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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Entzugsklinik gemeldet. Er lässt sich nur Russ Chandler nennen, und die Leute akzeptieren das, aber eine solche Person gibt es gar nicht. Albert Jonsson dagegen ist sehr real. Und er hat ein Strafregister. Körperverletzung, zwei Einbrüche, Betrug …«
    »Aber wir wollten ihn morgen sowieso verhören«, stößt McAvoy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Da ist noch mehr«, sagt Spink und wendet den Blick ab. »Es gab keine Chance auf einen Haftbefehl, nicht um diese Uhrzeit. Also hat Shaz Archer ihren Charme spielen lassen. Überredete die Nachtschicht in der Klinik, Chandlers Zimmer zu durchsuchen. Sie haben sein Notizbuch gefunden.«
    Etwas in Spinks Stimme lässt McAvoy befürchten, dass ihm gleich der Gnadenstoß bevorsteht.
    »Und?«
    »Daphne Cottons Name steht drin, mein Sohn. Spiel, Satz und Sieg.«
    McAvoys Schultern sacken nach unten. Er lässt den Kopf hängen. Tritt einen Schritt zurück und lehnt sich gegen die Wand, während ihm das Blut in den Ohren rauscht. Konnte er sich wirklich so sehr irren? Ist es möglich, dass er mit einem Mörder ein Schwätzchen gehalten hat?
    »Das muss nichts bedeuten«, sagt Spink. »Ich habe schon seltsamere Zufälle erlebt.«
    McAvoy würde gerne nicken, findet jedoch nicht die Kraft dazu. Er fühlt sich wie nach einem Tritt in den Bauch.
    »Aber er hat nicht gestanden?«, fragt er, und seine Stimme klingt plötzlich müde und alt.
    »Sie verhören ihn noch. Alles, was er von sich gibt, ist ›Kein Kommentar‹, jedenfalls als ich das letzte Mal reingehört habe. Aber Colin ist hartnäckig. Er wird nicht nachlassen.«
    McAvoy bringt ein winziges Nicken zustande. »Jonsson? Das ist …«
    »Isländisch, ja. Ich wiederhole, auch das muss nichts zu bedeuten haben.«
    »Aber wahrscheinlich doch.«
    »Ja.«
    McAvoy versucht sich zusammenzureißen. Wünscht sich einen Moment lang, er wäre Raucher, damit er seine Finger mit etwas beschäftigen könnte, was ihm ein gewisses Maß an Trost und Ablenkung verschafft.
    »Falls er der Täter ist …«, fährt Spink fort.
    »Dann wäre er wenigstens weg von der Straße«, versucht McAvoy sich einzureden. Immerhin wäre dann ein Mörder mehr hinter Gittern. »Das wäre schon ein Erfolg.«
    »Genau«, meint Spink und versucht sich an einem Grinsen.
    Schweigen breitet sich zwischen ihnen aus.
    »Der Täter sah ihm überhaupt nicht ähnlich«, sagt McAvoy fast zu sich selbst. »Völlig andere Augen.«
    »Ich weiß.«
    »Und Chandler hat mich angerufen«, fügt er plötzlich lauter hinzu. »Er hat mich wegen Angie Martindale angerufen. Warum hätte er das tun sollen? Er hätte gar nicht die Zeit dazu gehabt. Er hat mich angerufen, wissen Sie noch? Ihr seht das völlig falsch …«
    »Sie haben ein Handy in seinem Zimmer gefunden. Seine Telefondaten werden morgen früh übermittelt. Dann wird feststehen, woher das Signal kam. Sie werden wissen, ob er lange genug damit aufhörte, seinen Namen in Angie Martindales Intimteile zu schnitzen, um Ihnen eine reelle Chance zu geben, ihn zu stoppen.«
    »Sie denken, er hätte Spielchen gespielt?«
    Spink nickt.
    »Katz und Maus mit mir als dem dämlichen schottischen Miezekater?«
    Spink unterdrückt ein Lächeln, indem er sich mit der Hand über den Mund fährt. »Bis jetzt wissen wir gar nichts«, meint er.
    Irgendwo in der Nähe ertönen Stimmen. Schritte. Aufgeregtes Geschnatter. Wortlos stoßen sich McAvoy und Spink von der Wand ab und gehen in diese Richtung. An der nächsten T-Kreuzung biegen sie links ab, vorbei an einem einlaminierten Blatt Papier mit dem Wort VERHÖRZIMMER, das mit vier Stücken Blu-Tack an die Wand gepappt ist.
    Vor einer Holztür mit einer schlitzartigen Glasscheibe stehen Colin Ray und Shaz Archer. Ray nickt heftig, während Archer mit einem abgekauten Kuli auf einen aufgeklappten Aktenordner in seiner Hand einsticht.
    »… frustriert«, sagt sie. »Großes Hirn, kleiner Schwanz, Riesenprobleme, was, Col? Haben wir doch schon oft erlebt. Kann nicht einfach auf die Straße gehen und jemand anpöbeln, weil er ja ach so ›gebüldet‹ ist. Aber so was wie das hier kann er, oder? Etwas, das ihn aus der Masse heraushebt. Alle Indizien sind da.«
    McAvoy hätte sich am liebsten einfach umgedreht und wäre unbemerkt verschwunden. Aber Spink hüstelt und begrüßt die beiden Beamten mit einem Lächeln.
    »Wie läuft es?«
    Colin Rays Augen blitzen vor Zorn. Er knallt den Ordner zu, als wollte er eine Fliege zwischen den Seiten zerquetschen. Geht mit

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