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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Raubtier hätte sich sicher sofort auf das Hataar gestürzt – es sei denn, das Hataar wäre eine nicht zu bewältigende Beute.
    Außer der Angelrute hatte Brittany keine Waffe. Gegen einen zweibeinigen Räuber würde sie damit ohnehin nichts ausrichten können, aber ein Tier konnte sie damit vielleicht verjagen. Am meisten plagte sie allerdings die Neugier. Womöglich gehörte dieser überraschende Besucher nicht zu dem Experiment und dort draußen stand ein Wesen ohne Kostüm oder sonstiges täuschendes Beiwerk. Wahrscheinlich handelte es sich um ein ganz normales Tier aus ihrer eigenen Welt. Ein vertraut aussehender Hirsch oder ein Reh, vielleicht sogar ein Bär, würde ihr einen Anhaltspunkt geben, wo sie sich hier befand. Sie wollte nur einen kurzen Blick ins Freie werfen. Dalden war nicht in der Nähe und würde nie erfahren, dass sie seinen Befehl missachtete. Bis zu seiner Rückkehr war sie längst wieder im Zelt. Sie nestelte die Schnüre am Eingang auf und schlug die schwere Stoffbahn zurück. Das Tier musste auf der linken Seite des Zeltes stehen. Brittany trat leise hinaus, schlich sich vorsichtig auf Zehenspitzen an die Ecke des Zeltes, duckte sich und spähte dahinter hervor. Ihr blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
    Zuerst sah sie einen langen, schweren, stachelbewehrten Schwanz, der durchs Gras geschleift wurde. Als sie vor Überraschung ein wenig zu laut nach Luft schnappte, hefteten sich schräg stehende, gelbe Augen auf sie. Sie machte kehrt und hastete zum Eingang des Zeltes zurück. Doch das eigenartige Wesen hatte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit herumgeworfen und mitbekommen, wohin sie rannte. Nun setzte es ihr nach. Mit seinen kräftigen Hinterbeinen machte es einen großen Sprung und verfolgte sie. Brittany merkte es erst, als sie sich im Zelt umwandte, um den Eingang wieder zu verschließen. Die seltsame Kreatur hockte direkt in der Öffnung und fixierte sie. Brittany hatte keine Ahnung, ob dieses Ungeheuer ihr gefährlich werden konnte. Die Tiere, die ihr bisher begegnet waren, hatten wenigstens noch eine gewisse Ähnlichkeit mit Tieren gehabt, die sie kannte. Doch dieser aufdringliche Bursche bildete eine Ausnahme. Er war recht groß, etwa eineinhalb Meter hoch, und kräftig, zumindest an seinem hinteren Ende. Der Oberkörper dagegen war recht schmal und wirkte beinahe unterentwickelt. Auf zierlichen Schultern saß ein runder Kopf mit spitzen Ohren. Eine Nase war nicht erkennbar. Dafür gab es die schrägen gelben Augen und kräftige Kiefer mit zahlreichen gut sichtbaren, langen Zähnen. Die Vorderbeine des Tieres sahen wiederum aus, als seien sie verkrüppelt oder verkümmert. Sie waren vergleichsweise zu kurz, um irgendeine Funktion zu haben. Es bewegte sich allein auf den Hinterbeinen fort und stützte sich dabei auf seinen kräftigen Schwanz. An beiden Hinterfüßen zählte Brittany drei Zehen mit langen Klauen. Das ganze Tier war grau und unbehaart und hatte eine ziemlich runzelige Haut. Eigentlich hätte man es einfach nur komisch finden können, wäre da nicht das beachtliche Gebiss gewesen, das den ansonsten recht harmlosen Eindruck störte.
    Langsam wurde Brittany etwas nervös. Dennoch glaubte sie nicht, dass dieses seltsame Geschöpf eine Gefahr für sie sein könnte. Wahrscheinlich war es ihr nur aus Neugier gefolgt. Die meisten Tiere hatten viel mehr Angst vor Menschen als die vor ihnen. Dieses schien das allerdings für den Augenblick vergessen zu haben. Vielleicht musste sie es einfach nur daran erinnern. Kurz entschlossen griff Brittany nach ihrer Angelrute, fuchtelte ein wenig damit vor dem Tier herum und stieß dabei Laute aus, von denen sie hoffte, dass sie beeindruckend klangen. Doch nichts geschah. Das Untier hockte nur da und starrte sie an. Ein wenig verärgert stach Brittany nun mit der Rute nach dem Tier und schimpfte: »Scher dich weg, du garstiges Vieh! Fort mit dir! Verschwinde! Husch!« Einmal piekte sie es dabei tatsächlich ein wenig mit der Spitze des Stockes. Das gefiel ihm offenbar überhaupt nicht, denn es begann leise zu knurren. Auch das Klicken war nun wieder zu hören. Kam es von den langen Zähnen? Oder von den Klauen an den kurzen Armen? Ganz egal, was es war, Brittany fand das Zelt plötzlich viel zu eng für sie beide. Einer von ihnen war hier zu viel. Und wenn das Tier nicht gehen wollte … Vorsichtig bewegte Brittany sich an ihm vorbei auf den Ausgang zu. Es folgte ihr mit den Augen. In der Hoffnung, dass es ihr Platz machen und den

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