Sten 8 Tod eines Unsterblichen
anderen Bhor niederschlug, der irgendwas über den zu kurzen Bart von Iv'rs Mutter gerufen hatte, und sich anschließend hinsetzte.
Plötzliche Stille.
Otho fing an zu sprechen. Sie lebten in schlimmen Zeiten, sagte er. Das Imperium sei mörderisch und sein Führer kaum mehr als ein bartloser Räuber. Die Bhor mußten dieser Drohung entschieden und auf neue Weise entgegentreten, andernfalls wären sie zum Untergang verdammt.
Otho erinnerte daran, wie nahe sie der endgültigen Vernichtung bereits durch ihren alten Feind, die wilden Stregg, sowie durch die Propheten Talameins gekommen waren, bevor Sten auf den Wolfswelten erschienen war.
Jetzt sei es an der Zeit, sich zu entscheiden - und es könne nur eine Entscheidung geben.
"Es ist eure Entscheidung", bellte Otho, und das Echo seines Gebrülls wurde von der hohen Decke zurückgeworfen. "Und sie sollte feststehen. Oder ist aus uns eine Rasse geworden, die aus Angst vor einem Stregg panisch über das Eis flieht?"
Das machte die Sache deutlich. Die Bhor würden sich für Sten entscheiden.
Iv'rs Ruf erhob sich über das Getöse. "Dann laßt uns einen Führer wählen. Den größten aller Krieger, der uns in diesen Kampf führen soll."
Tumult. Alle schrien durcheinander. Diejenigen, die einverstanden waren, diejenigen, die sich vor der Tyrannei fürchteten, obwohl es eine althergebrachte Bhor-Tradition war, in Notfällen einen einzigen Kriegsführer zu wählen, und am lautesten jene, die wußten, daß sie die einzig möglichen Kandidaten für einen solchen Posten waren.
Iv'r begann zu skandieren: "Otho! Otho! Otho!"
Andere stimmten bald ein.
Othos Gebell steigerte sich zu überschallartiger Lautstärke, was ihm zu der Stille verhalf, die er erreichen wollte, also Lärm in nur bedingt tödlicher Lautstärke. "Nein!"
Das brachte wirkliche Ruhe.
"Ich bin alt", fing er an.
Otho achtete nicht auf die zustimmenden und ablehnenden Rufe. "Ich werde euch unterstützen. Ich werde helfen. Aber ich bin im Nachtwinter meines Lebens, und dieser Kampf kann noch Jahre dauern.
Ich möchte mich nur als einfacher Soldat an diesem Kampf beteiligen. Oder allenfalls als Anführer der Streitkräfte.
Ich sagte, wir müssen auf die Bedrohung durch den bösartigen Imperator auf neue Art und Weise reagieren, und das ist mein voller Ernst. Es muß jemand sein, der über die Grenzen unseres Clusters hinausblickt, der sieht, was am besten für uns ist, und unsere Ältesten von seinen Visionen überzeugen kann."
Eigentlich hätte Otho diese "Ernennungsrede"
zum üblichen Höhepunkt des "Glücklichen Kriegers" ausdehnen müssen, doch statt dessen trat er vom Tisch zurück, füllte sein Stregghorn, schüttete den Inhalt in sich hinein und wies mit dem Daumen quer über den Tisch, während ihm der Stregg über die Brust lief und er keuchend nach Atem rang.
"Sie."
Er zeigte auf Cind.
Es folgte eine lange Stille, die von einem noch längeren Getöse abgelöst wurde.
Nachdem sich Cind erholt hatte, versuchte sie zu diskutieren. Sie war nur ein Mensch. Sie war noch jung, noch nicht reif für diese Ehre. Sie war
Was sie auch sonst noch hervorstammelte, es ging einfach unter. Und das Geblöke setzte sich tumultartig fort.
Kurz vor Sonnenaufgang war die Kontroverse beigelegt. Diejenigen, die noch bei Bewußtsein waren und Cinds Fähigkeiten im Kampf und als Anführerin respektierten, und diejenigen, die sich allein von der neuen, originellen Idee verführen ließen, eine offizielle Vertreterin menschlichen Ursprungs zu haben, setzten sich durch; obwohl das Feld weniger nach einer politischen Debatte aussah, sondern eher wie Hattin aus der Sicht eines Ungläubigen.
Cind würde die Bhor vertreten.
Sie ging, um Sten zu wecken, und fragte sich, wie er die Neuigkeit wohl aufnehmen würde.
Sten war natürlich begeistert. Erstens, weil sich die Bhor auf seine Seite geschlagen hatten, und zweitens, weil sie sich solch eine talentierte und fähige Vertreterin ausgesucht hatten. Er fand es außerdem auch wahnsinnig komisch, daß er und ein Bhor das Bett miteinander teilten. Obwohl er ihr vorschlug, daß sie sich sofort darauf konzentrieren sollte, sich einen Bart wachsen zu lassen.
Alex Kilgour hatte in dieser Nacht ebenfalls nicht geschlafen. Kurz vor Morgengrauen geisterte er draußen herum, auf einer der hohen Brustwehren der Festung. Ein Wachtposten, der ihn entdeckte, wollte ihn zuerst zum Kampf herausfordern, ließ es dann jedoch sein, als er ihn erkannt hatte, und überließ ihn seinen
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