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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt wie zu dieser Stunde. Dabei brauchte die Welt einen starken und weit vorausschauenden weißen Evari. Derzeit aber hatte er das Gefühl, er könne nicht einmal über seinen eigenen Tellerrand hinaussehen.
    Khaton beschloss, erst einmal die kleinen Dinge zu regeln. Seine Informanten in Edessin Dareh und an anderen Orten mussten erfahren, dass sie ihre Berichte nicht länger nach Thelan schicken durften, sondern hierher. Dafür benötigte er jedoch jemand in einem der umliegenden Reiche, der die Briefe und Päckchen entgegennahm und ihm überbrachte – oder ihm wenigstens auf magischem Weg ein Zeichen schickte, dass er etwas abholen müsse.
    Jetzt war es wichtiger denn je, dass alle Nachrichten ihn rasch und vollständig erreichten. Auch würde er seinen Helfern mitteilen müssen, dass sie nach ungewöhnlichen und absonderlichen Begebenheiten forschen sollten. Vielleicht konnte er auf diese Weise die Person ausfindig machen, die dem schwarzen Evari den Stern der Irisea aus den Fängen ziehen sollte. Im Radius von zwei Tagesreisen um seinen Turm war sie jedenfalls nicht zu finden, denn dort hielt sich kein Lebewesen auf, das größer als ein Schaf war. Das hatte er schon bei seiner Ankunft bemerkt.
    Die Aufgabe, Iriseas Stern aus Tharons Turm zu holen, ruhte wie ein Alp auf ihm. Er kannte die Zustände in Giringars Reich besser als jeder andere auf dieser Seite des Toisserech und wusste, dass es dort mehr Magier als in allen anderen Götterlanden gab, die ihrer eigenen Wege gingen. Auf dieser Seite würde man sie verderbt nennen, doch drüben übten sie großen Einfluss aus.
    Ihm war klar, dass diese Leute alles daran setzten, den Stern der Irisea in die Hand zu bekommen, um eine mächtige Waffe daraus zu schaffen und den Krieg der Götter neu zu entfachen. Für viele von ihnen stellte der Friedensschluss der Götter eine beschämende Niederlage dar, und sie hielten Giringar, aber auch Ilyna und Linirias deswegen für feige und schwach. Dabei war der Krieg nicht beendet worden, weil die Parteien seine Sinnlosigkeit eingesehen hatten, sondern weil jede zerstörerische Waffe von der Gegenseite mit einer noch bösartigeren beantwortet worden war. Zum Schluss waren die Reiche der sechs Götter und die Kräfte ihrer Herrscher ausgelaugt gewesen und große Teile ihrer Länder unbewohnbar geworden.
    »Dem edlen Herrn scheint es wirklich nicht zu schmecken!« Die Stimme des Kochs klang beleidigt. Khaton schüttelte den Kopf. Draußen ging die Welt zugrunde, und hier drinnen beschwerte sich ein Dienerwesen, weil er im Essen herumstocherte.

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    Siebtes Kapitel
    Punji
    R eiten war nicht so einfach, wie Laisa es sich vorgestellt hatte. War es schon schwierig, sich überhaupt im Sattel zu halten, so erschien es ihr fast unmöglich, das große, aber recht dumme Geschöpf unter sich zu lenken. Sie wollte nach links abbiegen, doch die Stute wandte sich trotz heftigsten Zerrens am Zügel nach rechts. Gleichzeitig begann Laisa, aus dem Sattel zu rutschen. Da die eisernen Steigbügel ihren kätzischen Füßen keine Stütze boten, fuhr sie instinktiv die Krallen aus, um sich festzuhalten. Doch kaum spürte die Stute die Krallenspitzen in der Haut, wieherte sie laut und raste wie von Dornen gestochen davon.
    Im ersten Schreck verkrallte Laisa sich stärker im Fell und der Haut des Tieres und trieb es dadurch noch mehr an. »Stehen bleiben!«, schrie sie und zog den Zügel so stramm, wie sie nur konnte. Die Stute dachte jedoch nicht daran anzuhalten, sondern galoppierte einfach weiter.
    »Du darfst sie um Linirias willen nicht am Bauch kratzen«, hörte Laisa Ysobel weit hinter sich schreien.
    Der Rat mochte gut sein, doch wie sollte sie ihn befolgen? In dem Augenblick, in dem sie ihre Fußkrallen einzog, fiel sie vom Pferd. Rannte das Tier jedoch weiterhin so panisch dahin, würde es irgendwann gegen einen Baum prallen oder in einen Abgrund stürzen.
    Die Bäume, die nun dichter um sie herum wuchsen, brachten Laisa auf eine Idee. Sie löste ihre Krallen von den Flanken der Stute, schnellte nach oben und packte einen Ast. Dann sprang sie von oben auf das Pferd zurück. Sie traf mit ihren Füßen den Sattel und schlug ihre Krallen in das feste Leder. Gleichzeitig schnappte sie nach dem Zügel und zog daran. Diesmal wurde die Stute langsamer und blieb schließlich schwer atmend stehen.
    Kurz darauf schloss Ysobel zu Laisa auf, während Borlon und Rongi mit den beiden

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