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Sterben: Roman (German Edition)

Sterben: Roman (German Edition)

Titel: Sterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Tütensuppen, Erdnüsse, drei Fertiggerichte mit Spaghetti, die ins Gefrierfach gehört hätten, Schnapsflaschen, die gleiche Billigmarke.
    Das lassen wir mal lieber, dachte ich und setzte mich wieder, hob den Kaffeekessel an und goss ein. Er hatte nicht lange genug gezogen, aus der Tülle ergoss sich ein hellbrauner Strahl voller kleiner Kaffeekörnchen. Ich hob den Deckel ab und goss ihn zurück.
    »Es ist schön, dass ihr da seid«, sagte Großmutter.
    Ich fing an zu weinen. Ich atmete tief, aber vorsichtig durch und legte den Kopf in die Hände, rieb ihn vor und zurück, als wäre ich müde und nicht, als würde ich weinen. Aber Großmutter merkte ohnehin nichts, sie war erneut in sich selbst versunken. Diesmal währte der Zustand ungefähr fünf Minuten. Yngve und ich sagten nichts, tranken Kaffee, starrten vor uns hin.
    »Ach ja«, sagte sie dann. »Das Leben ist ein Gampf, sagte die Alte, denn sie konnte das K nicht sprechen.«
    Sie griff nach der roten Zigarettendrehmaschine, öffnete das Tabakpäckchen, Petterøes Menthol, presste flink Tabak in die Rinne, stülpte eine leere Hülse über das kleine Röhrchen am Ende, ließ den Deckel einrasten und schob ihn fest die Schiene entlang.
    »Vielleicht sollten wir mal unser Gepäck holen«, sagte Yngve. Er sah Großmutter an. »Wo können wir übernachten?«
    »Das große Schlafzimmer unten steht leer«, sagte sie. »Da könnt ihr schlafen.«
    Wir standen auf.
    »Dann gehen wir mal zum Auto«, sagte Yngve.
    »Tut ihr das?«, erwiderte sie.
    Ich blieb hinter der Tür stehen und drehte mich zu ihm um.
    »Hast du da mal reingesehen?«, sagte ich.
    Er nickte.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter wurde ich von Tränen übermannt, die ich diesmal nicht verbergen konnte. Die ganze Brust bebte und zitterte, ich konnte nicht atmen, tiefe Schluchzer schüttelten mich, und mein Gesicht verzerrte sich unkontrolliert.
    »Ooooooooo«, sagte ich. »Ooooooo.«
    Ich merkte, dass Yngve hinter mir stand, und zwang mich, die Treppe hinunter, durch den Flur und zum Auto hinaus zu gehen, wo ich auf den kleinen Hof weiterlief, der zwischen Großmutters Haus und dem Zaun zum Nachbarn lag. Ich hob den Kopf und blickte gen Himmel, versuchte tief und regelmäßig zu atmen, und nach mehrmaligem Luftholen ließ das Zittern nach.
    Als ich zurückkam, stand Yngve über den offenen Kofferraumdeckel gebeugt. Mein Koffer stand neben ihm auf der Erde. Ich nahm ihn, trug ihn die Eingangstreppe hinauf, setzte ihn im Flur ab. Yngve, mit einem Rucksack auf dem Rücken und einer Tasche in der Hand, war direkt hinter mir. Nach den Minuten an der frischen Luft nahm man den Gestank im Haus intensiver wahr. Ich ging dazu über, durch den Mund zu atmen.
    »Da sollen wir schlafen?«, sagte ich und nickte zu der Tür des Schlafzimmers, das Großmutter und Großvater in den letzten Jahrzehnten benutzt hatten.
    »Wir sollten uns mal ansehen, wie es da drinnen aussieht«, meinte Yngve.
    Ich öffnete die Tür und sah hinein. Das Zimmer war verwüstet, überall, auf dem Fußboden, dem Bett und den Kommoden lagen Kleider, Schuhe, Gürtel, Taschen, Haarbürsten, Lockenwickler und Schminkutensilien herum, und alles war von Staub und Wollmäusen bedeckt, aber geschändet wie das Wohnzimmer oben war es nicht.
    »Was meinst du?«, sagte ich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Was glaubst du, wo er geschlafen hat?«
    Er öffnete die Nebentür, die zu dem Zimmer führte, das früher Erlings gewesen war, und ging hinein. Ich folgte ihm.
    Der Fußboden war mit Müll und Kleidern übersät. Ein Tisch, der offenbar zertrümmert worden war, lag unter dem Fenster. Stapelweise flogen Papiere und ungeöffnete Briefe herum. Etwas, vermutlich Erbrochenes, war zu einem unebenen, gelblich roten Feld auf dem Fußboden unter dem Bett eingetrocknet. Die Kleider waren voller Dreck und dunkler Flecken, die geronnenes Blut sein mussten. Eins der Kleidungsstücke war innen schwarz von Kot. Alles stank nach Urin.
    Yngve trat zum Fenster und öffnete es.
    »Hier sieht es aus, als hätten Junkies gehaust«, sagte ich. »Hier sieht es aus wie in einer verdammten Fixerbude.«
    »Da hast du wohl Recht«, meinte Yngve.
    Die Kommode an der Wand zwischen Bett und Tür war seltsam unangetastet geblieben. Dort standen die Fotografien von Vater und Erling mit ihren schwarzen Studentenmützen, die aufgenommen worden sein mussten, als sie sich an der Universität eingeschrieben hatten. Ohne Bart sah Vater Yngve auffällig ähnlich. Der gleiche Mund, die

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