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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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dabei«, sagt Tremberg. »Er hat früher im Orchard Park gelebt. Mit Frau, zwei Kindern und einem Stiefsohn. Nur einen Steinwurf von da entfernt, wo man ihn gefunden hat.«
    McAvoy fühlt, wie es ihm die Brust zusammenschnürt. Er ahnt, was Tremberg gleich sagen wird.
    »Also was, hat er sich betrunken und dann vergessen, wo er wohnt? Hat er gedacht, es wäre immer noch 2003? Ist er ins erstbeste Haus gegangen, das bewohnbar aussah, schlief auf dem Sofa mit der Kippe im Mund ein und brutzelte sich selbst? Und hat dann vielleicht später jemand davon erfahren, der noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatte, und brachte die Sache im Krankenhaus zu Ende?« Die Hoffnung in Pharaohs Stimme klingt gezwungen.
    »Zu der wirklich komischen Sache bin ich noch gar nicht gekommen«, sagt Tremberg und verzieht das Gesicht.
    »Sprechen Sie weiter«, meint Pharaoh seufzend.
    »Der Grund, warum er Orchard Park verließ, war der, dass sein Haus niederbrannte. Mit Frau und Kindern. Er war der Einzige, der lebend herauskam. Die Feuerwehr hielt es für Brandstiftung, aber es wurde nie jemand festgenommen.«
    McAvoy starrt zu Boden, während er Trish Pharaohs Blick auf seinem Gesicht ruhen spürt. Irgendwie hat er das Gefühl, dass sie es für seine Schuld hält.
    »McAvoy?« Ihr Tonfall verlangt nach einer Erklärung.
    »Ich weiß nicht, Ma’am.«
    Sie wendet sich zu Spink. Der hebt achselzuckend die Hände, froh, dass er nicht ernsthaft mit der Sache zu tun hat. Dass er nur hier ist, um ein Buch zu schreiben, und sich bald wieder verdrücken kann.
    »Der Fall Stein wird warten müssen«, sagt Pharaoh schließlich. »McAvoy, Sie und Tremberg übernehmen die Sache. Ich will ganz genau über beide Brände Bescheid wissen. Über die Verdächtigen. Über unser Opfer. Die Hausbesitzer. Helen, bringen Sie McAvoy auf den neuesten Stand und fahren Sie mit ihm raus nach Orchard Park.«
    Tremberg wirkt geknickt. McAvoy begreift, dass sie befürchtet, von dem Daphne-Cotton-Fall abgezogen zu werden. Vielleicht ist es ja so.
    »Chefin, ich stecke doch schon bis über beide Ohren in dem Cotton-Fall …«
    »Ich weiß, Helen«, sagt Pharaoh und drückt ihr tröstend den Arm. »Aber ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Behalten Sie den großen Tollpatsch hier im Auge, okay?«
    Tremberg lässt sich besänftigen und nickt. Bringt ein schmallippiges Lächeln zustande. Es richtet sich an Pharaoh, an niemanden sonst. Sie sieht McAvoy nicht an. Er fragt sich, ob sie sauer auf ihn ist, oder einfach zu enttäuscht, um höflich zu sein.
    »Schön«, sagt Pharaoh und sieht auf die Uhr. »Oh, schon zehn. Vielleicht haben sich meine Kinder ja inzwischen selber zu Bett gebracht. Oder sie haben die Nachbarschaft erobert, und die junge Ruby hat sich zur Königin ausgerufen. Ich weiß, worauf ich mein Geld setzen würde.«
    McAvoy versteht den Wink. Er verlässt mit einem fast unmerklichen Nicken das Büro und spürt, wie die Hitze im Korridor eine weitere Schicht Röte auf seine glühenden Wangen legt. Bevor die Tür sich hinter ihm schließt, hört er Pharaoh noch sagen: »Gottverdammte Scheiße.«
    »Das Café Ecke Goddard«, sagt Tremberg über die Schulter, während sie davonmarschiert. »Morgen früh, halb acht. Wir klopfen an die Türen, während alle noch schnarchen.«
    McAvoy sieht ihr nach.
    Bleibt regungslos stehen, ist sich nicht sicher, auf welchen der vielen Schmetterlinge, die in seinem Bauch herumflattern, er sich konzentrieren soll.
    Fragt sich, ob es falsch ist, Vorfreude zu empfinden.
    Und überlässt sich einem Gefühl des Entzückens darüber, dass er heute Nacht rechtzeitig zu Hause sein wird, um mit seiner Frau zu schlafen und ihr zu sagen, dass ihm an diesem Tag irgendwie etwas Bedeutendes gelungen ist. Dass ihr Mann ein geborener Polizist ist, dem tief drinnen eine kleine Stimme zuflüstert, dass alle Dinge zusammenhängen und er der Einzige ist, der die Verbindung zwischen den weit verstreuten Punkten herstellen kann.

Kapitel 13
    »Er wurde noch nicht entlassen«, sagt Tremberg anstelle einer Begrüßung.
    Ihr Haar ist feucht, ihr Gesicht blass, und sie hat dunkle Ringe unter den Augen.
    »Neville, der Rassist«, fügt sie mit verschlafener Stimme hinzu. »Sein Pflichtverteidiger flippt langsam aus.«
    Sie will ihre Regenjacke ausziehen, überlegt es sich aber anders und schlüpft wieder hinein. Setzt sich auf einen der gepolsterten Plastikstühle McAvoy gegenüber. »Darf ich? Ich habe erst vor zwanzig Minuten geduscht.

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