Stern der Göttin
Tragpferden, die Naika in einer primitiven Ledersänfte trugen, weit zurückgeblieben waren.
Die Tivenga schüttelte den Kopf. »So geht das nicht! Entweder brauchst du feste Stiefel, oder wir müssen uns etwas anderes überlegen.«
»Ich sperre meine Füße nicht ein, wie Menschen es tun«, antwortete Laisa entschieden.
Ysobel ging nicht darauf ein, sondern sprang ab, trat neben Laisas Pferd und zeigte auf einige blutende Risse in der Flanke.
»So kannst du nicht reiten. Für die Stute sind deine Krallen wie Sporen. Sie ist darauf dressiert, schneller zu werden, wenn sie diese spürt, und wenn es ihr zu arg wird, geht sie mit dir durch, so wie sie es eben gemacht hat.«
»Dann gehe ich zu Fuß oder nehme meinen Weg durch die Bäume.« Laisa warf der Stute einen vernichtenden Blick zu und wollte abspringen.
»Jetzt lass doch mit dir reden!«, schimpfte Ysobel. »Schau mich an! Rongi wollte sich zuerst auch an mir festkrallen, und meine Haut ist empfindlicher als die eines Pferdes. Ich habe ihm zwei Kissen gemacht, in die er seine Krallen schlagen kann, und diese mit Bändern an mir festgebunden. Wie du siehst, geht es jetzt ausgezeichnet. Etwas Ähnliches werden wir bei der nächsten Rast auch bei dir tun.«
»Was soll ich mit einem Kissen?«, fragte Laisa genervt.
»Deine Krallen hineinschlagen, damit du endlich fest auf deinem Gaul sitzt. Wir werden die Kissen am Sattelriemen befestigen. Sie sind dann wie Steigbügel für dich, eigentlich sogar noch besser, denn aus denen rutschst du ja andauernd raus.« Ysobel wurde zuletzt recht laut, denn sie ärgerte sich über Laisa, die zunächst so getan hatte, als wäre Reiten für sie das Leichteste auf der Welt. Meister fielen jedoch selten vom Himmel, aber Reiter sehr oft vom Rücken eines Pferdes.
Laisa roch nun selbst das Blut, das ihrer Stute in feinen Fäden über die Flanken rann, und streichelte das Tier sanft. »Ich wollte dir doch nicht weh tun, meine Gute.«
»Natürlich wolltest du das nicht. Aber du konntest auch nicht wissen, dass du mit den Steigbügeln nicht zurechtkommst. Eigentlich hätte ich daran denken müssen. Aber kein Mensch ist vollkommen – und auch kein Katzenmensch!« Ysobel seufzte und begann, eine Salbe, die sie zusammen mit anderen nützlichen Dingen aus der Festung mitgenommen hatte, auf die Wunden der Stute aufzutragen.
Laisa half ihr und schnitt dann die für sie unbequemen Steigbügel mit ihrem Dolch ab. »Haben wir genug Zeug, um zwei Kissen machen zu können?«, fragte sie Ysobel.
Diese nickte. »Wir haben zusätzliche Decken und genügend Lederriemen mitgenommen, die wir dafür verwenden können. Aber lass uns erst zu Borlon und Naika zurückkehren. Zwar habe ich Rongi bei ihnen gelassen, aber wenn sie in Gefahr geraten, ist Borlon auf sich allein gestellt. Wer eine Nixe auf die andere Seite bringt, kann damit rechnen, so viel Gold von den Magiern des Schwarzen Landes zu erhalten, dass er den Rest seiner Tage wie ein Fürst leben kann. Auch ein Bärenmensch wie Borlon wäre ein lohnender Fang für solche Leute.«
»Was schwatzen wir dann noch?« Laisa reichte Ysobel die Zügel der Stute und schoss pfeilschnell davon. Ysobel holte jedoch bald auf, denn unter den hohen Bäumen mit ihren beinahe kugelförmigen Kronen gab es kaum Unterholz, sondern einen schier endlosen Moosteppich, auf dem die Pferde in vollem Galopp dahinpreschen konnten. Für Laisas Gewohnheit, sich durch die Bäume zu schwingen, war der Wald dagegen nicht geeignet, denn das dichte Geäst der Kronen behinderte sie zu sehr. Daher blieb sie auf dem Boden und verlor das Rennen gegen Ysobel um mehrere Pferdelängen.
Als sie die Stelle erreichten, an der sie sich von Borlon und Naika getrennt hatten, war weder von den beiden noch von ihren Pferden oder Rongi etwas zu sehen.
Während Ysobel sich ängstlich umblickte, wies Laisa in eine Richtung. »Sie sind dorthin geritten.«
»Ich wollte, ich hätte auch so eine gute Nase wie du«, sagte Ysobel neidisch.
Laisa schüttelte den Kopf. »Die habe ich gar nicht gebraucht. Hier sind die Spuren ihrer Pferde.« Sie zeigte auf das Moos, das unter den Hufen nachgegeben hatte. Ysobel konnte kaum etwas erkennen, doch Laisas scharfen Augen war die Spur nicht entgangen.
»Die Gaben der Natur sind wirklich ungerecht verteilt«, murmelte die Tivenga, ritt dann aber mit Laisas Pferd am Zügel in die angegebene Richtung.
Schon nach kurzer Zeit tauchte Rongi vor ihnen auf. »Da seid ihr ja! Wir haben inzwischen Lager
Weitere Kostenlose Bücher