Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
geschieden, und sie ist auch seit fünf Jahren wieder verheiratet. Aber sie haben einen gemeinsamen Sohn, der wissen muss, wie es seinem Vater geht. Also geht es in Ordnung, dass sie ihren Exmann besucht. Aber da gibt es auch noch ein junges Mädchen hier im ersten Stock, deren ganze Familie ermordet wurde. Frank ist ihr Vormund, und auch sie muss wissen, wie es ihm geht. Wenn sie wirklich für das verantwortlich wäre, was ihrer Familie zugestoßen ist, würde Frank jetzt nicht da drin liegen.«
»Sind Sie Diane?«, fragte eine andere Schwester, die Dianes Brandrede aufmerksam verfolgt hatte.
»Ja.«
»Er hat nach Ihnen verlangt. Er ist ziemlich hartnäckig. Ich bin mir sicher, der Arzt erlaubt es Ihnen, ihn zu sehen.« Während sie sprach, blickte sie die erste Schwester an.
»Wenn der Doktor nichts dagegen hat …«
In diesem Moment trat Cindy durch die Doppeltür, die zum Aufwachraum führte. Die erste Schwester blickte sie finster an, was Cindy allerdings gar nicht mitbekam. Sie ging direkt auf Diane zu, die erschrak, als sie die Tränen in ihren Augen bemerkte.
»Wie geht es ihm?«, fragte sie und hatte Angst vor der Antwort.
»Er sieht so blass aus. Aber die Schwester meint, es gehe ihm den Umständen entsprechend gut.«
»Und Kevin?«
»Er weiß es noch nicht. Er ist bei meiner Mutter. Ich wollte ihm nichts sagen, bevor ich … ich Frank mit meinen eigenen Augen gesehen habe.«
»Das ist gut zu verstehen. Star ist ganz außer sich.«
»Das arme Kind. Wenn Frank etwas passiert, ist es für sie so schlimm wie für Kevin – in gewisser Hinsicht sogar schlimmer. Kevin hat eine Familie, die ihn liebt. Star ist ganz allein.« Cindy atmete tief durch und biss sich auf die Lippen. »Sagen Sie mir, wie es ihm geht.« Sie kramte in ihrer Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. »Hier ist meine Handynummer.«
»Wenn es eine Änderung gibt, rufe ich Sie an.«
Alle feindseligen Gefühle, die Cindy seit ihrem letzten Gespräch gegen sie gehabt haben mochte, waren verflogen. Wenigstens etwas Gutes – Diane war der Wortgefechte müde.
Sie musste eine weitere Stunde warten, bis sie Frank sehen durfte. Sie war müde, und der hohe Adrenalinspiegel, der sie bisher schmerzfrei gehalten hatte, war wieder am Sinken. Sie hatte pochende Schmerzen im Rücken und in der Brust. Ihr taten jetzt sogar einige Muskeln weh, von deren Existenz sie zuvor noch nie etwas gemerkt hatte.
Als eine Schwester ihr mitteilte, dass sie jetzt zu ihm hineindürfe, hoffte sie, dass sie nicht aussehe, als stehe sie kurz vor einem Zusammenbruch.
Cindy hatte nicht übertrieben. Frank sah tatsächlich schrecklich blass aus. Er war so weiß, dass man ihn hätte für tot halten können. Diane hielt sich am Türrahmen fest, um nicht umzufallen.
»Ihm geht es schon sehr viel besser«, sagte die Schwester. »Ich beobachte ihn nun schon ein paar Stunden. Sein Blutdruck ist wieder normal, ebenso seine Temperatur. Sie sind Diane, nicht wahr? Er hat nach Ihnen gefragt.«
Diane trat an sein Bett heran und nahm seine Hand. Sie war kalt. »Frank, ich bin es, Diane.«
Er öffnete ganz leicht die Augen, und sie hatte den Eindruck, dass er zu lächeln versuchte. Er drückte ganz schwach ihre Hand.
»Versuche nicht zu sprechen. Ich bin bei Star gewesen. Sie ist besorgt, aber ich habe ihr gesagt, du kämst wieder in Ordnung. Nachher gehe ich wieder hoch zu ihr und sage ihr, dass ich dich gesehen habe.«
Er nickte mit dem Kopf. »Du?«, flüsterte er.
»Mir geht es großartig. Alles ist schon fast wieder verheilt.«
»Lügnerin«, flüsterte er.
»Nicht sprechen! Werde einfach wieder gesund. Das ist ein Befehl von Star.«
Seine Lippen wurden weiß, und er schloss die Augen. Sie schaute erschreckt die Schwester an.
»Es ist in Ordnung«, versicherte sie. »Ab und zu driftet er leicht weg. Aber ich passe schon auf und halte ihn am Leben. Dafür werde ich bezahlt.«
»Bitte«, sagte Diane und drückte seine Hand, bevor sie ging.
Eigentlich hätte sie sich besser fühlen müssen, aber er hatte wirklich schwach ausgesehen. Dabei war er doch so stark gewesen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sie setzte ein Lächeln auf und ging in Stars Zimmer. Sie schlief immer noch. Diane setzte sich auf einen Stuhl und beobachtete sie. Irgendwann schlief sie ein. Sie wachte auf, als jemand ihren Namen flüsterte. Es war Star. Sie war wach und sah sie an.
»Onkel Frank. Haben Sie ihn gesehen? Wie geht es ihm?«
»Ich habe ihn …« – sie schaute auf
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