Sterbenswort: Thriller (German Edition)
weinroten Satin-Bettlaken. Sie trug schwarze, leicht durchscheinende Dessous. Mit einer grazilen Bewegung führte sie ihren rechten Zeigefinger zu ihren Lippen und hauchte einen Kuss darauf. Dann strich sie mit der Fingerspitze langsam ihre Hüfte hinab, näherte sich ihrem Bauchnabel und zog schließlich immer kleiner werdende Kreise darum. Sie stöhnte lustvoll auf.
Heinrich, Erik und Thomas beobachteten sie.
Vor ihnen auf dem Tisch standen drei Flaschen Beck’s. Erik hatte sie bereits geöffnet.
Heinrich gelang es nicht, sich von dem Anblick zu lösen. Dennoch spürte er, dass Erik ihn musterte. Auch nahm er wahr, dass Thomas seine Bierflasche griff und einen ordentlichen Schluck zu sich nahm.
»Mmmmm«, machte Amelie und verdrehte ihre Augen.
Sie hatte sichtlich Vergnügen an ihrem aufreizenden Spiel.
»Und?«, fragte Erik.
Heinrich hielt es nicht für nötig, auszusprechen, dass ihm gefiel, was er sah.
Sein Mund wurde allmählich trocken.
»Gefällt es euch?«
Heinrich starrte weiterhin auf den Bildschirm.
»Ich meine, vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen …«
Thomas lachte amüsiert.
»Kathrin würde so etwas nie tun!«, meinte Heinrich.
»Ich kann sie ja mal fragen.«
»Untersteh dich.«
»Also vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet«, ging Thomas nun auf Eriks Frage ein, »muss ich sagen, dass ich es für äußerst gelungen halte. Das Video regt durchaus meine Sinne an. Alle meine Sinne.«
»Ich nehme das mal als Kompliment.«
»Dass Amelie da mitgemacht hat«, sagte Heinrich mit gespielter Entrüstung. »Ich meine, weiß sie, dass du sie gefilmt hast?«
Die Antwort gab Amelie selbst. Sie spielte mit der Kamera, gab sich lasziv, wusste genau, wie sie sich in ihrem Fokus präsentieren musste. Sie kokettierte und posierte.
Ohne seine Aufmerksamkeit zu lösen, widmete sich nun auch Heinrich seinem Beck’s.
Das kühle Bier rann seine Kehle hinab und beruhigte ihn etwas.
»Also, Erik«, sagte er. »Ich prophezeihe dir eine hervorragende Karriere in der Pornoindustrie.«
»Na na na«, wandte Thomas ein. »Ich kann mir das Filmchen auch durchaus in einer erotischen Reihe bei Arte vorstellen: Stein-Film präsentiert Amelie Stutzkeis.«
»Der Nachname hört sich wirklich mehr nach Arte als nach Porno an. Ich würde ihr irgendeinen osteuropäischen verpassen.«
»Oder einen französischen.«
»Größere Brüste wären auch nicht zu verachten.«
»Ja, die jetzigen sind etwas … putzig.«
»Mir gefallen sie so, wie sie sind. Aber aus eurer Diskussion und euren körperlichen Reaktionen schließe ich, dass euch gefällt, was wir da produziert haben.«
Keiner der beiden Freunde widersprach Erik.
»Und Amelie möchte wirklich Erotik-Star werden?«, fragte Heinrich süffisant.
»Ich habe sie auch aufgezeichnet, wie sie die Ophelia gibt. Wollt ihr es sehen?«
»Nein, danke«, lehnte Thomas ab. »Spul die Kassette lieber noch mal zurück.«
Auf dem Bildschirm schob sich bereits der Abspann von unten nach oben.
Erst jetzt fiel Heinrich die VHS -Kamera auf, die genau auf die Sitzgruppe ausgerichtet war, auf ein Stativ gesteckt, direkt neben dem Fernseher.
Er entdeckte, dass das Aufnahmelämpchen leuchtete.
»Sag mal, hast du uns gefilmt?«
»Klar doch. Amelie will schließlich auch wissen, wie ihr auf sie reagiert.«
»Ich möchte nicht, dass du mich filmst, ohne dass ich mein Einverständnis dafür gebe. Das habe ich dir schon oft gesagt.«
»Hey, Heinrich, mach dich locker.«
Erik strich dem Freund mit der flachen Hand über den Bauch. Dieser wich zurück.
»Lass das!«
»Sie will nur sehen, was es mit euch macht. Sie möchte ihre Wirkung kennen. Es geht um sie, nicht um euch.«
»Kann ich das Video nun endlich noch einmal sehen?«, meinte Thomas. »Ich meine, könnte ja sein, dass ich demnächst irgendwo fünf Mark in einen Schlitz stecken muss, um Amelie in Dessous zu sehen …«
28
Heute
H einrich lebte in einer Penthouse-Wohnung über den Dächern Charlottenburgs.
Kathrin und Amelie kurvten mehrere Minuten lang um die Wohn- und Geschäftshäuser zwischen Savignyplatz und Kurfürstendamm, bis sie endlich einen Parkplatz fanden.
»Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, hier zu wohnen«, meinte Amelie, während Kathrin am Automaten einen Parkschein löste.
»Ach, vorstellen könnte ich es mir schon. Ob ich es mir leisten könnte, wäre eine andere Frage.«
Sie platzierte den Parkschein, durch die Windschutzscheibe gut sichtbar, auf dem Armaturenbrett
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