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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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und einziges Zeichen von Unmut gibt Randoph ein helles Knurren von sich. Er läßt das Rufzeichen auf der langen Welle weiterlaufen, die Monitore übertragen das Tack-Tack des Peiltones und das Rufbild, einen Pfeil, der eine waagerechte Linie von unten nach oben durchbricht.
    „Irgendwann bemerken sie vielleicht doch, daß wir auf dieser Frequenz eine stabile Verbindung zustande bekämen", sagt er spöttisch. Das ist aber auch alles. Kein Wort zuviel, keine unnütze Erregung.
     
    Der Peilton hackt nach wie vor in die Stille, und auf dem Bildschirm bemüht sich die stilisierte Rakete seit nunmehr zehn Minuten, die ebenfalls stilisiert dargestellte Meeresoberfläche zu durchstoßen. Arktika aber schweigt auch jetzt noch.
    Je geringer der Abstand zu den Spiegeln wird, um so mehr schwindet der Eindruck, man nähere sich etwas Gewaltigem. Die Dimensionen verschwimmen, verwischen sich, sind einfach nicht mehr faßbar. Was bleibt, ist eine aus silbrigen Sektionen zusammengefügte, gewölbte Fläche, die bald das Blickfeld vollständig ausfüllt.
    „Achtung, Parabelanflug!" warnt Randolph.
    Die Zentrifugalkraft beginnt zu wirken, hebt sie in die Gurte, langsam verschiebt sich die Wölbung der Spiegel, wandert über die Bildschirme und verändert dabei ihre Form mehr und mehr. Seitlich taucht ein Stück der Erdoberfläche auf, darauf ein leuchtender Kreis über bläulich-blassem Grund, den braune Massen begrenzen. Schließlich schrumpft die gewaltige Spiegelanlage zu einer einzigen geschwungenen Linie gleißenden Lichtes. Voraus wächst der Schleusenmund heran, ein dunkler Ring auf metallen schimmerndem Grund, stoßfrei rastet die Nase der Rakete ein. 
    „Andocken ist erfolgt", bestätigt Randolph.
    Sie steigen aus, als letzter verläßt der Pilot die Schleusenkammer. Umständlich prüft er die Sicherungen der Blende, ehe er ihnen in großem Abstand folgt. Im Gegensatz zu ihren Monteurkombinationen trägt er einen der leichten Planetenschutzanzüge. Kalo beneidet ihn um die Beweglichkeit der Schlauchgelenke an Ellbogen und Knien, seine eigene Kombination ist ein wahres Monstrum, und es erfordert einen erheblichen Kraftaufwand, dessen Verbindungen zu bewegen. Bereits nach wenigen Minuten hat Randolph seinen Rückstand aufgeholt und schwebt direkt hinter Aikiko.
    Sie bewegen sich durch einen schlauchartigen Tunnel, eine Art Kokon mit feinmaschigen Wänden, durch die das Licht der Sterne einfällt. Zur Sicherheit legen sie die ersten hundert Meter mit Muskelkraft zurück, indem sie sich an seitlich angebrachten Schlaufen vorwärts hangeln. Bei jedem Armzug verformt sich der Kokon, langsam verebbende Wellen laufen über die Wandungen und zerlegen den Schimmer der Sterne in Lichtblitze.

    Kurz nachdem sie die erste Abzweigung hinter sich gebracht haben, hebt Kalo den Arm. „Schubstrahler einschalten! Kleine Leistung. Abstände vergrößern!"
    Er ist froh, daß sie jetzt auch ohne Kraftanstrengung vorankommen, zudem erhöht sich ihre Geschwindigkeit mit jedem Impuls beträchtlich. Widerspruch von den anderen kommt nicht, auch ihnen scheint die Hangelei nicht sonderlich gefallen zu haben. 
    Sie jagen durch die Kokonröhre, die Köpfe trotz der schützenden Helme zwischen die Schultern gezogen, hin und wieder berührt ein Arm oder ein Bein das Gewebe der Wandung. Bei jedem Kontakt überträgt die Luft im Inneren der Anzüge schleifende Geräusche. Trotz ihrer relativ hohen Geschwindigkeit benötigen sie mehr als eine halbe Stunde, ehe sie den Abzweig zur Zentralkammer erreichen. Jetzt haben sie etwa die Hälfte der Spiegellänge durchflogen, und nun erst kommt ihnen die gewaltige Größe der Anlage voll zum Bewußtsein. 
    Auch die Zentralkammer erinnert an ein Gespinst, aber hier sind die einzelnen Fäden von stärkerem Durchmesser. Seilartige Leitungen durchziehen den Raum, jenseits der Wände schweben scheinbar ohne jeden Halt kompakte Metallmassen, Steuertriebwerke, die die einzelnen Sektionen auf Position halten. Das Zentrum der Kammer bildet ein Globoid, ein schwach gestrecktes Ellipsoid aus stumpfgrauem Metall. Wie eine Spinne hängt das Steuerhirn im Mittelpunkt des Leitungsnetzes.
    Einen Augenblick lang betrachtet Kalo das Gebilde, etwas wie Hochachtung überkommt ihn, aber auch eine Spur von Grauen, doch der Globoid wirkt so harmlos, so unbeteiligt, ja so tot, daß Kalo endlich schulterzuckend zur Seite schwebt, um Pela den Weg freizugeben. Hier beginnt Pelas eigentliche Aufgabe; niemand kennt sich mit den

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