Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
interessiert, möchte sich aber natürlich vergewissern, dass die Stücke echt sind. Es gibt noch weitere Interessenten, deshalb müssen wir die ganze Angelegenheit vorläufig absolut geheim halten.«
»Aber natürlich«, murmelte der Rumäne. »Sie können sich auf meine Diskretion verlassen.«
Martin rief Tom Newman an. »Er ist gelandet. Sorg dafür, dass Mantega mit den Mustern anrückt. Wir sind in maximal vierzig Minuten da.«
Letztlich brauchten sie nur fünfundzwanzig Minuten. Während der Fahrt deutete Alecsandri irgendwann auf den Fahrer und flüsterte: »Dieser Mann ist ein Irrer!«
»Un romano «, erwiderte Martin.
Alecsandri warf den Kopf leicht zurück, als ob das alles erkläre.
Die Besprechung begann eine Stunde später in dem Wohnzimmer, das zu der Suite gehörte, die Jake bewohnte. Sie war durch Alecsandris Wunsch verzögert worden, sich vorher zu duschen und umzuziehen, sowie die Zeit, die Martin dafür brauchte, Jake von seinem Online-Spiel und Tom Newman, der sich gerade mit irgendeiner Frau namens Mirella für den folgenden Abend in der Antica Osteria dell’Arenella zum Essen verabredete, von seinem Handy loszueisen. Tom hatte Italienisch gesprochen, doch Martins passive Kenntnisse der Sprache verbesserten sich sprunghaft. Schade, dass seine Fähigkeit, die Sprache zu sprechen, noch hinterherhinkte, sonst hätte er völlig auf seinen Übersetzer verzichten können. Doch genau das hatte er vor, sobald der Deal unter Dach und Fach war, deshalb sagte er auch nichts dazu, dass Tom offenkundig plante, sich den morgigen Abend freizunehmen. Im Gegenteil, das passte ihm sogar recht gut.
Schließlich hatte er alle Spieler beisammen. Martin selbst trug sein übliches islamisch-fundamentalistisches Outfit: einen leichten schwarzen Wollanzug, dazu ein graues, leicht klerikal wirkendes Hemd, das eng am Kragen zugeknöpft war, und auf Hochglanz polierte schwarze Slipper. Jake lief mit einer verkehrt herum aufgesetzten Baseballkappe auf seinem kahl geschorenen Schädel herum, einem T-Shirt mit der Aufschrift »AWGTHTGTTSA????«, ausgeblichenen Jeans, die kunstvoll an Knie und Oberschenkel zerrissen waren, und Basketballschuhen, die wahrscheinlich mehr gekostet hatten als Martins gesamtes Outfit. Tom hatte sich wie ein Einheimischer angezogen, mit schweinsledernen Halbschuhen, khakifarbener Cordhose, kariertem Hemd, das bis über die Brust aufgeknöpft war, einem gelben Lambswool-Pullover, den er wie einen Schal über die Schultern drapiert hatte, und einer Pilotenbrille, die über seiner breiten, faltenlosen Stirn auf seinen blauschwarzen Locken saß. Nur Mantega und Alecsandri hätten überall unbemerkt durchgehen können. Nun ja, fast überall, da der Italiener offenkundig bewaffnet war. Eine automatische Pistole ragte aus einem Schulterholster hervor, von dem er gerade so viel sehen ließ, wie er für zweckmäßig hielt.
Martin gab Nicola Mantega ein Zeichen, worauf dieser den großen goldenen Teller und die Schüssel aus dem Karton nahm, den er mitgebracht hatte, und sie auf den langen Tisch aus irgendeinem Holzimitat stellte. Alle scharten sich um den Tisch, doch es waren nicht genügend Stühle da, dass alle sitzen konnten.
»Du setzt dich da hin«, wies Martin Jake an. »Und George bitte dort drüben.«
Er selbst blieb stehen, Mantega und Tom ebenfalls. Jake nahm den Teller und kippte ihn in alle Richtungen.
»Tafelgeschirr«, sagte er. »Kennst du eigentlich Rob?«
Die Frage war an Martin gerichtet.
»Wir haben zusammen an NT gearbeitet?«, fuhr Jake fort. »Er hat seine Teller bei Costco gekauft, irgendwie in einer Kiste, immer hundert Stück auf einmal, und wenn er sie benutzt hatte, hat er sie in den Müll geschmissen. Hat gesagt, das wär billiger, als die Spülmaschine laufen zu lassen.«
»Und ganz bestimmt auch umweltfreundlicher.«
Martin war sauer, weil Jake diesen Ausländern demonstrierte, dass er, Martin Nguyen, für einen Idioten arbeitete.
»Was bedeuten überhaupt diese Buchstaben auf deinem T-Shirt?«, fragte er unwirsch.
Jake sah ihn mit einem seiner unergründlich leeren Blicke an. »Are we going to have to go through this shit again?«
Martin merkte, dass er Mist gebaut hatte. »Hey, Jake, tut mir leid! Wusste nicht mehr, dass ich dich das schon mal gefragt hab.«
»Hast du nicht. Aber das heißt es.«
Er zog das T-Shirt so stramm, dass seine Brustwarzen sich wie bei einem pubertierenden jungen Mädchen durch die Baumwolle abzeichneten, grinste die Anwesenden
Weitere Kostenlose Bücher