Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ran.«
»Können Sie das tun?«
»Ja, aber Sie brauchen nicht unbedingt mich zu nehmen«, erwiderte Diane und hoffte, er würde jetzt so etwas sagen wie: »Meine Cousine ist auch forensische Anthropologin – ich werde sie beauftragen.«
»Warum nicht Sie?«, sagte Whit. »Sie sind doch bereits da.«
»Also gut. Ich habe im Museum einen Archäologen, und ich werde einige erfahrene Ausgräber aus der archäologischen Fakultät der Universität hinzuziehen.«
Diane saß in einem der beiden Sessel und studierte das Schachbrett, während Jonas Briggs einige seiner früheren Archäologiestudenten anrief. Er hatte seinen Springer nach f6 gezogen. Das waren bisher erst drei Züge für jeden. Sie waren immer noch in der Anfangsphase des Spiels und kämpften um eine frühe Kontrolle des Bretts. Als er auflegte, schlug sie seinen Bauern und stand auf.
»Ich habe vier meiner besten Ausgräber bekommen. Sie waren alle begeistert, bei so etwas mitmachen zu können.« Er rieb sich die Hände. »Das Ganze nimmt ja eine gänzlich unerwartete Entwicklung.« Er schaute hinüber zum Schachbrett. »Wären Sie so gut, für mich Ihren Bauern zu schlagen?«
Diane nahm seinen schwarzen Bauern und schlug mit ihm ihren weißen. »Soll ich Sie morgen früh zu Hause abholen?«, fragte sie dann.
»Ja, das wäre nett. Mein Team wird sich morgen bei mir treffen, es kann dann hinter Ihnen herfahren.« Er nahm sein Jackett vom Garderobenständer und folgte ihr aus seinem Büro.
»Sie sollten wissen, dass das Gelände dort etwas unwegsam ist. Wir müssen zum Beispiel eine kleine Schlucht durchqueren.«
»Ich habe in meinem Leben schon manche große Schlucht durchquert. Sie brauchen sich da keine Sorgen zu machen.«
»Auf jeden Fall hat Whit Abercrombie versprochen, für eine Behelfsbrücke über diesen Bach zu sorgen. Er meint, er könne die County-Verwaltung dazu veranlassen.«
»Ein Bach – es geht hier nur um einen Bach?«
»Der Bach fließt durch eine fünf Meter tiefe Schlucht.«
»Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen um mich zu machen.«
»Tu ich ja gar nicht. Aber wie stünde ich wohl da, wenn ich einen meiner Kuratoren auf einer Feldexkursion ins Jenseits beförderte?«
Sie nahmen den Aufzug ins Erdgeschoss.
»Hier.« Diane überreichte ihm einen der drei Laptops, die ihr Kenneth Meyers zum Ausprobieren überlassen hatte.
»Der sieht aber gut aus.« Er strich mit der Hand über das Metallgehäuse.
»Ich glaube, der ist auch gut. Ich habe zwar meinen noch nicht angeschaut, aber ich glaube, er ist erstklassig und vor allem für Expeditionen und Forschungsarbeit vor Ort geeignet. Mit Ihrem Handy können Sie sogar alle Ergebnisse direkt vom Laptop aus ins Museum schicken. Sagen Sie mir bitte, wie er sich bewährt.«
»Wenn die anthropologische Fakultät wüsste, wie viele Vergünstigungen mit diesem Job hier verbunden sind, würden sie jemanden anderen herschicken.«
»Sylvia Mercer hat sich ähnlich ausgedrückt. Ich werde sie bitten, mit Ihnen bei der Identifizierung der Tierknochen zusammenzuarbeiten. Sie ist die Zoologin unseres Museums.«
»Bekommt sie auch einen solchen Computer?«
»Keinen solchen. Sie bekommt einen für ihr Büro. Sie übrigens auch.«
»Ich bekomme zwei Computer. Phantastisch.«
Diane musste lachen. Sie verabschiedeten sich. Jonas Briggs fuhr nach Hause, um sich auf den morgigen Tag vorzubereiten. Diane machte sich auf den Weg zum Zoologischen Labor und Sylvia Mercers Büro. Sylvia räumte gerade die Gerätschaften in ihrem Labor um.
»Dr. Mercer, ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.«
»Schießen Sie los und nennen Sie mich doch bitte Sylvia. Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich die Laboranordnung etwas verändere.«
»Nein, gar nicht. Wie es für Sie am geschicktesten ist. Erinnern Sie sich an das Schlüsselbein, das ich neulich untersucht habe?« Diane wartete gar nicht erst auf die Antwort, sondern erzählte ihr, dass sie den Ort gefunden habe, von dem es wahrscheinlich stamme.
»Diese Stätte ist voller Tierknochen. Ich habe mir überlegt, dass ich den ungefähren Todeszeitpunkt feststellen könnte, wenn ich die Unterlagen des Präparators mit den Tierknochen direkt über und unter den menschlichen Überresten abgleiche. Deshalb hätte ich gerne, dass Sie einige dieser Tierknochen genau identifizieren.«
»Kein Problem. Wenn Sie aber bisher ein Schlüsselbein und einen Talus gefunden haben, dann liegen die Knochen dort doch wahrscheinlich wild durcheinander.«
»Das
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