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Stephane Hessel - ein gluecklicher Rebell

Stephane Hessel - ein gluecklicher Rebell

Titel: Stephane Hessel - ein gluecklicher Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Fluegge
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gegen Israel zu sagen, als ob es nicht genügend Juden gegeben hätte, die Hass gegen ihre eigene Herkunft empfunden hätten. Und auch jemand, der in der Résistance war, könne durchaus Antisemit sein, wie Paul Rassinier, ein Überlebender des Lagers Dora, der einer der ersten Negationisten wurde. (Er leugnete generell die Existenz von Gaskammern, weil es in Dora keine gab.)
    Szlamowicz wirft Hessel Eitelkeit und narzisstische Selbstdarstellung vor. Hessel inszeniere sich wirksam und pathetisch als alten Mann, der am Ende seines Lebens noch eine Lektion in Sachen Widerstand erteile. Aber dieses unbescheidene Selbstbild diene einem politischen Zweck. In der Résistance gewesen zu sein werde hier zu mehr als einem biographischen Faktum, es erzeuge eine Art Heiligenschein. Dabei komme es zu biographischen Ungenauigkeiten, wenn er etwa glauben lasse, er habe 1948 die Menschenrechtserklärung mitredigiert (was Hessel in der Tat anfänglich suggerierte oder unwidersprochen behaupten ließ, dann jedoch zurücknahm). Hessel sei auch kein Theoretiker, eher eine emblematische Persönlichkeit, die sich benutzen lasse für die Zwecke einer israelfeindlichen Kampagne. Sein Auftreten habe dabei leicht religiöse Konnotationen, denn wie Benny Lévy geschrieben hat: »Das Politische ist immer auch krypto-theologisch.«
    Zuletzt werden die eher moralischen Konnotationen des Wortes »indignation« erörtert; indem Hessel es auf die Résistance zurückführe, werde es zur impliziten Gegenthese zur Kollaboration (was Andersdenkende diskriminiere).
    Vor allem gehe es Hessel darum, seinem Anliegen eine für die Jugend anziehende Erscheinung zu geben. Aber er sei ein Verführer, so wie er agiere und argumentiere und auftrete, und die bei ihm und durch ihn positiv konnotierte Rebellion sei eine Empörung ohne Objekt, ohne Anlass. Der Autor wirft Hessel sogar Unredlichkeit vor, denn er maskiere die ideologischen Zwecke seines Kampfes. »Von seiner Biographie gekrönt, überträgt Hessel seine eigene Legitimität auf die Sache der Hamas.«
    Sich der islamistischen Sache zu verschreiben sei ein neuer »Verrat der Intellektuellen«, überdies liebe es die französische Gesellschaft, sich in Streitfragen zu verstricken, die sie eigentlich nichts angingen. Szlamowicz’ Gegenpamphlet endet mit einer Lobpreisung Israels als eines Landes, in demdas fragwürdige Herkunftsargument keinen Sinn habe, da es hier die größtmögliche Verschiedenheit der Herkunft gebe. Aber damit hat sich Szlamowicz in seinem kritischen Eifer schon weit von Hessels Text entfernt.
    Ein Beispiel für die Kritik an Hessel aus dem rechten Lager ist dem Wirtschafts-Wochenblatt
Valeurs actuelles
zu entnehmen (Denis Tillinac, 9.   6.   2011). Dort werden Hessels recht summarische linke Rhetorik sowie sein anachronistisches Bild von Frankreich getadelt. Der CNR sei als Bezugspunkt überholt. Hessel hole das Sektierertum à la Sartre wieder hervor. »Unter dem Deckmantel einer Apologie der Résistance tischt er den Sartro-Marxismus der 50er Jahre wieder auf, nun aber altermondialistisch geschminkt.« Zwar geniere es ihn, schrieb der Journalist, einen würdigen Vertreter der Résistance zu kritisieren. Trotzdem halte er es für eine niedrige Manipulation und eine inakzeptable indirekte Gleichsetzung der Naziokkupanten mit der gegenwärtigen Regierung.
    Ausgerechnet der konservative
Figaro
nannte die Jugend, die sich für Hessel begeistert, »reaktionär« (Ivan Rioufol, 9.   11.   2011). Von Hessel hieß es abschätzig, er verkaufe Moral für drei Euro. Ihn selbst stuft man als Fetisch der altermondialistischen und antizionistischen Linken ein. Anlass des Artikels im
Figaro
war die Tatsache, dass sich zu einem Protest der Occupy-Bewegung in La Défense und auf dem Bastille-Platz nur ein paar Dutzend Protestierer eingefunden hatten, während gleichzeitig in 82 anderen Ländern mit sehr großen Teilnehmerzahlen demonstriert wurde. Das demagogische Verfahren, das darin bestehe, die Jugend als Verbündete des Fortschritts zu sehen, sei eben von der Jugend verworfen worden, die man täuschen wolle. Das satirische Wochenblatt
Le Canard Enchaîné
hingegen sprach immer nur lobend von Hessels Büchlein und von seinen Reden. Ebenso gab die kommunistische Tageszeitung
L’Humanité
seinen Auftritten einen auffallend großen Widerhall.
     
    Zu den bemerkenswerten Fernsehauftritten von Hessel gehörte die nicht ganz ernsthafte Nachrichtensendung Le Grand Journal des

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