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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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im Magen und das heftige Pochen seines Herzens — und dieses taube Gefühl unter der Kopfhaut, das sich immer dann einstellte, wenn er in eine Lage geriet, die er nicht überblickte. Was da auf ihn zukam, war aber nicht nur kaum zu überblicken, es war im höchsten Grad gefährlich. Dessen war er sich bewußt, und gerade aus diesem Grunde übernahm er das Aussteigen selbst. 
    Er gab sich einen Ruck und öffnete das Innenschott der Schleusenkammer. Zurückblickend sah er Tonders Gesicht hinter dem Helmvisier. Es mochte an der Beleuchtung liegen, daß es trotz der Bräune grau wirkte, am Lichteinfall, daß die Wangenknochen stärker hervortraten, aber auch die Augen des Piloten sahen ungewöhnlich aus, groß und voll unverhüllter Sorge schauten sie ihn an.
    „Bis nachher, Tonder", sagte Kalo leise, und er verspürte den Wunsch, dem anderen zu sagen, wie leid es ihm tue, daß zwischen ihnen nicht immer alles zum besten gestanden hatte. Aber dazu war es wohl schon zu spät.
    „Wir werden auf dich achtgeben", sagte Tonder. „Laß dich vor allem nicht ablenken. Behalte ihn immer im Auge. Und denk daran, daß sie ein menschliches Wesen respektieren werden, sie und ihre Zoomaten."
    ,,Du glaubst, denken könnte helfen?"
    Tonder nickte. „Es hat schon vielen geholfen. Weshalb nicht auch dir?"
    Kalo hörte den ernsthaft gemeinten Rat deutlich heraus, auch wenn Tonder ihn hinter einem Scherz zu verbergen suchte. Das war ein beachtenswerter Hinweis. Wenn die Astraten imstande waren, anderes Leben über große Distanz zu beeinflussen, ihm sogar Emotionen und Informationen zu übermitteln, weshalb sollten sie nicht andererseits als Empfänger fungieren können. Eine Hypothese, die man unbedingt überprüfen mußte.
    Er schloß das Schott hinter sich. Der Druck im Inneren der Kammer fiel schnell auf den Wert der Merkuratmosphäre. Dann schwang die Außenklappe auf. Der Zoomat hatte die Bewegung registriert. Er hob die Zangen vor das Maul und trottete näher, den Kopf ein wenig gesenkt, die Augen auf die Schleusenklappe gerichtet. Sie sahen nicht anders als Kameraobjektive aus, glasig, leblos und spiegelnd. 
    Drüben am anderen Transporter entstand eine Bewegung. Der Feldwerfer schwenkte und richtete sich auf den Zoomaten. Deutlich sah Kalo die strahlige Struktur der polierten Emitterkugel. Der Zoomat verharrte und wandte den Kopf.
    Diesen Augenblick benutzte Kalo. Er sprang in den Sand, federte in den Knien nach und setzte sich unverzüglich in Richtung auf die fremde Station in Bewegung. Seine Füße sanken tief in den lockeren Sand ein, das Gehen fiel ihm schon nach wenigen Schritten schwer, und es war abzusehen, daß er schnell ermüden würde. 
    Absichtlich blickte er nicht zurück, und da die Atmosphäre des Merkur den Schall schlecht transportierte, wußte er nicht, was hinter ihm vorging. Immerhin war ihm diese Ungewißheit lieber als der Anblick des Zoomaten, und sei es auch nur für Bruchteile einer Sekunde. Erst als Tonder sich meldete, erfuhr er, daß ihm das Ding langsam folgte. 
    „Lauf weiter, Kalo", riet der Pilot. „Nicht stehenbleiben, nicht umsehen. Und immer denken, denken! Er folgt dir in einem Abstand von ungefähr zehn Metern. Paßt sich deiner Geschwindigkeit genau an. Noch besteht keine Gefahr. Notfalls komme ich dir mit dem Werfer zu Hilfe."
    „Ich wiederhole, Tonder: Es wird nicht geschossen, was auch geschehen mag." 
    „Na hör mal..."
    „Ich bleibe dabei! Selbst bei einer Aktion, die wie ein Angriff aussieht, berührst du den Abzug nicht."
    Tonder brummelte vor sich hin. Am Tonfall hörte Kalo, daß es sich um alles andere als um zustimmende Worte handelte.
    „Hast du mich verstanden, Veyt Tonder?"
    „Verstanden schon, Kommandant, aber nicht begriffen."
    Weder Aikiko noch Randolph schalteten sich in den Disput ein, und so schwieg schließlich auch Tonder.
    Das Gehen wurde immer mehr zur Qual. Trotz der geringen Schwerkraft sank Kalo bis über die Knöchel ein. Bei jedem Schritt mußte er den Fuß erst gewaltsam aus der Umklammerung des feinen Sandes befreien. Zudem stieg die Hitze im Skaphander schnell an. 
    Als er etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, verspürte er heftige Schmerzen in den Oberschenkeln. Er zwang sich zu jedem einzelnen der Schritte, zählte sie und steckte sich ein Ziel. Nach zwanzig Schritten würde er ausruhen, warten, bis die Schmerzen abgeklungen waren, aber als er die Strecke gegangen war, entschloß er sich zu zwanzig weiteren Schritten. Er spürte

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