit ich es sehe, unsere einzige Option ist.«
Mahoney antwortete nichts darauf. »Ich bin sicher, daß sich alles aufklären wird«, sagte er schließlich ohne rechte Überzeugung. »Aber jetzt kommen wir wieder in die Reichweite der großen Ohren. Ich muß mich um meine Probleme kümmern. Ich habe doch diesen ganzen Mist nicht durchgemacht, um mich mit deinen verfahrenen persönlichen Problemen herumzuärgern. Für derartigen Kram gibt es schließlich Priester.«
Sten lachte und fühlte sich sogleich wesentlich besser.
Mahoney bewies das alte rauhbeinige Mitgefühl von Mantis, so in der Art: »Tut mir leid, daß du gerade verblutest, aber könntest du es nicht in einer anderen Farbe tun, du weißt doch, daß ich Rot hasse.«
»Zunächst das hier.« Mahoneys Hand strich über die von Sten, und ein kleines rechteckiges Stückchen Kunststoff wechselte den Besitzer. »Es reagiert auf Körpertemperatur.
Bewahre es nah an deinem Körper auf. Wenn du es fallen läßt, löst es sich auf.«
»Was ist darauf?«
»Ein sehr ausgeklügeltes, höchst kompliziertes Computerprogramm und seine beiden Brüder. Geh damit zu irgendeinem Terminal, das für alle Einheiten zugelassen ist, und gib die Codes ein. Der erste löscht sämtliche Referenzen in allen Imperialen Verzeichnissen bezüglich eines gewissen Ian Mahoney, inklusive der Mantis-Akten und der >Nur für den Imperator<-Berichte. Der zweite tut das gleiche mit Sten, kein Vorname; der dritte für einen Knaben namens Kilgour. Nach dem Löschen mutieren sie in alle Richtungen und zerstören unterwegs alles andere.«
»Wozu soll denn das gut sein?« fragte Sten schockiert.
Mahoney antwortete nicht. »Noch etwas. Und hör genau zu, denn ich werde es nur einmal sagen, und ich will, daß du es ganz hinten in deinem Hirn verstaust.
Wenn die Scheiße über uns zusammenschwappt - ich meine wirklich zusammenschwappt, und du wirst genau wissen, was ich damit meine, wenn es soweit ist -, dann geh als erstes nach Hause. Dort wartet etwas auf dich.«
»Small-«
»Denk nach, verdammt«, knurrte Mahoney. »Du trägst den Kopf hoch, als wärst du ein steifbeiniger Rekrut. Das ist alles.
Vier Hinweise, wenn überhaupt. Oder nur vier Anzeichen für den Abstieg eines alten Mannes in die Senilität?«
Mahoney kicherte plötzlich auf. »... wie schon gesagt, du Schwachkopf, es heißt: >Hoffnung liegt in ihrer Seele.<«
Mahoney lachte.
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