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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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wissen.«
    »Warum?«
    Mantega schob sein Kinn vor und sah Tom mit einer Miene an, als würde er sich mit aller Macht bemühen, ein Gefühl auszudrücken, von dem er gelesen, das er aber nie selbst erfahren hatte.
    »Weil ich ein Patriot bin«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Kein italienischer Patriot, obwohl ich mich sowohl als Italiener als auch als Europäer betrachte, in dieser Reihenfolge. Doch zuallererst bin ich Kalabrier!« Er beugte sich vor und packte Tom so fest am Arm, dass es wehtat. »Und das sind Sie auch, mein Freund, trotz Ihres amerikanischen Passes. Im Grunde unseres Herzens sind wir beide Kalabrier.«
    Tom fühlte sich mittlerweile aus diversen Gründen unbehaglich. »Was hat das alles mit Rapture Works zu tun?«, fragte er.
    »Das ist ganz einfach. La tomba d’Alarico ist ein kalabrisches Kulturerbe von unschätzbarem archäologischem Wert. Es muss Kunstschätze enthalten, die so kostbar sind, dass im Vergleich dazu selbst die Bronzestatuen von Riace verblassen würden. Nun nehmen wir einmal an, Ihre Arbeitgeber würden es finden, was beabsichtigen sie damit zu tun?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Genau. Es könnte ihnen natürlich einfach um den Ruhm gehen, diese Entdeckung gemacht zu haben, und anschließend überlassen sie die weitere Erforschung der Stätte den zuständigen Stellen. In dem Fall hätte ich nichts dagegen einzuwenden. Mit einer fetten Subvention aus Rom und von der EU könnten wir einen großartigen Anbau an das Museo Civico errichten und dort diese Schätze unterbringen. Leute aus aller Welt würden hierherfliegen, um sie sich anzusehen, und der Stadt und der Region Ruhm und Reichtum bringen. Vielleicht wären wir sogar bereit, sie nach London, Paris und New York auszuleihen, als eine dieser Wanderausstellungen, für die man im Voraus Tickets buchen muss. ›Der Schatz des Alarich!‹ So weit, so gut.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Aber nehmen wir einmal an, dass ihre Absichten ganz andere sind. Wer auch immer hinter dieser Suchaktion steckt, hat eindeutig eine Menge Geld investiert und könnte durchaus die Vorstellung haben, damit einen Profit zu machen. Nun könnte man den Schatz natürlich nicht auf dem offenen Markt anbieten, aber es ließe sich sicher irgendein russischer Milliardär finden, der fast alles zahlen würde, um so etwas zu besitzen. Andererseits wäre auch denkbar, dass der Schatz nur für den Wert des Goldes und der kostbaren Steine verramscht wird, wie es in der Vergangenheit tragischerweise so häufig geschehen ist, womit dieses einzigartige und unersetzliche Zeugnis unseres gemeinsamen Erbes für immer vernichtet würde. Tatsache ist, dass wir einfach nicht wissen, was passieren könnte, falls sich diese illegale Suche als erfolgreich erweisen sollte. Deshalb appelliere ich an Sie, mein Freund, dass Sie mich informieren, wenn es passiert. Rufen Sie mich einfach an, zu jeder Tages- und Nachtzeit, und sagen Sie: ›Das Paket ist angekommen.‹ Dann vereinbaren wir ein Treffen, bei dem Sie mir die Einzelheiten erzählen können. Also sagen Sie mir, Tommaso, sind Sie bereit, Ihre Pflicht für das madrepatria zu erfüllen?«
    »Also … ja. Ich meine, ich nehme es an.«
    »Wunderbar! In diesem Fall lassen Sie uns jetzt essen gehen, dort können Sie mir dann Ihr Anliegen erklären. Gleich um die Ecke ist ein Lokal, in dem ich Stammgast bin.«
    Tom hatte halbherzig gehofft, dass die Brünette noch vor dem Gebäude stehen würde, doch von ihr war nichts zu sehen. Sie bogen links in eine Seitenstraße ab und betraten ein Restaurant, das so unauffällig aussah, dass Tom annahm, die gesamte Klientel müsse aus Stammgästen bestehen. Diese Vermutung schien durch die Anzahl der Leute bestätigt zu werden, die Nicola Mantega grüßten oder von ihm gegrüßt wurden, während dieser sie zu ihrem Tisch führte.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«, sagte der ältere Mann, nachdem er dem Kellner seine Bestellung im Dialekt heruntergerattert hatte.
    »Nun ja, Signor Mantega …«
    »Sagen Sie Nicola zu mir.«
    »Die Sache ist die. Mir gefällt es hier wirklich gut, und ich würde gerne bleiben, nicht nur als Tourist. Also müsste ich eine Arbeitserlaubnis haben. Das wäre eine Sache, wofür ich Sie brauche.«
    Mantega wirkte bewundernswert gelassen. »An was für eine Arbeit hatten Sie denn gedacht?«
    Tom lächelte verlegen. »Das hört sich vielleicht verrückt an, aber ich glaube, es könnte funktionieren. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen erzählt hab, dass ich

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