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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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echtes Goldstück. Wollte sich nicht ausfliegen lassen, obwohl es höchste Zeit war. Dachte, sie könnte etwas Gutes tun. Falscher Ort, falsche Zeit. Sie arrangierte einen Ausflug für die Schule, an der sie tätig war, und der Bus explodierte im selben Moment, als der Fahrer den Zündschlüssel drehte. Anne stand noch in der offenen Tür und winkte den anderen Lehrern zu. Sie wurde von der Explosion ins Freie geschleudert, doch sie schlug mit dem Kopf auf. Ist nie wieder aufgewacht.«
    »Aber wie kommen Sie ins Spiel? Was ist die Verbindung zu Ihrer Firma?«
    Emms atmet tief und seufzend durch und endet mit einem abschätzigen Lippengeräusch. Er steht auf und tritt an seine Fotowand. Greift nach einem Foto in der oberen rechten Ecke der Tafel.
    »Er hier«, sagt er und reicht McAvoy das Bild.
    McAvoy sieht ein Foto von zwei lächelnden Männern. Einer ist bis zur Hüfte nackt und hat den schweißglänzenden Torso eines Boxers, während er einen muskulösen Arm um die Schultern eines hochgewachsenen, langgliedrigen Mannes im Kampfanzug gelegt hat. McAvoy blinzelt und sieht dann Emms an. »Das sind Sie?«
    Emms nickt. »Jedenfalls eine jüngere Version von mir. Balkan. Vielleicht ’95? Ich sollte die Dinger wirklich mal datieren.«
    »Und der andere Mann?«
    »Simeon Gibbons. Er war Major. Wurde als Feldkaplan ausgebildet, kämpfte aber an der Front.«
    McAvoy wartet gespannt.
    Emms zieht eine Augenbraue hoch. »Anne Montrose war seine Verlobte.«
    »Und Ihre Beziehung zu Simeon Gibbons?«
    Emms lacht betrübt auf. »Nennen Sie ihn einen Waffenbruder. Er war mein bester Offizier. Mein bester Freund, wenn es so etwas überhaupt gibt. Ich wollte ihn mit in die Firma nehmen, aber wir hatten Meinungsverschiedenheiten über die Sicherheitsbranche. Sagen wir mal, unvereinbare Ideale. Er meinte, er wolle nicht zum Söldner werden. Ich entgegnete, dass wir den Menschen helfen wollten. Etwas Besonderes aufbauten. Leben retteten. Er wandte ein, das würde Anne auch tun, nur nicht gegen Bezahlung. Es war ein Streit, den keiner von uns gewinnen konnte. Also blieb er in der Armee. Und ich gründete Magellan.«
    »Und Anne?«
    »Er lernte sie in irgendeinem gottverlassenen Loch im Irak kennen. Verliebte sich Hals über Kopf in sie. Dabei sah das Simeon gar nicht ähnlich. Er ist ein ziemlich kontrollierter Mensch. Frisst alles in sich hinein. Hat seinen Glauben, und auf den lässt er nichts kommen. Ein aufrechter Christ. Aber Anne war sein Ein und Alles.«
    »Und als die Explosion geschah …«
    Emms zuckt die Achseln. »Ich hörte von einem anderen Kameraden davon. Ich dachte, das Mindeste, was ich für einen alten Kampfgefährten tun konnte, war, die Presse herauszuhalten. War nicht schwierig, um ehrlich zu sein. Aber erwarten Sie nicht, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich einen Journalisten bestochen habe, Sergeant.«
    McAvoy schüttelt den Kopf. »Das tue ich nicht. Ich verstehe.«
    »Simeon hat den Verstand verloren. Er konnte sich nicht damit abfinden. Es ist schwer, es Leuten zu beschreiben, die nie dort waren. Im Krieg, meine ich. Da drüben. Die Hitze. Die Einsamkeit. Man fängt an, alles in Frage zu stellen. Man sieht die Welt plötzlich mit anderen Augen. Die Menschen finden zu Gott, oder sie entfernen sich von ihm. Das kann den Besten von uns passieren, und als Simeon Anne verlor, zerbrach irgendetwas in ihm. Ich weiß nicht, was die Leere füllte. Er sprach nie mehr mit seinen alten Kameraden. Wollte auch nicht nach Hause. Nicht einmal, als ich Anne zurück nach England fliegen ließ … nicht einmal, als ich sie in diesem Privatsanatorium unterbrachte, wo sie rund um die Uhr betreut wird …«
    Emms betrachtet die Fotografie. Betrauert einen alten Freund, der den Verstand verloren hat, als ihm das Herz brach.
    »Wurde er inzwischen entlassen?«
    »Dazu kam es nicht mehr«, sagt Emms aufblickend. »Ein Metallsplitter von einer Bombenfalle hat ihm kurz danach die Kehle aufgerissen. Er ist am Straßenrand in Basra verblutet. Er hätte nie zum aktiven Dienst zugelassen werden dürfen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Es war eine solche Verschwendung. Ein großartiger Mensch.« Er greift hinter sich. Nimmt die Tuschezeichnung von seinem Schreibtisch. Zeigt sie McAvoy. »Und hoch talentiert.«
    Er klappt den Rahmen auf und nimmt ein Stück teuren, cremefarbenen Karton heraus. Das Bild ist auf der Rückseite signiert. Emms kneift die Augen zusammen, während er die Signatur betrachtet, und McAvoy kommt sich

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