Sterbensangst (German Edition)
Haar ausspült. Beobachtet, wie sie sich langsam umdreht, mit dem Duschkopf herumspielt und den Wasserstrahl auf ihre Schultern lenkt. Sieht zu, wie sie sich die Arme mit der edlen Seife einschäumt. Den Bauch. Dann die Schenkel. Zwischen den Beinen. Ihre kleinen, zarten Brüste.
McAvoy überlegt noch, ob er hinter den Vorhang greifen und die Rundung ihrer Hüften streicheln soll, als sie abrupt das Wasser abstellt. Sie wischt den Vorhang beiseite und steht tropfnass in der Badewanne. Sich ihrer eigenen Schönheit so unbewusst.
»Tut mir leid, dass ich gestern schon geschlafen habe«, sagt sie, während sie sich das Haar schüttelt wie ein nasser Hund und ihm die Hand hinhält, damit er ihr aus der Wanne hilft. »Wann bist du denn heimgekommen?«
McAvoy kann ihr nicht in die Augen sehen. Sie muss erst auffordernd mit dem Kopf nicken und die Augenbrauen hochziehen, bevor er zu ihr geht und ihre kleine nasse Hand ergreift. Ihr aus der Wanne hilft.
McAvoy beugt sich vor und küsst ihr nasses Gesicht, trifft sie auf den Mundwinkel. Sie lächelt vergnügt und erwidert seinen Kuss, reibt ihren feuchten Körper gegen seine Brust. »Du hättest mit reinkommen sollen«, flüstert sie mit einer Kopfbewegung zur Wanne hin. »Wir hätten nachholen können, was wir gestern Nacht verpasst haben.«
»In der Theorie ist es besser«, sagt er, während Erleichterung ihn durchflutet.
»Ach ja?« Ihre Stimme klingt verführerisch. Verspielt.
»Die Dusche, meine ich«, sagt er zwischen zwei Küssen. »Es endet immer damit, dass wir ausrutschen, weißt du nicht mehr?«
Sie müssen lachen bei dem Gedanken daran, wie sie das letzte Mal versucht haben, gemeinsam zu duschen. Bei ihrem Größenunterschied wäre Roisin beinahe ertrunken, während McAvoy von der Brust aufwärts knochentrocken blieb.
Ihre Hände gleiten an seinem Körper herab. Ihre Lippen bewegen sich zu seinem Hals.
Sie schnuppert.
»Dolly Girl von Anna Sui?«
Sie lehnt sich zurück und sieht ihn fragend an. Sie hat Rasierschaum im Gesicht.
»Ich …«
Sie schnuppert wieder, dann grinst sie und schmiert sich den Rasierschaum wie einen Schnurrbart über die Oberlippe. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn auf den eingeseiften Mund.
»Wer immer sie ist, sie hat einen guten Geschmack.«
Dann gleiten ihre Lippen wieder über seine Haut.
»Roisin, es war bei der Arbeit, ich konnte nicht …«
Sie bringt ihn zum Schweigen. Zieht seinen Kopf zu sich herunter und sieht ihm in die Augen. »Aector, der Tag, an dem du mich betrügst, ist der Tag, an dem die Welt sich in eine Mozartkugel verwandelt. Keine riesige Mozartkugel, eine ganz normale, auf der wir uns alle zusammendrängen müssen. Irgendwie sehe ich das in naher Zukunft nicht auf uns zukommen. Also sei still. Küss mich.«
»Aber …«
Ihre Zunge gleitet zwischen seine trockenen, rissigen Lippen.
»Papa! Telefon!«
Die Tür wird aufgerissen, und Fin platzt ins Badezimmer. Er rutscht auf dem nassen Linoleum aus, landet auf dem Hosenboden und lässt das Handy fallen. Es schlittert wie ein Eishockeypuck davon. Fin kichert und macht keine Anstalten aufzustehen, selbst als sein Buzz-Lightyear-Pyjama sich mit Wasser vollzusaugen beginnt.
McAvoy bückt sich und hebt das Telefon auf.
»Aector McAvoy«, meldet er sich.
»Ist es gerade ungünstig, Sergeant?«
Er braucht eine Sekunde, um die Stimme unterzubringen. Sie klingt eindeutig gebildet und zittert ein wenig. »Mrs Stein-Collinson?«, fragt er und schließt die Augen. Er macht sich Vorwürfe, dass er sie letzte Nacht nicht zurückgerufen hat.
»Richtig«, sagt sie, erleichtert, dass er sie erkannt hat. »Sie klingen beschäftigt. Wer war das gerade am Telefon?«
»Mein Sohn«, antwortet er.
»Scheint ja ein toller Bursche zu sein«, sagt sie mit einer Stimme, in der ein fröhliches Lächeln mitschwingt.
»Tut mir leid, dass ich gestern Nacht nicht zurückrufen konnte …«
»Ach, das verstehe ich schon«, sagt sie, und vor seinem geistigen Auge sieht er sie mit einer faltigen, manikürten Hand seine Proteste beiseitewischen. »Dieses arme Mädchen. Haben Sie schon irgendwelche Fortschritte gemacht? Die Nachrichten sind sehr vage.«
McAvoy fragt sich, wie viel er ihr sagen darf. Beschränkt sich dann auf: »Wir verfolgen ein paar vielversprechende Spuren.«
»Sehr schön, sehr schön«, sagt sie nicht ganz bei der Sache und stockt dann.
»Gibt es bei Ihnen etwas Neues?«, gibt er ihr das Stichwort.
»Tja, das Ganze ist ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher