Sterbensschön: Thriller -
des Lebendigen Christus. Mehrere Kinder von Kirchenmitgliedern waren im Lauf der Jahre gestorben, weil die Eltern ihren Glauben über medizinische Hilfe gestellt hatten. Typ-1-Diabetes. Streptokokken. Die Kinder waren an behandelbaren Krankheiten gestorben, während ihre Eltern und andere Anhänger von Reverend Lewis um ihr Bett gekniet waren und gebetet hatten.
»Wie lief es mit Pearl?«, fragte Claire.
Archie blickte auf und sah Claire in seiner Bürotür stehen. »Ich lasse sie dort«, sagte Archie.
»Softie.«
»Sie wird seit Jahren von einer Pflegefamilie zur nächsten geschoben«, sagte Archie. »Sie hat eine Pause verdient.«
»Sie hat dich um den Finger gewickelt, gib es zu«, sagte Claire.
Sie ging, und Archie sah auf seinen Schreibtisch, wo Pearl Clintons Akte aufgeschlagen lag. Sie war fast ihr ganzes Leben lang von einer Pflegefamilie zur anderen gewandert. Ein Familienmitglied, bis sie dann irgendwann keins mehr war.
Dann nahm er die Kopie der Beaton-Familie wieder zur Hand. Colin sah nicht auf die Kamera. Er blickte auf die Person, die die Kamera hielt. Das Mädchen, das den Schatten warf.
Archie schloss die Augen und versuchte, sich das andere Bild vorzustellen, das er bei den Beatons an der Wand gesehen hatte. Auf diesem Bild war Colin hinter die Kamera getreten. Und das Mädchen hatte seinen Platz eingenommen.
Warum nahm man ein Mädchen in ein Familienfoto mit auf?
Weil es mit zur Familie gehörte. Irgendwie.
Archie schloss die Augen.
Er zog eine Visitenkarte aus seiner Tasche und tippte Peggys Nummer bei der Jugendbehörde ein. Sein Herz raste, er stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte den Kopf gegen die freie Hand. Er hörte es läuten. Sah auf die Uhr. Sie hatte gesagt, sie würde in die Dienststelle zurückfahren, aber das musste nicht bedeuten, dass sie an ihrem Schreibtisch war. Nach dem siebten Läuten nahm sie ab.
»Peggy Holbrook«, sagte sie.
»Hier ist Detective Sheridan«, sagte Archie. »Können Sie feststellen, ob jemand vor zwanzig Jahren als Pflegefamilie registriert war?«
»Geht es um Bliss Mountain?«, fragte Peggy. »Ich habe es überprüft. Ihr Status als Pflegemutter ist rechtmäßig.«
»Nein«, sagte Archie. »James und Dusty Beaton, St. Helens, Oregon.« Er kratzte sich am Kopf. »Reicht das?«
»Einen Moment.«
Er hörte sie auf einer Tastatur tippen. Sie hatte Acrylnägel, die auf den Tasten klapperten.
Er drückte den Kopf kräftiger in die Handfläche.
»Ich habe ihre Akte vor mir«, sagte Peggy. »Sieht aus, als hätten sie nur eine Unterbringung gehabt. Die nicht lange dauerte. Ein paar Monate. Das Mädchen ist weggelaufen. Kommt gelegentlich vor.«
Archie schnürte es die Kehle zu. »Wie hieß das Mädchen?«
»Gretchen Stevens. Aber das könnte auch ein Falschname gewesen sein. Sie ist mit ein paar geprellten Rippen in ein Krankenhaus in St. Helens marschiert. Hier steht, sie war blutverschmiert und voller Schlamm. Kein Ausweis. Sagte, ihre Eltern seien tot.« Er hörte sie wieder tippen. »Das ist merkwürdig. In der Akte ist kein Foto.«
»Hat man nicht versucht, ihre Familie zu finden?«, fragte Archie.
»Die Akte ist unvollständig. Sie mussten ihren Namen durch die Vermisstenkartei laufen lassen, ehe sie in einer Pflegefamilie untergebracht wurde. Aber nicht alle Ausreißer werden als vermisst gemeldet.«
Archie griff nach einem Kugelschreiber. »Wer hat den Fall bearbeitet?«
»Tena Tahirih.« Es entstand eine Pause, und Peggy schnalzte bedauernd mit der Zunge. »Ich kannte sie. Sie ist vor ein paar Jahren gestorben.«
»Na wunderbar«, sagte Archie.
»Ich kann Ihnen schicken, was ich habe.«
Archie lehnte sich in seinem Sessel zurück. Freut mich, Sie kennenzulernen, Gretchen Stevens. »Schicken Sie es mir per E-Mail«, sagte er.
Als er aufgelegt hatte, rief er sofort Huffington an.
»Ich glaube, das Mädchen auf dem Bild war ein Pflegekind namens Gretchen Stevens. Ich schicke Ihnen, was wir über sie wissen. Fragen Sie herum. Schauen Sie, ob sie in der Schule eingeschrieben war. Und schicken Sie jemanden zum Krankenhaus, sie war Patientin dort. Sie könnten eine Krankenakte haben.«
»Krankenakten sind vertraulich.«
»Setzen Sie Ihren Charme ein.«
»Der ist allerdings beträchtlich«, sagte Huffington.
54
Archie zog seinen einen dunklen Anzug für die Beerdigung an. Er war dunkelblau, ging aber als schwarz durch. Er trug ihn zu Bestattungen und bei Auftritten vor Gericht. Angesichts der Beanspruchung, die der
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