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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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ihm auf die Brust, während der Schlaf wie zäher Sirup seinen Verstand umfließt. Er stolpert zum Bett, zieht das Rugbyhemd aus, streift die Unterhose ab und gestattet sich ein wenig Vorfreude auf die warme Berührung von Roisins Haut. Er schmiegt sich an sie und legt seine große Hand von hinten auf die perfekte Rundung ihres Bauches, bildet sich ein zu spüren, wie sein ungeborenes Kind die Finger von innen gegen seine drückt, wie von Gefängnisglas getrennt.
    Sein Handy piepst.
    Fluchend rollt er sich aus dem Bett. Seine Arbeitskleidung liegt zusammengeknüllt in einem Haufen vor dem Schrank. Er fischt sein Handy heraus und sieht auf das Display. Stellt fest, dass es noch nicht einmal ein Uhr nachts ist.
    Öffnet die Nachricht.
    Sie kommt von einer Nummer, die ihm nichts sagt.
    Colin Ray hat Chandler verhaftet. Dachte, das würde Sie interessieren. Tom Spink.
    Das Herz sinkt ihm in die Hose, während bittere Galle in seiner Kehle aufsteigt.
    In Sekundenbruchteilen ist er hellwach.

Dritter Teil

Kapitel 19
    Endlich fällt Schnee. Fette, weiße, riesige Flocken taumeln zu Millionen von einem Himmel, der aus hundert verschiedenen Schattierungen von Schwarz besteht. Sie legen sich wie Zuckerguss auf die Rinnsteine, die Gehwege, die Dächer und Vordächer. Die nasse, feuchte Stadt wächst um etliche Zentimeter in die Höhe.
    McAvoy sieht es und sieht es doch nicht. Die Windschutzscheibe ist beschlagen von seinem Atem, der zornig aus den Tiefen der Lunge pfeift. Die Scheibenwischer, die eingeschaltet zu haben er sich nicht erinnern kann, haben zwei große Haifischflossen aus dem auf der Scheibe liegenden Schnee gekratzt. Er nimmt das Wetter nicht wahr. Auch nicht die Kälte. Beißt lediglich die Zähne zusammen und lenkt den Van viel zu schnell über glatte, trügerische Straßen.
    Colin Ray, denkt er. Dieses Arschloch Colin Ray.
    Weil er so mit den Zähnen knirscht, bekommt er Kopfweh, und die Kälte schleicht sich in seine schmerzenden Rippen. Nach und nach, ganz allmählich, dringt ihm der Schmerz ins Bewusstsein. Seine Umgebung. Das Wetter.
    »Du blöder Idiot«, sagt er sicher zum hundertsten Mal zu sich selbst. »Warum bist du nach Hause gefahren? Warum?«
    Wenn der Zorn nachlässt, wird er die Zeit für Selbstvorwürfe finden. Sich sagen, dass er die Beherrschung verloren hat, weil er Angst hatte, seine fünf Minuten des Ruhms würden ihm versagt bleiben. Die Verhaftung verpasst zu haben geht ihm unter die Haut. Er wird Möglichkeiten finden, sich selbst zu verabscheuen, und beschließen, nie wieder das Verlangen nach persönlichem Ruhm an erste Stelle zu setzen, wenn er von einer Verhaftung in einem Mordfall erfährt. Aber im Augenblick fühlt er gerechten Zorn. Er ist nicht der leitende Ermittlungsbeamte, doch es kommt ihm so vor, als wäre es sein Fall. Er ist es, der die Puzzleteilchen zusammengefügt hat. Er ist es, der zwei Mal dem Mann, der diese Verbrechen begangen hat, in die feuchten blauen Augen geblickt hat.
    Aber das Schlimmste ist, dass er sich zu fragen beginnt, ob er nicht völlig falschgelegen hat. Colin Ray muss etwas in der Hand haben. Er kann Chandler nicht einfach aus einem Bauchgefühl heraus verhaftet haben.
    Herrgott, was, wenn er wirklich der Täter ist?
    Vorsichtig, um das dumpfe Pochen in seinen Rippen nicht zu verschlimmern, biegt er scharf rechts ab und fährt auf den Parkplatz hinter dem Revier in Queen’s Gardens. Stellt sich in eine Lücke, die eigentlich für höhere Beamte aus anderen Bezirken reserviert ist, und genießt das Gefühl, dass es ihn einen Dreck kümmert, ob ihn das in Schwierigkeiten bringt. Stößt die Wagentür auf, und Wind und Schnee packen ihn mit eisiger Faust.
    »McAvoy«, hört er eine Stimme. »Hier, Sergeant.«
    Der Schnee rutscht ihm von der Hutkrempe in den Kragen seines ausgeleierten Rugbyhemds, während er fröstelnd über den Parkplatz zum spärlich beleuchteten Hintereingang des Gebäudes späht.
    McAvoy geht auf die Stimme zu und zieht dabei eine makellose Spur von Fußabdrücken hinter sich her. Der Schnee liegt bereits knöchelhoch.
    »Dachte mir schon, dass Sie gleich kommen würden«, sagt die Stimme, und McAvoy erkennt Tom Spink, der mit einem Becher in der Hand in der Tür steht, genauso gekleidet wie am Vortag, mit dunkler Cordhose, Strickjacke und kragenlosem Hemd.
    »Ich habe Ihre Nachricht bekommen«, sagt McAvoy, der zu windzerzaust und verärgert ist, um sich das Offensichtliche zu sparen.
    Spink nickt. Stößt einen Seufzer aus und

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