Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ich hatte nicht erwartet, dich heute zu sehen. Irgendwelche Neuigkeiten über die Sache mit deinen Freunden?« Sie wies mit der Hand in Richtung ihres Büros. Sie gingen durch die Glastür mit der Aufschrift VERWALTUNG und folgten dann dem Gang, der in ihr Büro führte.
»Ich weiß, dass du nicht in irgendwelche Untersuchungen verwickelt werden möchtest, aber ich würde trotzdem gern mit dir sprechen.«
»Geht es dabei um die Umstände ihres Todes?« Diane fischte den Türschlüssel aus ihrer Jacketttasche.
»Ja. Die Fahnder haben Star aufgegriffen.«
10
D iane umklammerte den Schlüssel in ihrer Hand so fest, dass ihre Knöchel ganz weiß wurden. Sie hielt den Atem an. Dies wurde ihr erst bewusst, als sie sich Frank zuwandte. »Sie lebt also? Sie ist in Ordnung? Das ist eine gute Nachricht. Ich … Nun, ich habe das Schlimmste befürchtet.«
»Ich auch. Sie lebt, aber das Mädchen ist in großen Schwierigkeiten. Ihre Eltern und ihr Bruder sind tot, die Ermittler halten sie für die Täterin, und leider macht die Polizei von Rosewood ihren Job nicht richtig.«
Die beiden betraten Dianes Büro durch ihren Privateingang, und sie setzte sich an den Schreibtisch. »Wie kommst du auf die Idee?«
Frank holte sich einen Stuhl und legte den Umschlag auf den Tisch. »Kennst du dich etwas in der Lokalpolitik von Rosewood aus?«
»Ich weiß nur, dass es Unstimmigkeiten zwischen dem Bürgermeister und dem Stadtrat gibt.«
»Und die Bezirksvorsteher sind auch noch im Spiel, was alles noch viel komplizierter macht. Es ist eine total verfahrene Situation.«
»Ich verstehe nicht viel von Lokalpolitik. Ich versuche, mich nur so weit damit zu befassen, wie es mein Job hier erfordert.«
»Im Grunde handelt es sich um einen Machtkampf zwischen Bürgermeister Sutton und dem Stadtrat. Er glaubt, Rosewood sei Atlanta.« Frank zog ein Gesicht. »Er möchte eines Tages Gouverneur werden und hat vor, aus unserer kleinen Stadt sein eigenes kleines Reich zu machen.«
»Eine Menge Leute ziehen hierher. Ich weiß das, weil wir für unsere Museumsplanung demographische Untersuchungen angestellt haben.«
Frank winkte ab. »Ich arbeite in Atlanta und lebe dort. Es mögen nur etwa hundert Kilometer dazwischen liegen, aber da gibt es doch einen gewaltigen Unterschied. Auf seine Weise ist der Stadtrat allerdings genauso mies wie der Bürgermeister. Sie sind gegen jeden Wandel in ihrem kleinen Königreich. Sie wollen einfach ihre eigenen Erbhöfe verteidigen.«
Diane lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Was hat das mit dem Mord an deinen Freunden zu tun? Willst du andeuten, dass er einen politischen Hintergrund haben könnte?«
»Nein, natürlich nicht. Darauf will ich nicht hinaus.« Frank rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und rückte ihn näher an den Schreibtisch heran. »Wir haben endlich einen neuen Polizeichef bekommen. Wir brauchten einen. Aber der Bürgermeister hat dem Stadtrat seinen Kandidaten aufgedrängt. Dann hat der neue Polizeichef alle Leute an die Luft gesetzt, die gegen den Bürgermeister waren, und an ihrer Stelle neue Leute eingestellt – die meisten davon alte Kumpel von ihm wie der Chefermittler, die sich zurückhalten und machen, was man ihnen sagt. Der Chefermittler hat dann seinerseits seine Leute geholt. Das Ergebnis ist eine allgemeine politische Vetternwirtschaft. Keiner weiß, was sie wirklich tun.«
»Am wichtigsten ist der Tatort, und das Georgia Bureau of Investigation weiß genau, was da zu tun ist.«
»Aber das GBI hat den Tatort überhaupt nicht untersucht. Das wollte ich dir die ganze Zeit schon erzählen. Der Polizeichef hat sich geweigert, sie zu rufen. Er ist der Meinung, dass die Polizei von Rosewood dieses Verbrechen ohne Hilfe von außen aufklären kann.«
»Und, können sie das?«
»Nein. Der beste Ermittler war Jake Houser, aber er gehört nicht zu den Männern des neuen Polizeichefs. Man hat ihn auf einen reinen Bürojob abgeschoben, und jetzt besteht die Mordkommission aus Grünschnäbeln, von denen kaum einer älter ist als Kevin.«
Diane unterdrückte ein Lächeln und fragte sich, ob Frank nicht einfach ein Vorurteil gegen Polizisten hatte, die halb so alt waren wie er. »Aber sie könnten doch trotzdem ihr Handwerk verstehen.«
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
»Auf deiner natürlich. Ich denke, du solltest dich an den Stadtratsvorsitzenden wenden und ihm mitteilen, dass sie von Anfang an Recht hatten und dass die Günstlinge des Bürgermeisters eine
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