Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ihre Theorie. Jonas sah genauso skeptisch aus, wie der Sheriff geklungen hatte.
»Ich weiß, es ist schlimm, jemandem etwas vorzuwerfen, das er nicht getan hat, vor allem nicht so etwas Schreckliches wie Mord.«
»Ich sage ja nicht, dass Ihre Logik beim jetzigen Wissensstand unschlüssig ist. Aber eben nur beim jetzigen Wissensstand. Sie haben Recht. Es ist alles ziemlich dürftig.«
»Ich weiß. Der letzte Beweis fehlt noch. Wollen Sie die Partie aufgeben?«
Jonas sah verblüfft auf. »Was?«
»Diese Partie können Sie nicht mehr gewinnen. In fünf Zügen sind Sie schachmatt.«
»Sie enttäuschen mich. Ich hätte gedacht, Sie würden mit Meinungsverschiedenheiten besser umgehen können.« Belustigt musterte er das Schachbrett. »Ich fasse es nicht. Sie haben Recht. Sie haben mich überall festgenagelt. Wie konnte das passieren?«
»Sie sind auf mein Damenopfer hereingefallen.«
Jonas sah ihr in die Augen. »Sie sind ganz schön durchtrieben.«
»In der Nacht, die ich im Teich verbracht habe, hatte ich nichts Besseres zu tun, als mir eine Strategie auszudenken. Schade, dass ich diese Technik nicht in unserem Mordfall anwenden kann.« Sie dachte einen Moment nach. »Vielleicht kann ich das doch. Ich muss noch mal den Sheriff anrufen und fragen, ob er schon mit den Housers gesprochen hat.«
50
D iane saß in ihrem Büro und sah sich Angebote für Ausstellungsstücke an. Sie hatte Andie um einen Botengang gebeten und ihr danach frei gegeben.
Ihre Hand zitterte, als sie an ihrem heißen Tee nippte, und sie sprang vor Schreck beinahe auf, als es endlich an der Tür klopfte.
»Ja bitte?«
Jake Houser stand im Türrahmen. Sie trank noch einen Schluck Tee, während sie versuchte, ruhig zu bleiben.
»Jake. Kommen Sie in Franks Fall weiter?«
»Sackgasse«, sagte er.
»Sie erwähnten, dass Sie nicht mehr im Museum arbeiten wollen. Sind Sie hier, um zu kündigen?«
»Auch. Es rechnet sich für mich nicht.«
»Tut mir Leid«, sagte Diane.
Jake seufzte. »Dabei war ich gern hier.« Er machte eine Pause. »Ich hörte, Sie hatten eine Tochter.«
»Ja. Sie wurde ermordet.«
»Schrecklich. Unsere Kinder sind unser Ein und Alles. Es gibt nichts, was wir nicht für sie tun würden, nicht wahr?« Er fingerte an der Geode auf ihrem Schreibtisch herum.
»Fast nichts«, stimmte Diane zu. »Brauchen Sie noch ein Empfehlungsschreiben?«
Wieder klopfte es an der Tür. Diane blickte auf ihre Armbanduhr. »Etwas spät für Besucher«, murmelte sie und laut sagte sie »Herein.«
Vanessa Van Ross kam in einem weißen Jerseyhosenanzug, der farblich zu ihrem Haar passte, in Begleitung ihres Fahrers hereingerauscht. »Da sind Sie ja. Ich habe nicht damit gerechnet, Sie bei der Arbeit anzutreffen. Die letzten drei Male, die ich versucht habe, mit Ihnen zu sprechen, waren Sie nicht da.«
Diane stand auf. »Mrs. Van Ross. Das tut mir Leid, aber ich …«
»Keine Entschuldigungen bitte.« Sie wandte sich an Jake. »Junger Mann, warten Sie bitte in dem anderen Büro.«
Jake war ein wenig verwirrt, zögerte, ging dann aber schulterzuckend in Andies Büro. Er sah nicht gut aus, was Diane beunruhigte.
»Diane, Milo meinte, Sie hätten großes Potenzial, und ich dachte das ehrlich gesagt auch. Aber die Geschichte mit den Knochen und der Staub, den das Fiasko mit den Graysons aufgewirbelt hat – der Vorstand kann Sie nicht entlassen, aber ich schon. Ich tue es nicht gern, denn ich mag Sie, aber …« Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben noch eine Woche. Donald wird Ihren Platz übernehmen, bis wir Ersatz für Sie gefunden haben.«
»Mrs. Van Ross, ich verstehe Sie nicht. Sie können mich doch nicht ohne einen gewichtigen Grund …«
»Doch, das kann ich. Lesen Sie Ihren Vertrag.«
»Ich weiß, dass es in letzter Zeit etwas drunter und drüber ging, aber wenn Sie sich ansehen, was ich bereits alles erreicht habe, dann werden Sie sehen, dass es dem Museum gut geht. Warum tun Sie das?«
»Haben Sie die Zeitungen gelesen? Das Museum braucht diese Art von Publicity nicht. Wir haben noch nicht einmal eröffnet, und ich bekomme bereits Anrufe von Sponsoren, was hier eigentlich los ist. Und dem Museum geht es nicht gut. Sie hätten es fast verloren. Nein, tut mir Leid. Ich werde Ihnen eine gute Abfindung zahlen, aber ich will, dass Sie gehen.«
Vanessa Van Ross machte auf dem Absatz kehrt und rauschte hinaus. Noch bevor sie Andies Büro verlassen hatte, kam Jake wieder herein. Diane stand wie angewurzelt hinter ihrem
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