Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
überraschen und mit der Pfanne niederschlagen. Sie hob die Pfanne, als sie den Schatten neben der Lampe sah. Noch eine Sekunde. Sie holte zum Schlag aus, geriet ins Schwanken, schlug mit voller Wucht gegen die Wand und hörte einen durchdringenden Schrei.
»Mrs. Odell, was machen Sie denn in meiner Wohnung? Ist Ihnen klar, dass ich Ihnen beinah den Schädel eingeschlagen hätte?«
Mrs. Odell in ihrem rosafarbenen Bademantel hielt sich die Hand aufs Herz und atmete schwer. Diane führte sie zum Sofa.
»Ist Ihnen was passiert? Was machen Sie hier?«
»Die Katze«, keuchte sie. »Ich suche die Katze.«
»Mrs. Odell …«, Diane wurde durch lautes Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Das ist bestimmt Marvin.« Sie atmete immer noch schnell.
Diane ging zur Tür. Ein Mann in den Siebzigern, etwas kleiner als Diane, stand vor ihr. Sein Gesicht ähnelte dem eines Pferds und sah sehr besorgt aus.
»Veda, Veda. Hast du so geschrien? Was haben Sie mit Veda gemacht?«
»Ich hätte sie beinahe mit einer gusseisernen Pfanne erschlagen, Mr. Odell. Ich habe keine Katze, und ich hatte auch nie eine Katze. Katzen sind in dieser Wohnung nicht erlaubt.«
»Veda war sich sicher, Sie hätten eine.«
»Was? Sie hat mit einer Bratpfanne zugeschlagen?«, ertönte eine Stimme aus dem Hausflur. Andere Mieter hatten sich mit der Hauswirtin im Flur versammelt.
»Was ist passiert?«, fragte die Hauswirtin.
»Mrs. Odell hat sich in meiner Wohnung hinter einem Vorhang versteckt, und ich hätte sie fast erschlagen, wenn ich nicht rechtzeitig gesehen hätte, wer es war«, erklärte Diane. Sie wollte nicht, dass ihre Nachbarn glaubten, sie schlüge nette alte Damen.
Mit einem zu Recht zerknirschten Gesichtsausdruck und einem »Ach-du-meine-Güte« für Veda Odell betrat die Hauswirtin Dianes Wohnzimmer.
»Wie sind Sie hier hereingekommen?«, fragte Diane.
Veda warf ihrem Mann einen schuldbewussten Blick zu. »Wir, nun, wir … wir haben ihn uns ausgeliehen.«
»Was? Meinen Schlüssel?«, fragte die Wirtin. »Sie haben meinen Schlüssel gestohlen?«
»Wir haben ihn nur ausgeliehen. Marvin wird noch ganz verrückt von seiner Allergie.«
»Sie können doch keine Schlüssel stehlen und in der Wohnung anderer Leute herumschnüffeln. Dr. Fallon ist erst neulich auf dem Parkplatz überfallen worden. Was glauben Sie, wie sie sich fühlt, wenn sich jemand hinter ihrem Vorhang versteckt?«
»Es gab ja kein anderes Versteck, als sie plötzlich hereinkam. Ich wagte mich kaum noch zu bewegen.«
»Marvin, bringen Sie Veda in Ihre Wohnung zurück und geben Sie mir den Schlüssel.«
Sie streckte die Hand aus, und Veda legte den Schlüssel hinein.
Die Odells zogen sich kleinlaut zurück. Auch die anderen Mieter verschwanden in ihren Wohnungen. Nur die Wirtin und Diane blieben stehen. Diane schaute sie an, wie sie Ariel angeschaut hatte, wenn sie etwas Verbotenes getan hatte.
»Sie wissen Bescheid, nicht wahr?«
»Neulich nachts sah ich den Schwanz.«
»Sie ist eine so hübsche Katze, und ich habe sie gern um mich. Ich hatte so gehofft … aber jetzt muss ich sie wohl weggeben.«
»Vielleicht finden Sie ja für die Odells eine Wohnung über einem Beerdigungsinstitut«, sagte Diane.
»Ja, sie sind schon ein eigenartiges Paar, nicht wahr? Sie machen dauernd Pläne für ihre Beerdigung, können Sie sich das vorstellen? Ein seltsames Hobby. Wie die sich wohl gefunden haben?«
»Wahrscheinlich haben sie sich auf einer Beerdigung kennen gelernt«, sagte Diane.
Die Vermieterin zuckte die Schultern. »Vielleicht haben Sie Recht.«
Diane ließ sich auf ihr Sofa sinken und war plötzlich sehr müde.
»Sie hatten sogar Kinder«, erzählte die Vermieterin weiter. »Sieben, aber sie sind alle gestorben. Veda hat mir Bilder von den Beerdigungen gezeigt. Da bekommt man doch eine Gänsehaut, nicht wahr?« Damit ging sie in ihre Wohnung zurück.
Ja, da bekommt man wirklich eine Gänsehaut. Sie schloss die Wohnungstür ab und stellte einen Stuhl unter die Klinke. Bevor sie sich ins Schlafzimmer schleppte und ins Bett sank, nahm sie noch eine Schmerztablette gegen ihre rasenden Rückenschmerzen. Vom Bett aus sah sie, dass ihr Anrufbeantworter blinkte. Frank, dachte sie und drückte auf den Abspielknopf.
37
D ie Nachricht war von Gregory. Er bat um Rückruf, weil er Neuigkeiten für sie hatte.
Diane schaute auf die Uhr. In England war es viel zu früh, um jetzt anzurufen. Sie stellte ihren Wecker auf fünf Stunden später, als das Telefon
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