Sten 8 Tod eines Unsterblichen
auf der Erstwelt verrückt geworden ist. Bei unseren Stammesversammlungen haben wir darüber
diskutiert. Vielleicht ist es für die Roma an der Zeit, weiterzuziehen."
"Wohin?"
"Weiter." Sie machte eine Geste nach oben, vergaß dabei, wie niedrig das Dach des A-Grav-Gleiters war, und hinterließ eine kleine Delle darin.
"Weiter, über die Grenzen des Imperiums hinaus, weiter ins All, als es sich jemals ausdehnen kann. Es ist an der Zeit, sich auf die Suche nach Schätzen und Lebewesen zu machen, die wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen können. Plötzlich ist die Luft in diesem kleinen Imperium knapp geworden."
Sten hatte plötzlich eine schwindelerregende, verzaubernde Vision von wirbelnden unbekannten Galaxien, Sternen und Sonnensystemen, die raunend zu neuen Abenteuern einluden, anstelle dieser schier endlosen Folge von Kriegen und Schlachten. Weiter.
Seine Seele wurde magnetisch davon angezogen.
"Wir beladen die Schiffe mit unseren kostbarsten und am wenigsten Platz benötigenden Waren, packen sie randvoll mit Treibstoff, nehmen ein paar Frachtschiffe als Tanker mit und begeben uns auf eine Reise ohne Wiederkehr", fuhr Ida fort. "Ich habe gehört, daß einige Voivoden ihre Stämme bereits dazu überredet haben, aufzubrechen, und es trifft ebenfalls zu, daß man bei den großen Versammlungen einige Vitsas nicht mehr sieht. Aber schließlich wird ja auch gesagt, wir Roma stammten ursprünglich nicht von den Welten der Menschen."
Sie kehrte wieder zu ihrem eigentlichen Ausgangspunkt zurück. "Aber darüber kann man später noch reden, nachdem wir diesen Gadje getötet haben, der sich schon viel zu lange als Imperator bezeichnet. Und nun zu der Situation, in der wir Roma uns befinden, Sten. Wir sind gekommen, um dem Stern der Freiheit zu dienen. Das bedeutet, zumindest augenblicklich, dir und deinen Alliierten.
Wenn sich daran etwas ändert - oder falls du dich ändern solltest -, werden wir die Lage neu beurteilen."
"Danke," sagte Sten. "Ich akzeptiere."
"Wir haben auch von Wild Nachricht bekommen", sagte Alex, ohne die Steuerung aus den Augen zu lassen. "Er wollte herkommen, aber ich habe ihm geraten, sich zunächst noch abseits zu halten. Je weniger Leute mit dem König der Schmuggler zu tun haben, desto besser ist es vielleicht."
"In Ordnung", erwiderte Sten. "Wenn es soweit ist, schicken wir ein Bhor-Schiff hin, das ihn und seine Lieutenants abholt, um ihn in die Strategie einzuweisen."
Er lehnte sich in seinem Sitz zurück.
Die Verbände der Rebellion formierten sich.
"Ich habe etwas, was man, mangels schwächerer Fachausdrücke, vielleicht als einen Plan bezeichnen könnte. Oder zumindest als Ansatz eines Plans."
Die sieben Personen, die ihm zuhörten, wirkten in Othos gewaltigem Bankettsaal, der gut und gerne zweitausend Bhor faßte, geradezu winzig.
Der Saal hätte auch den Ansprüchen des
kritischsten Wikingers an Walhalla standgehalten, obwohl das Dach nicht aus Schilden bestand und es keine Ziege gab, deren Euter mit Aquavit gefüllt war. Hoch oben über ihren Köpfen stützten wuchtige Holzbalken die Decke mit ihren schmalen Oberlichtern, die normalerweise das Tageslicht einließen, jetzt aber durch den Schneesturm meterhoch mit Schnee bedeckt waren. In den vier Kaminen, in denen man jeweils bequem ein Einsatzschiff hätte parken können, fauchte das Feuer, und hinter imitierten Steinwänden liefen die AM2-betriebenen Heizungen, die die eigentliche Wärme erzeugten.
Dicke Teppiche bedeckten den gefliesten Boden, und die Wände hingen voller Kriegs-und
Jagdtrophäen. Die Einrichtung - lange Tische und Bänke - war ebenso solide wie alles andere in dieser Halle. Nicht zuletzt auch deswegen, weil so mancher Bhor das Ergebnis einer kategorischen
Schlußfolgerung mit seinem Knüppel zu bekräftigen pflegte.
Die strategische, vorbereitende Planungssitzung war in vollem Gange. Konzentriert saßen die folgenden Personen vor ihren ausschließlich nichtalkoholischen Getränken (obwohl Otho immer wieder nachdenklich zu seinem großen Stregghorn und dem wirkungsvollen Gebräu auf einem der nahe gelegenen Tische hinübersah) und lauschten: Freston, der Stens lächerlich kleine konventionelle militärische Streitmacht repräsentierte; Ida; Wild, der so viel oder so wenig von Stens Plänen, wie er wollte, an die lockere Gruppierung von
Schmugglern und sonstigen Vertrauensleuten weitergab, die etwas auf Wilds Rat gaben; Otho, formal aus dem Rat der Bhor ausgeschieden, um jetzt als Söldner
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