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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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nicht mit irgendwelchen Gerätschaften vollgestopft ist, und hockt sich halb auf die Tischplatte.
    McAvoy sieht sich unsicher in dem winzigen Zimmer um. Es ist nicht viel größer als ein Besenschrank. Der Schreibtisch steht längs am anderen Ende und beherbergt einen Monitor, eine Tastatur, eine Festplatte und eine Ansammlung von getippten und handschriftlichen Notizen, alle gebadet in diesem unheimlichen grünen Licht, das Tom Spink mit seinem weißen, kragenlosen Hemd und dem gepflegten silbernen Schopf seltsam engelsgleich aussehen lässt.
    »Na dann, mein Sohn«, sagt Tom und blickt auf. Offensichtlich freut er sich über den Besuch. »Willkommen in meinem bescheidenen Domizil.«
    »Sagen Sie Tom, was Sie gerade mir erzählt haben«, nickt Pharaoh McAvoy zu. »Was Sie für Everett erledigt haben.«
    McAvoy berichtet dem Mann im Großvaterhemd, mit der Strickjacke und der weichen Cordhose, was er in den letzten Tagen unternommen hat. Sieht unausgesprochene Signale in seinen Augen aufblitzen und versucht, in den Blicken zu lesen, die der ältere Mann mit Pharaoh wechselt.
    »Was halten Sie davon?«, fragt Pharaoh, als McAvoy geendet hat.
    »Klingt interessant«, nickt Spink und beißt sich auf die Unterlippe. Er richtet das Wort an Pharaoh, ohne McAvoy anzusehen. »Faszinierend. Genau darum geht es in unserem Job. Ich verstehe, warum der Junge sich in die Sache verbissen hat.«
    »Sir, ich …«
    »Ich heiße Tom, mein Sohn«, sagt Spink und wendet sich ihm zu. »Ich bin im Ruhestand.«
    »Mein ehemaliger Chef«, erklärt Pharaoh, die plötzlich begreift, wie seltsam das alles für ihren Sergeant aussehen muss. »In der guten alten Zeit. Inzwischen treibt er dies und das. Besitzt ein kleines Bed & Breakfast an der Küste. Arbeitet gelegentlich für einen Privatdetektiv, wenn er Angst bekommt, dass ihn vor Langeweile der Teufel holt. Und weil er hübsche Formulierungen kennt und auch diesen komischen Freimaurer-Handschlag draufhat, hat er sich von den hohen Tieren den Auftrag verschafft, die Geschichte der Polizei von Humberside zu schreiben. Das heißt, ich kann ihn im Auge behalten, während er mir von den Zeiten vorschwärmt, als ein Schlagstock noch so geformt war, dass man ihn leicht einführen konnte.«
    »Ja, die guten Zeiten«, meint Spink lächelnd. »Unsere Nefertiti war immer so hart wie Stahl. Hat sich von einem alten Wüstling wie mir nie etwas vormachen lassen.«
    »Nefertiti?«, wiederholt McAvoy verständnislos.
    »Eine ägyptische Königin«, seufzt Spink. »Pharaoh? Verstanden? Also wirklich, und da erzählt sie mir, Sie wären von der helleren Sorte.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Mir ging es genauso, als Sie plötzlich verschwunden waren«, meint Pharaoh vielsagend. »Ich habe extra für Sie ein paar neue Schimpfnamen erfunden. Dachte, ich hätte Sie völlig falsch eingeschätzt und Sie wären doch die Art von politischem Karrieristen, für den einige der Jungs und Mädels Sie halten. So einer, der dem ACC in den Arsch kriecht. Und anderen die Arbeit überlässt. Aber anscheinend war meine ursprüngliche Einschätzung doch richtig. Der ACC ist von Ihnen noch mehr angepisst als ich.«
    »Warum denn das?«
    »Einer aus der Chefetage in der Polizeidirektion hat ihn zusammengestaucht. Anscheinend ist seine Frau ganz durcheinander. So ein großer, schottischer Trampel hat sie auf die Idee gebracht, ihr Bruder könnte ermordet worden sein.«
    McAvoy ist zum Heulen zumute. »Aber ich habe doch nie …«
    »So ist das Leben, Sonnenschein. Gewöhnen Sie sich dran. Aber gut zu sehen, dass ich mein Gespür nicht verloren habe. Einen ›geborenen Polizisten‹ erkenne ich immer noch auf den ersten Blick.«
    »Geborenen Polizisten?«
    »So einer vertraut auf sein Gefühl und handelt danach. Er hört auf die kleine Stimme in seinem Hinterkopf und scheißt auf die Konsequenzen.«
    Trotz der Kälte im Büro läuft McAvoys Gesicht knallrot an. Er registriert das Lob und fragt sich, was es ihn kosten wird.
    »Vielen Dank.«
    Pharaoh und Spink müssen lachen. »Das ist kein Pluspunkt für Sie, Freundchen. Es ist ein verdammter Fluch. Es bedeutet, dass Sie die nächsten dreißig Jahre lang Leute anpissen werden, und es besteht die überdurchschnittlich hohe Chance, dass Sie eine ganze Menge der richtigen Leute einsperren werden. Aber es werden auch ein paar falsche dabei sein.«
    McAvoy spürt, wie ihm die Knie schwach werden. Er hat seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und fühlt sich mit einem Mal

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