Sten 8 Tod eines Unsterblichen
bewegt."
Otho dachte nach und gab dann ein höfliches, kurzes Lachen von sich.
"Wie Sie sagten, Rykor, eine Kleinigkeit."
Cind hatte verstanden. "Hmhm", sagte sie. "Ist der Punkt, um den es hier geht, nicht vielmehr der, daß man überhaupt in Begriffen wie alt und neu zu denken beginnt? Und dadurch den gesamten Begriff des Imperators als Herrscher aller Zeiten unterminiert?"
"Genau. Wenn es uns einmal gelungen ist, diese Einteilung in die Köpfe der Leute hineinzutragen, werden sie anfangen, den Geschichten und Gerüchten Glauben zu schenken.
Es gibt noch einen weiteren Ansatzpunkt: Ich glaube, es wird sich für uns lohnen, diesen Kult des Imperators, der taktischerweise von ihm unterstützt wird, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wenn man einmal zwei Wesen davon überzeugt hat, daß etwas Immaterielles existiert, das darüber hinaus auch noch Auswirkung auf Materielles hat, kann ein Wesen das andere einen Ketzer nennen. Womöglich kann man das erste Wesen sogar davon überzeugen, daß die neue Gottheit in Wirklichkeit der Antichrist ist.
Lebewesen, insbesondere menschliche Wesen, haben die dümmsten Gedanken und begehen die widerwärtigsten Handlungen im Namen desjenigen Gottes, den sie sich ausgedacht haben und fortan glühend verehren... Tut mir leid. Ich bin vielleicht etwas langatmig."
"Überhaupt nicht", sagte Sten. "Du hast zumindest eine genau umrissene Kampagne. Ich habe bis jetzt nur ein paar allgemeine Bemerkungen und ein mögliches erstes Ziel. Meine Damen und Herren, wir sind offen für Ideen, Vorschläge und dumme Abschweifungen aller Art."
"Die man sich allerdings mit ein wenig Traubensaft versüßen könnte", gab Alex zu bedenken. "Oder Stregg. Boß, was trinkst du denn?"
Sten schüttelte den Kopf. "Nein danke. Einer muß fahren." Überrascht stellte er fest, daß einer der vielen Nachteile, derjenige zu sein, der das Sagen hatte, darin bestand, daß man nüchtern bleiben mußte.
Die einzigen, die tranken, waren Otho, Kilgour und Freston, der jedoch bereits nach einem stark verdünnten Glas Alk aufhörte.
Otho sah alle verachtungsvoll an und brummte dann: "Wunderbar. Einfach toll. Beim Barte meiner Mutter, ich glaube, ich habe mich hier wirklich mit einem Haufen Abstinenzler zusammengetan."
Prompt leerte er sein großes Horn und füllte es erneut, entschlossen, diese Schande wenn nötig im Alleingang auszugleichen.
Die Sitzung dauerte bis in die frühen
Morgenstunden. Sie war äußerst produktiv. Das erste mögliche Ziel wurde festgelegt.
Dann gähnten sich alle ihren Betten und einigen Stunden der Bewußtlosigkeit entgegen, bevor sich der Traum in einen nüchternen Einsatzbefehl verwandeln würde und die Gedanken sich wieder den allgegenwärtigen Sorgen um jedes einzelne Schiff, jede Aufgabe, jede Waffe und jede noch so kleine Essensration zuwenden würden.
Cind trödelte herum und warf einen Blick auf Otho. Er nickte. Er wußte genau, worauf sie hinauswollte.
Er füllte sein Horn und grunzte eine Frage. Cind nickte, und Otho füllte auch für sie ein Horn.
"Wann werden wir uns versammeln?" fragte Cind.
"Ich habe schon Nachrichten von den Ältesten.
Sie warten nur auf uns."
"Bald", schlug Cind vor. "Weißt du schon, was du sagen wirst?"
Othos Brauen zogen sich zusammen. Seine großen Eckzähne blitzten. Er knurrte. Jedem, der mit den Bhor nicht vertraut war, hätte dies als die letzte Warnung kurz vor einer kannibalistischen Attacke erscheinen müssen. Cind wußte, daß es ein Lächeln war.
"Bei Sarla und Laraz, das weiß ich. Aber es ist nicht das, was ich ursprünglich geplant hatte. Bei den aufgetauten Arschbacken meines Vaters, ich bin manchmal schon erstaunlich dickfellig. Aber jetzt habe ich die richtigen Worte beisammen, und ich werde mir nötigenfalls sogar den Bart abschneiden, damit die Ältesten mir zuhören."
Das Bartabschneiden war die einzige
Möglichkeit, die die Bhor hatten, um eine sofortige
"Abstimmung" während einer Versammlung zu erzwingen - wobei der Bartabschneider, sollte die Entscheidung zu seinen Ungunsten ausgehen, unverzüglich durch Enthaupten hingerichtet wurde.
"Ja, jetzt habe ich die Worte beisammen", wiederholte Otho.
"Ich werde die Ältesten informieren. Wir treffen uns heute Abend, wenn die Nacht hereinbricht. Teile Sten und den anderen mit, daß sie nach
Sonnenuntergang in ihren Quartieren bleiben sollen.
Nicht, daß ich so große Krieger wie sie in Verlegenheit bringen will - aber das muß ganz unter uns abgewickelt werden.
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