Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
wieder von ihm gehört. Sein Wagen, eines dieser geländegängigen Allradfahrzeuge, stand in der Einfahrt des Hauses, das er mit drei anderen Studenten teilte, die ihre Ferien in Ford Lauderdale verbrachten. Er war allein im Haus gewesen. Niemand hatte gesehen, wie er das Haus verlassen hatte, niemand hatte jemand Fremdes bemerkt. Er war einfach verschwunden, ohne eine Spur hinterlassen zu haben.
Bis George und Jay Boone sein Schlüsselbein fanden.
Für den Fall, dass irgendjemand etwas wusste, war eine Telefonnummer angegeben. Es hieß, der Anrufbeantworter würde darum bitten, eine Nachricht und die Telefonnummer zu hinterlassen, unter der man erreichbar sei.
Diane konnte sich gut vorstellen, dass man eigens dafür einen Anschluss eingerichtet hatte. Wahrscheinlich bekamen die Eltern jeden Monat viele Anrufe von irgendwelchen Spinnern.
Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach sechs Uhr. Das Krankenhaus war seit einer knappen halben Stunde erwacht. Im Flur wurden die Geräusche lauter, als der Frühstückswagen den Korridor entlanggeschoben wurde.
Sie wählte die Nummer. Nach nur einem Klingelton schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Eine Stimme sprach den angekündigten Text.
Diane zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie sich dem Gerät vorstellte.
»Mein Name ist Dr. Diane Fallon. Ich bin forensische Anthropologin und Leiterin …«
Es klickte, und am anderen Ende meldete sich eine Männerstimme. »Sagten Sie, Sie seien forensische Anthropologin?«
»Ja. Ich fand diese Nummer auf Ihrer Website.«
»Geht es um Aidan?«
»Wahrscheinlich.«
»Ich bin sein Vater, Declan Kavanagh. Haben Sie meinen Sohn gefunden?«
»Ich bin mir nicht sicher. Am besten erzähle ich Ihnen kurz, was ich gefunden habe.«
Diane erklärte, dass sie auf dem Gelände einer abgelegenen Farm die Knochen eines menschlichen Skeletts gefunden hätten und die Analyse ergeben habe, dass es die Knochen eines jungen, etwa ein Meter achtundachtzig großen jungen Mannes seien, der wohl in einem kühlen Klima aufgewachsen und wahrscheinlich Vegetarier sei, aber Fisch gegessen habe. Sie schilderte ihre Ermittlungsergebnisse so kurz und klar, als müsste sie einen Bericht abgeben. Als sie fertig war, hörte sie ein dumpfes Aufstöhnen am anderen Ende der Leitung, das in einen verzweifelten Klagelaut überging. Sie verstand, dass sie dem Vater gerade die letzte Hoffnung genommen hatte, seinen Sohn eines Tages lebend wieder sehen zu können. Am liebsten hätte sie mit ihm geheult.
Als er wieder sprach, klang seine Stimme ruhig und kühl. »Sie haben gerade meinen Sohn beschrieben. Wo sind Sie? Ich habe Röntgenaufnahmen von ihm und seine Zahnunterlagen.«
Diane wollte ihm nicht auch noch erzählen, dass der Schädel fehlte. Sie dachte, das wäre am Telefon zu grausam. Sie gab ihm ihre Adresse.
»Wie starb er?«, fragte er.
»Die Todesursache habe ich noch nicht genau bestimmen können. Es könnte eine schwere Verletzung an der Schulter gewesen sein, aber genau wissen wir es nicht. Ich weiß auch nichts über die Todesart.«
»Für mich hört es sich nach Mord an. Sucht der Sheriff nach dem Täter?«
»Erst mussten die Überreste identifiziert werden. Wir hoffen, dass wir dann auch in Erfahrung bringen werden, was passiert ist und wer der Mörder ist – wenn es wirklich Mord war.«
»Sie hören sich an wie eine Katze, die um den heißen Brei schleicht.«
»Nein. Ich kann nur nicht mehr sagen, als ich mit Sicherheit weiß.«
»Klar. Tut mir Leid. Sie haben offensichtlich alles Erdenkliche getan, um herauszufinden, woher mein Sohn stammt, und ich danke Ihnen. Ich mache mich auf den Weg, sobald ich hier die nötigen Dinge geregelt habe.«
Diane gab ihm Namen und Telefonnummer des Sheriffs, bevor sie das Gespräch beendete.
Kurz darauf kam Linc herein und betrachtete ihr Krankenblatt. »Du bist auf und arbeitest? Und ich dachte immer, ich sei ein Workaholic. Wie fühlst du dich?«
»Viel besser. Ich habe lange geschlafen.«
»Gut. Leg dich bitte wieder ins Bett, damit ich dich auf Schwellungen untersuchen kann. Dein Krankenblatt sieht gut aus. Schmerzen?«
»Keine bestimmten. Es tut überall ein bisschen weh.«
»Damit wirst du noch eine Zeit lang leben müssen.«
Diane klettert zurück ins Bett, damit Linc sie abtasten konnte, ob irgendwelche inneren Organe geschwollen waren.
»Wie geht es Frank?«
»Es geht ihm gut. Ich bin mit seinen Fortschritten zufrieden. Es sieht so aus, als ob ihr beide durchkommt.«
»Ich
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