Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
Vom Netzwerk:
gehört?«
    McAvoy wendet sich um. Im Eingang stehen zwei Männer. Einer trägt Sportklamotten … Sweatshirt mit Kapuze, Reißverschluss bis übers Kinn, tief ins Gesicht gezogene Wollmütze und eine in Fußballsocken steckende Jogginghose. Er trabt auf der Stelle, und durch den Schlitz zwischen Mütze und Kragen sieht man ein gerötetes, erhitztes Gesicht. Der andere Mann ist kleiner und fast zum Skelett abgemagert. Er trägt ausgebeulte Cordhosen, Turnschuhe und ein gefüttertes, buntkariertes Hemd über einem T-Shirt mit V-Ausschnitt. Sein Schädel ist rasiert, aber im Licht der Eingangshalle sieht man, dass er auch ohne die Hilfe eines Rasiermessers fast kahl wäre. Sein dunkler Spitzbart ist grau meliert. Er trägt eine Brille, die selbst aus der Entfernung von einigen Metern schmutzig und verschmiert aussieht.
    »Macht unser Zerberus Ihnen das Leben schwer?«, fragt er lächelnd und nickt der Rezeptionistin zu. McAvoy hört eine Spur Liverpool aus seinem Akzent heraus. »Sie ist ein wildes Tier, unsere Margaret«, sagt der Mann. »Stimmt’s oder hab ich recht, meine Liebe?«
    McAvoy wendet sich zu der Rezeptionistin um, aber sie verdreht nur die Augen, kehrt zu ihrem Bildschirm zurück und ignoriert ansonsten den Wortwechsel. Als er sich wieder zu Chandler umdreht, streckt der ihm die Hand entgegen.
    »Russ Chandler«, sagt er. Seine Hand fühlt sich an wie ein Bündel dürrer Stecken.
    »Detective Sergeant Aector McAvoy.«
    »Ich weiß«, meint Chandler freundlich lächelnd. »Ich habe häufig in Ihrem Hinterhof recherchiert. Kannte Tony Halthwaite ganz gut. Doug Roper auch. Wurde alles unter den Teppich gekehrt, was?«
    McAvoy denkt: Weiß denn verdammt noch mal jeder Bescheid?
    »Ich würde lieber nicht …«
    »Keine Sorge, mein Freund. Meine Lippen sind versiegelt. Es sei denn, Sie hätten zufällig eine Flasche Whisky dabei, in welchem Fall sie sich ganz bestimmt öffnen würden.« Er grinst an McAvoy vorbei die Rezeptionistin an.
    »Bloß Spaß, meine Süße.«
    Der Mann im Jogginganzug an der Tür hat das Tempo seines Sprints auf der Stelle verschärft. Seine Knie kommen immer höher. Er sieht aus, als wüsste er, was er tut.
    Chandler bemerkt McAvoys Blick und dreht sich zu seinem Begleiter um. »Lauf einfach schon los, mein Sohn. Die übliche Strecke. Und immer schön die Arme oben halten. Wir treffen uns an der Bank.«
    Mit einem knappen Nicken verschwindet der Mann. McAvoy hört schnelle Schritte auf dem Kies verklingen. Er blickt Chandler fragend an.
    »Zimmergenosse«, erklärt der. »Aufpasser. Sie stecken uns hier zu zweit zusammen, damit wir uns nachts nicht volllaufen lassen. Er war mal Boxer, bevor sein Leben den Bach runter ging. Hat Talent. Ich bezweifle, dass ich ihn in den Ring zurückkriege, aber das Training scheint ihm gutzutun. Es liegt alles nur am Glauben, nicht wahr?«
    »Sie müssen es ja wissen. Sind Sie Boxer?«
    »Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch darüber geschrieben. Über einen Typ aus Scunthorpe, der etwa zweihundert Profikämpfe bestritt. Diary of a Journeyman, in der Art. Guter Lesestoff. Damals habe ich angefangen, mich dafür zu interessieren. Mögen Sie Boxen?«
    »Ich habe in der Schule ein bisschen geboxt. Und später an der Universität. War schwierig, Leute zu finden, die mit mir in den Ring steigen wollten. Ich war immer der Größte in der Trainingshalle.«
    »Kann ich mir vorstellen«, lächelt Chandler ohne Hintergedanken. Dann sagt er listig, wie zum Spaß: »Mein junger Protegé ist auch nicht gerade ein Zwerg, wenn Sie also Lust auf ein paar Sparringsrunden hätten …«
    McAvoys Gesicht verzieht sich zu einem offenen Lächeln. Er stellt fest, dass er sich für Russ Chandler zu erwärmen beginnt. »Ich glaube, das würde man hier nicht so gerne sehen«, meint er.
    Sie müssen beide lachen, als sie sich das Gesicht der Rezeptionistin vorstellen, wenn McAvoy und der Boxer plötzlich anfangen, im Foyer aufeinander einzuschlagen.
    »Na schön«, sagt Chandler endlich. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Gibt es hier einen Raum, wo wir uns unterhalten können, Mr Chandler? Es geht um Fred Stein.«
    Chandler schiebt verschmitzt die Unterlippe vor und zieht die Augenbrauen in gespielter Überraschung hoch. »Fred? Ich bin nicht sicher …«
    »Es dauert nicht lange.«
    Chandler nickt, anscheinend unbeeindruckt. »Ist es Ihnen recht, wenn wir uns bei einem kleinen Spaziergang unterhalten? Ich habe meinem jungen Schützling versprochen, dass ich seine Zeit

Weitere Kostenlose Bücher