Sterbenswort: Thriller (German Edition)
erklärt. Ich habe es nicht verstanden.«
»Und Frau Stutzkeis?«
»Er hatte vergessen, sie zu informieren. Sie hat sich große Sorgen gemacht. Fast eine ganze Woche war er weg. Sie haben am Strand geschlafen, oder im Auto. Braungebrannt und übers ganze Gesicht strahlend kam er schließlich zurück. Da fiel es Amelie schwer, hart zu bleiben. Amelie konnte ihm selten länger als ein oder zwei Tage böse sein. Sie hat ihn sehr geliebt.«
»Wann kam der Zeitpunkt, als Sie befürchteten, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte?«
»Als zwei Kommilitonen von ihm vor unserer Tür standen und sagten, sie seien mit ihm verabredet. Sehen Sie, er mag ein äußerst chaotischer Mensch gewesen sein, aber zwei Dinge waren ihm wichtig: sein Studium und Amelie. Zu Amelies Leidwesen galt genau diese Reihenfolge. Es war ein stetiger Kampf für sie.«
»Hat sie versucht, ihn von seiner Leidenschaft abzubringen?«
»Nein, das hätte ihn ja so grundlegend verändert, dass er nicht mehr er selbst gewesen wäre. Er lebte für seinen Traum, einmal ein großer Regisseur zu werden. Und Amelie selbst liebt den Film und die Bühne ja ebenfalls.«
Erneut blickte er auf seine Uhr: Der Tee war so weit.
Aus einem Küchenschrank holte er zwei Porzellantassen samt Untertellern, aus einer Besteckschublade zwei Kaffeelöffel. Dazu stellte er ein Kännchen Milch sowie Süßstoff, Zucker und Honig auf den Tisch.
Dann schenkte er ein.
Kron und Brandt-Jankovic bedankten sich.
»Und als seine Kommilitonen vor der Tür standen, sind Sie stutzig geworden?«
»Sie sagten, sie wollten in einer alten Sowjetkaserne in Fürstenwalde drehen. Und wir erinnerten uns daran, dass es sehr lange gedauert hatte, bis eine Drehgenehmigung erteilt worden war. Erik hatte oft von dem Projekt erzählt und sich sehr darauf gefreut.«
»Den Termin hätte er also kaum versäumt.«
»Genau. Und dann haben wir – hier an diesem Tisch – zusammengesessen und beratschlagt. Kathrin, Amelie und ich. Wir waren uns relativ schnell einig. Also gingen wir zur Polizei und erstatteten eine Vermisstenanzeige.«
Wie Kron wusste, hatten die Kollegen des Abschnitts 51 nur noch eins und eins zusammenzählen müssen. Schließlich war bereits vor Tagen eine Leiche gefunden worden, die unidentifiziert geblieben war.
»Das Ergebnis war schrecklich. Sie kennen es.«
Kron nickte und machte dann eine kurze Pause.
»Herr Denk, ich muss Ihnen diese Frage stellen.«
Aus Heinrich Denks Gesichtszügen sprach die Neugier.
»Nehmen Sie Drogen?«, fragte Kron ganz direkt.
Denk erschrak, seine Pupillen weiteten sich.
»Aber nein. Wie kommen Sie darauf?«
»Wir konnten bei Herrn Stein LSD nachweisen, in seinem Blut.«
Denk senkte den Blick, er schien nachzudenken.
»Ich war bisher ehrlich und werde es auch weiterhin sein, Herr Kommissar«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Erik hat öfter LSD genommen. Seine dritte Leidenschaft. Es kam regelmäßig zum Streit deswegen, mit Amelie, und manchmal auch mit uns anderen, weil wir auf Amelies Seite waren. Amelie hatte den Verdacht, dass er zudem andere Drogen konsumierte.«
»Hatte er an jenem Abend Drogen zu sich genommen, ich meine, abgesehen vom Alkohol?«
Erneut überlegte Heinrich Denk, schüttelte dann den Kopf.
»Nicht in unserem Beisein.«
»Dann muss er sie vor oder nach Ihrem«, Kron suchte nach einem passenden Begriff, »Trinkgelage konsumiert haben.«
»Wenn Sie möchten, können Sie einen Bluttest bei mir machen«, bot Denk an.
»Ich denke, das wird nicht nötig sein, Herr Denk. Ich glaube Ihnen!«
Danach bat Kron Kathrin Voss zu sich.
Ihre Angaben deckten sich im Wesentlichen mit denen ihres Freundes, keine Abweichungen.
Amelie Stutzkeis brach vor Kron in Tränen aus. Er beließ es daher dabei, sie nur über das Notwendigste zu vernehmen. Die Antworten schienen ihr schwer genug zu fallen.
Kron fragte sich, ob seine Frau dereinst wohl auch so um ihn trauern würde, falls sie ihn überlebte.
Er schonte die junge Frau und ließ sie bereits nach wenigen Minuten zurück in ihr Zimmer gehen.
Dann klopfte er an Heinrich Denks Zimmertür und verabschiedete sich von ihm, nicht ohne ihn zu bitten, einen Gruß an Heinrich Denk senior auszurichten. Bestimmt würde sich dieser an ihn erinnern. Kron war sich sicher, damals bei seiner Aussage gegen den Vergewaltiger einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.
Als Nächstes stand die Vernehmung von Thomas Pfeiffer an. Kron zweifelte keine Sekunde daran, dass dessen Aussage
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