Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
Sonnenemissionen im radioaktiven Spektrum. Störungen in allen Funkbereichen sind zu erwarten. Sogar mit Totalausfall der Verbindung muß gerechnet werden."
    Kalo hebt die Schultern. „Eins kommt zum anderen, Beeilen wir uns. Mit Atto Dyson können wir uns später unterhalten. Falls ihr darauf besteht", setzt er mit einem Seitenblick auf Torre Nelen hinzu.
     
    Siebzig Minuten später löst sich aus dem unterseeischen Hangar am Rande der zylindrischen Wand ein spindelförmiger Körper. Stabilisatoren richten ihn auf, Kompressionsstöße treiben ihn in Richtung Oberfläche. Kaskaden hochverdichteter Gase wühlen das Meer auf und beschleunigen das Geschoß bereits in den mittleren Wasserschichten fast bis auf Startgeschwindigkeit.
    Wie ein riesiger Delphin schießt die Rakete über den Meeresspiegel hinaus, Schaum wallt auf, fällt sofort wieder in sich zusammen, konzentrische Kreise um sich verbreitend. Für Bruchteile einer Sekunde verlangsamt das Projektil seinen Flug, dann zünden mit einem Schlag die Atmosphärentriebwerke.
    Und während die Welle der Detonation erneut haushohe Wellen aus der Meeresoberfläche preßt, jagt der Zubringer auf meterdicken Reaktionsstrahlen hinaus in den Raum, der Sonne entgegen.
     
     

Sonnenfeuer
     
    DIE SPIEGELKOLONNEN SCHWEBEN IM ALL wie ein Ungeheuer mit ausgebreiteten Schwingen, wie ein schuppiger, silbriger Drache aus grauer Vorzeit, langgestreckt, gekrümmt die ineinandergreifenden Sektionen; schon allein die riesige Konstruktion bietet einen atemberaubenden Anblick. Hinzu kommt das samtige Schwarz des leeren Raums als Hintergrund, die matt schimmernden Sterne, deren Glanz gegen den des Spiegels verblaßt.
    Tief unter ihnen, irgendwo in der bläulichen, von undeutlich gezeichneten Landmassen begrenzten Wölbung, liegt Arktika. Aber die Stadt verschwindet unter der blendenden Lichtsäule, die sich beim Auftreffen auf die äußersten Schichten der Atmosphäre zerstreut und eine hellgelbe Kreisfläche bildet.
    Ein faszinierendes Bild bietet sich ihnen. Voraus die gleißenden Spiegel, backbord die Sonne, ein riesiger Ball aus waberndem Feuer, dazwischen nichts als schwarzer Abgrund und doch Milliarden von Erg, die den Spiegel in jeder Sekunde auf unsichtbarem Weg erreichen, die reflektiert werden und ebenso unsichtbar hinabströmen bis zur Grenze der Atmosphäre. Erst dort wandeln sie sich in einen hellen Lichtbalken um, dort erst, wo sich Materie befindet, deren Struktur sie zum Schwingen anregen.
    Allein der Druck des Lichtes reicht aus, die Spiegel in der günstigsten Entfernung zur Sonne wie auch zur Erde zu halten, nur hin und wieder stabilisieren kurze Feuerstöße die Kolonnen. Bis vor wenigen Tagen noch funktionierte die Anlage ohne jede Störung.
    Der Kyborg William Randolph steuert den Zubringer, er ist der Pilot, den Kregg an die Stelle Tonders gesetzt hat. Sie alle waren nicht gerade begeistert, als sich herausstellte, daß ausgerechnet dieser schweigsame Hüne sie fliegen sollte. Kyborgs sind nicht sonderlich beliebt, daran ändert auch die Tatsache nichts, daß niemand Nachteiliges über Randolph zu sagen vermochte, im Gegenteil, auf Merkur hätten sie sich keinen besseren Kollegen wünschen können, aber es reicht eben aus, daß er Kyborg ist, ein Mensch, der sich um eigener Vorteile willen verstümmeln ließ.
    Während des Fluges sitzt er steifnackig in seinem Sessel, nur seine Hände bewegen sich fast unmerklich. Kalo fällt auf, daß er mit weit sparsameren und gleitenderen Steuerausschlägen als Veyt Tonder arbeitet. Aber obwohl Randolphs überdurchschnittliches Phlegma ein gewisses Maß an Ruhe und Sicherheit vermittelt, würde Kalo es lieber sehen, wäre Tonder ihr Pilot. Veyt wirkt einfach menschlicher, irgendwie schafft menschliche Schwäche Gemeinsamkeiten. Randolph aber scheint keine Schwächen zu kennen.
    Etwa auf halbem Wege schaltet Randolph die Sprechverbindung zu Arktika-Basis ein. Auf dem Schirm erscheint jedoch nur ein heilloses Durcheinander von Linien und querlaufenden Funkenbündeln. Im akustischen Bereich überlagern die Störungen sogar die Peilzeichen. Randolph ruft minutenlang mit unbeteiligtem Gesichtsausdruck. Als Antwort kommt lediglich ein Quarren, zweifellos Worte, aber bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und überlagert.
    Randolph wechselt die Frequenzen mit stoischem Gleichmut. In den Bereichen längerer Wellen werden die Störungen zwar geringer, aber auf diesen Bändern liegt weder eine Ton- noch eine Bildmodulation an. Als erstes

Weitere Kostenlose Bücher