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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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schmerzt zu sehr, zusehen zu müssen, wie ein anderer die Lorbeeren erntet und umgeben von lachenden Uniformierten und grinsenden Schlipsträgern seinen Whisky schlürft.
    Russ Chandler.
    Um 6:51 morgens angeklagt des Mordes in zwei Fällen.
    Russ Chandler.
    Der Mann, der Daphne Cotton vor den Augen der versammelten Gemeinde in der Dreifaltigkeitskirche abgeschlachtet hat.
    Der Trevor Jefferson in Brand gesteckt hat, erst einmal, und dann ein zweites Mal in seinem Krankenbett.
    Russ Chandler. Der Mann, der vier Stunden lang ›Kein Kommentar‹ wiederholte und dann genügend Lügen auftischte, um sich des Mordes anklagen zu lassen.
    In drei Stunden wird er bis zur Verhandlung in U-Haft überstellt werden. Es wird Monate dauern, bis die Staatsanwälte die Löcher in ihrem Fall entdecken.
    Aber bis dahin wird das Dezernat vermutlich implodiert oder von Ray übernommen worden sein, und McAvoy sitzt dann in irgendeinem abgelegenen Revier auf dem Land, wo ein Mann mit seinem Händchen für Datenbanken eher fehl am Platz ist, und schiebt Innendienst.
    Er steckt das Handy ein. Greift nach einer Literflasche süßen Sprudels, die zwischen seinen Füßen steht. Er schraubt die Kappe ab und schüttet die Orangenlimonade hinunter wie ein Landstreicher Apfelwein. Er hat drei Tafeln Schokolade und eine Tüte voll Gummibärchen intus. Durch den vielen Zucker fühlt er sich ein bisschen überdreht, und er sehnt sich nach etwas Fleischigem, Gehaltvollem.
    Er stellt die übergeschlagenen Beine nebeneinander. Beugt sich vor. Rubbelt seine ausgekühlten Oberschenkel. Setzt sich wieder aufrecht hin. Trinkt noch einen Schluck. Fragt sich, ob er hier nicht einfach für immer bleiben könnte. Diese Parkbank zu seinem festen Wohnsitz machen sollte. Hier, in der schneebedeckten Einsamkeit von Queen’s Gardens; in seine Jacke gepackt, Schokolade auf der Zunge und kalt bis auf die Knochen. Mit einem Gefühl, das sich nicht sehr von Zahnschmerzen unterscheidet, die sich in sein Gehirn bohren, als wollten sie seine Gedanken absichtlich aushöhlen.
    Es ist still im Park. Im Winter ist zu dieser späten Stunde niemand hier. Ganz Hull liegt verlassen. Der plötzliche Schneefall nach tagelangem Frost hat die Seitenstraßen voller Schlaglöcher ebenso wie die vierspurigen Schnellstraßen in ein Netzwerk aus Eisflächen und Schneeverwehungen verwandelt. McAvoy vermutet, dass Tausende von Pendlern, die normalerweise jetzt in die Innenstadt strömen würden, inzwischen ihren Weihnachtsurlaub vorzuverlegen versuchen. Andere werden es riskieren. In ihre alten, untermotorisierten Autos mit abgefahrenen Reifen steigen und zu schnell über spiegelglatte Straßen fahren. Menschen werden trauern. Familien werden Angehörige verlieren. Noch vor Einbruch der Nacht werden Gerichtsmediziner abgerissene Gliedmaßen aus zerquetschten Autos klauben. Streifenpolizisten werden schluchzenden Angehörigen die schlechten Nachrichten überbringen. Ein Detective wird die Koordinierung übernehmen. Eine Presseverlautbarung herausgeben. Der Kreislauf geht weiter.
    Einen Augenblick lang fragt er sich, ob irgendjemand sich überhaupt noch für irgendetwas interessiert.
    »Füttern Sie die Pinguine, McAvoy?«
    Er sieht auf und erblickt die schlanke, elegante Gestalt von Tom Spink, der durch den Schnee auf ihn zu knirscht.
    »Sir, ich …«
    McAvoy verstummt wieder.
    »Kann Ihnen keinen Vorwurf machen«, meint Spink unbeschwert. »Tut Ihnen gut. Macht den Kopf klar. Bläst auch die Lunge frei, falls Sie Raucher sind. Was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
    McAvoy nickt zu dem freien Platz auf der schmiedeeisernen Bank hin.
    »Sie ist nass«, warnt er Spink, für den Fall, dass ihm die fünf Zentimeter Schnee entgangen sind, die wie Zuckerguss auf der grün gestrichenen Bank liegen.
    »Geht schon«, erwidert Spink und setzt sich.
    »Frisch hier draußen«, fügt er hinzu, während er unbehaglich herumrutscht.
    Er trägt einen dünnen Ledermantel über seinem kragenlosen Hemd, dazu weiche Cordhosen. »Wo Sie herkommen, ist man Schlimmeres gewohnt, hm?«
    McAvoy wendet sich ab.
    »Pharaoh hat es bis über die Humber Bridge geschafft«, meint Spink. »Sie war schon oben in der Boothferry Road, als die Lamettaträger anriefen, um ihr mitzuteilen, sie solle nichts riskieren. Sich ein paar Tage freinehmen. Colin Ray hätte die Dinge unter Kontrolle.«
    »Hat sie etwas dagegen unternommen?«
    »Ja und nein. Sie will nicht die Party sprengen. Stattdessen ist sie in die Priory Road

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