Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Seite kämpfte ...", und hatte seine Sympathien mit Nachdruck sprechen lassen.
Um auch wirklich gegen jeden Rückschlag gewappnet zu sein, setzte Solon Kenna verstärkt auf Wahlpropaganda. Als sei der große Tag nicht ein Jahr, sondern nur noch eine Woche entfernt, und obwohl seine Ratgeber sagten, die Wahl sei so gut wie gewonnen. Sie wiesen darauf hin, daß es Dusable noch nie so gut gegangen war. Die Landefelder der großen Raumhäfen waren voll ausgelastet. Die Fabriken arbeiteten rund um die Uhr im Schichtbetrieb. Der GNBI (der Große Nationale Bestechungs-Index) lag auf Rekordhöhe.
AM2 war nicht nur im Übermaß verfügbar und billig, sondern der Ewige Imperator hatte das System auch noch mit einem brandneuen AM2
Depot bestückt, das zwei weitläufige Sektoren in diesem Gebiet des Imperiums bediente.
Kenna wollte sich jedoch nicht besänftigen lassen. Als Präsident des Rates der Solons und graue Eminenz hinter Tyrenne Walsh hatte er im Falle einer Fehlkalkulation viel zu verlieren. Genauer gesagt: alles. Kenna hatte nicht die Absicht, Tyrenne Yelads entscheidenden Irrtum zu wiederholen
übermäßiges Vertrauen.
Seine große Rede, mit der er diese Wahlrunde einläuten wollte, war mit äußerster Sorgfalt vorbereitet worden.
Er wählte sich ein wohlgesonnenes Publikum aus
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die gigantische Transportgewerkschaft der Cairenes, die SDT. Seit Kennas Tagen als kleines, betrügerisches Mitglied des Rates der Solons war die Gewerkschaft einer der Eckpfeiler seiner Macht. Auf die stämmigen Werftarbeiter konnte man sich immer verlassen, ob es nun um Stimmen ging oder Beiträge zur Wahlpropaganda, um wilde Streiks, die man in Auftrag gab, oder muskelbepackte kleine Eingrifftrupps, die man losschickte, um sich mit gegnerischen Gruppen anzulegen.
Als nächstes mußte er tief in seine Kriegskasse greifen, um für angemessene Unterhaltung und Verköstigung zu sorgen. Mehr als dreihundert Tische würden sich unter der Last des Essens biegen. Weitere hundert dienten als Bar. Eine große Bühne wurde aufgebaut, auf der die ganze Nacht hindurch Massen von Musikern, Kabarettisten und spärlich bekleideten Tänzerinnen das Publikum unterhielten. Am Rande der großen Schiffswerft stellte man fünfzig Zelte auf und besetzte sie mit Teams patriotischer Joyboys und Joygirls, die sonst nur während der Vier Jahresfeier routinemäßig zusammengerufen wurden, um ihr Bestes für Dusable zu geben.
Schließlich setzte er auch den Imperator unter sanften Druck, damit er ihn mit der nötigen Munition für seine Rede versorgte. Und, so teilte Kenna den versammelten SDT-Mitgliedern gerne mit, als er auf die Bühne stieg, um seine Rede zu halten, der Imperator war mit seinen Informationen noch großzügiger gewesen, als er gehofft hatte.
Das Empfangsgejohle für Kenna war laut genug, um den Lärm eines anfliegenden
Atmosphärenflugzeugs zu übertönen. Einige Minuten lang badete er im donnernden Applaus und den Hochrufen. Er machte einen Versuch, die Menge zu beruhigen - eine Hand, die sich, um Ruhe bittend, mit schwacher Geste hob. Dann sank die Hand wieder nach unten, völlig entmutigt vom Enthusiasmus seiner Bewunderer. Als die Kamera eines Nachrichtenteams eine Nahaufnahme machte, zeigte sich auf Kennas Gesicht genau jenes unterwürfige Grinsen, das er in seiner
jahrzehntelangen Wahlkampfarbeit perfektioniert hatte.
Dreimal unternahm Kenna den Versuch, die Menge zu beruhigen. Dreimal mußte er sich der Masse fügen und ihren Applaus hinnehmen. Beim vierten Versuch gab Kenna ein kleines Handzeichen, das seine Gehilfen sofort registrierten und an die Claqueure weitergaben, die sich zahlreich in der Menge befanden, um die Massen zu beruhigen.
Diesmal ebbten Applaus und Freudenschreie langsam ab, bis es schließlich so leise war, daß man im Flüsterton sprechen konnte.
"Bevor wir anfangen, habe ich eine Frage", begann Kenna seine Rede. Seine Stimme klang donnernd aus den tragbaren Verstärkern. "Geht's euch allen jetzt besser als vor vier Jahren?"
Die Menge tobte fast noch lauter als zuvor. Ein Nachrichtentechniker beobachtete, wie die Anzeige seines Popularitätsmessers bis zum maximalen Ausschlag pendelte und dort eine volle Minute hängenblieb. Er wies seinen Chef darauf hin, dem bei diesem Anblick fast die Augen aus dem Kopf quollen. Das war beinahe ein Rekordwert.
Schließlich beruhigten die Claqueure die Menge erneut, und Kenna setzte seine Rede fort.
"Ich stehe mit ebenso großem Vergnügen wie mit Demut vor euch, um
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