Sten 8 Tod eines Unsterblichen
der komplette Stab der
unverzichtbaren Palastbediensteten, also Köche, Bäcker, Wäschereileute und Butler.
>Was für ein Aufstand<, dachte Alex. >Es gab mal 'ne Zeit, da wurde Wert darauf gelegt, daß das gesamte Personal aus Ex-Gardisten oder Ex-Mantis-Angehörigen bestand. Aber die hat unser guter Poyndex alle abgeschafft und durch andere Leute ersetzt, bei denen als Qualifikation ausreicht, hirnlose Bewunderer des Imperators zu sein.< Dazu kamen die Sicherheitsleute.
Keine Gurkhas. Die waren schon lange weg.
Auch keine Prätorianer. Diese Truppe war, nachdem ihr Colonel sie zu einer Privatarmee zum Sturz des Imperators umfunktioniert hatte, nie wieder reformiert worden. >Das war dein Problem, Kumpel<, dachte er in Erinnerung an den verstorbenen Colonel Fohlee. >Du warst das, was man einen hervorragenden Antifaschisten nennt.
Und für deine fehlgeleitete Überzeugung haben sie dich durch den Fleischwolf gedreht.< Jetzt bestand die Wache aus der Inneren Sicherheit, Poyndex' eigenen Leuten, von denen niemand aus der Sektion Mantis oder von Mercury, der einmal mit ihnen zu tun gehabt hatte, sonderlich beeindruckt war.
>Heute nacht wird sich zeigen<, dachte Kilgour,
>ob alles reiner Neid oder wohlbegründet ist.< Es gab noch zwei andere Personen, die sich im Schloß aufhielten.
Einmal Poyndex. Sten hatte recht - er verließ sein Quartier und seine Büros innerhalb der
Schloßmauern nur selten.
Und noch einer.
Der Ewige Imperator.
Kilgour dachte darüber nach, während er wartete.
>Wäre das nicht die einfachste Lösung? Eine Lösung, die Sten eine Menge Schweiß, Ärger und Tüfteleien ersparen würde ? Komme ich überhaupt nahe genüg an ihn heran? Höchstwahrscheinlich nicht. Allzuviel Ehrgeiz schadet nur<, rief er sich ins Gedächtnis, >und meistens versaut man dadurch die ganze Kiste nur, statt mit dem Mädel und dem Klumpen Gold nach Hause zu ziehen.
Poyndex ist mein Goldjunge, und sonst nix.< Nach Anbruch der Nacht, nachdem er die
fliegende Patrouille ausgekundschaftet hatte, verließ er sein Versteck, schob sich den 50-Grad-Steilhang zu den Burghofmauern hinauf, bis unmittelbar unterhalb der Mauerkrone - das, was man das Schanzwerk nennt. Er folgte der Linie, die im Zickzack vor und zurück sprang, bis er unter der hohen Mauer von Arundel selbst stand, die 700
Meter über ihm bis zu den Zinnen hinaufragte. Alex zog sich die Stiefel aus und verstaute sie in seinem Rucksack.
>Und jetzt die große Spinnennummer<, dachte er und schob sich seitlich an die Mauer heran.
Vorsprünge zwischen den Steinblöcken ...
Fingerspitzen ... Halt für die Zehen ... er kroch seitlich weiter, auf die Stelle zu, an der die gewaltigen Schwingtore den Haupteingang zum Schloß versperrten.
Mit Klettergarn und Jumars wäre es einfacher gewesen, doch er wollte das Risiko nicht eingehen, in Fowler eine derartige Kletterausrüstung zusammenzukaufen. Und diese Mauer war nicht unbedingt zum Fensterln gedacht. Er schluckte einmal kräftig, als ein Steinbrocken unter seinen Fingern nachgab, seine Zehe krümmte sich automatisch, rutschte weg, und Alex hing an zwei Fingern und seinem anderen Fuß, und er hörte, wie das winzige Steinbröckchen dreißig Meter weiter unten auf dem Paradeplatz landete, ein Krachen und Poltern, ein Echo, das sich im ganzen Burghof wieder und wieder brach, lauter als eine Lawine, lauter als ein Kanonenschuß, fast so laut wie Alex'
keuchende Atemzüge.
Er preßte sich an die Mauer. >Du hättest vor deiner Abreise zur Übung ein paar Kletterpartien absolvieren sollen, Kumpel. Wo? Na, immer an der Wand des großen Hangars der Victory rauf und runter. Nur nicht schlappmachen.<
Er hielt erst schräg über den Torflügeln an. Jetzt mußte er es sich zunächst einmal gemütlich machen.
Was ihm auch gelang. Er trieb die schwere Klinge seines Messers in eine Fuge und stellte sich darauf.
Und er fand eine gute Griffmöglichkeit, wo sich alle vier Finger an den Stein klammern konnten.
>Ich könnte hier glatt tanzen.<
Ein Blick auf die Uhr. >Ein paar Minuten bis zur ersten Wachablösung<, dachte er. >Mein Timing ist perfectamente.<
Genau um 19 Uhr 50 flogen die Flügel des Tores krachend auf; die Wachablösung nahm ihren Lauf.
Alex schaute mit dem Blick des professionellen Betrachters zu.
Der Vorgang diente sowohl zeremoniellen Zwecken als auch der Sicherheit. Die gesamte Wachmannschaft kam herausmarschiert, an der Spitze der Gardeoffizier und der Wachhabende Kommandant. Bei jedem Wachtposten
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