Stern der Leidenschaft
ausgewählt, aber sein Schiff war nicht lange geblieben. Nach einer ersten kurzen Prüfung schien ihm der Stern wohl für seine Zwecke ungeeignet, und er fuhr wieder ab, um sich einen anderen zu suchen. Doch Martha misstraute ersten Eindrücken zutiefst, und bald bestätigte sich ihr Verdacht. Jorran hielt sein Schiff nur hinter dem einzigen Mond dieses Planeten versteckt.
Es war ein Kinderspiel gewesen, sein Raumschiff aufzuspüren und zu verfolgen. Die Tarnausrüstung der Androvia machte es anderen Schiffen unmöglich, sie zu orten. Deshalb wusste Jorran höchstwahrscheinlich nichts von seinen Verfolgern. Aus dem Umstand, dass er sein Schiff in der Nähe des Planeten versteckte, schloss Martha, er sei selbst auf dieser Welt unterwegs. Eine Scannerprüfung von Jorrans Gefährt ergab, dass sich nun weniger Lebewesen an Bord befanden als während der Fahrt. Martha schmuggelte kurz entschlossen den Androiden Corth II auf das andere Schiff und ließ ihn dort den Datenstrom anzapfen. Dadurch war es ihr jederzeit möglich, die Bewegungen von Jorrans Männern auf dem Planeten zu verfolgen und gleichzeitig die Informationen auszuwerten, die er seinem Schiff übermittelte. Glücklicherweise erwies sich der Kapitän des Raumtransporters als neugieriger Geselle, der stets über alles genauestens Bescheid wissen wollte. Ganz nebenher erfuhr Martha, dass Fahrzeug und Mannschaft nur gemietet waren und dem Großkönig von Century III lediglich für einen beschränkten Zeitraum zur Verfügung standen. Ein ansehnlicher Teil dieser Zeit war schon durch die Anreise aufgebraucht worden. Aber Jorran wollte das Schiff erst ziehen lassen, wenn er selbst vom Erfolg seines Vorhabens völlig überzeugt war. Ihm blieb nur etwa ein Monat, um seine Pläne in die Tat umzusetzen. Wenn es ihm bis dahin nicht gelang, sich zum Herrscher dieses Planeten einzusetzen, musste er aufgeben und unverrichteter Dinge die Rückfahrt antreten.
Auf der Androvia hatte man seit der Ankunft am Vortag die Zeit genutzt, um Informationen über den Planeten und seine Bevölkerung zu sammeln und die Sublim-Kassetten herzustellen, mit deren Hilfe man die hiesige Sprache verstehen und erlernen konnte. Auch hierbei leistete Corth II gute Dienste. Martha schickte ihn zunächst auf die neue Welt hinab, wo er einen unbenutzten Computer finden und mit ihr verbinden sollte. Selbst Martha staunte über die Datenfülle, die ihr auf diese Weise zugänglich wurde. »Sie mögen technisch nicht gerade auf dem neuesten Stand sein, aber das Dokumentieren von Vorgängen und das Speichern von Daten beherrschen sie hervorragend. Außerdem sind sie global vernetzt. Das hat den Vorteil, dass ich nur einen einzigen Computer brauche, um alle Informationen zu erhalten, die ich benötige. Die Datenübermittlung erfolgt allerdings nach einem recht primitiven System. Deshalb dauert es auch etwas länger als sonst, bis ich die ungeheure Datenmenge gesichtet und ausgewertet habe.« So hatte Martha sich gestern kurz nach ihrer Ankunft ausgedrückt. Aber schon wenige Stunden später stöhnte sie: »Sagte ich, sie seien technisch nicht auf dem neuesten Stand? Welch eine Untertreibung! Etwas derartig Langsames wie die Maschinen, die diese Leute Computer nennen, ist mir im ganzen Universum noch nicht untergekommen.« Dabei durchforstete sie unablässig die eingehenden Daten.
»Okay, fangen wir noch einmal von vorn an«, seufzte sie jetzt. »Vielleicht kapieren wir s jetzt. Die Menschen da oben gehören zu einer aggressiven, kriegerischen Spezies. Ihre Geschichte ist von Anfang an voller Gewalt, und auch vor Gemetzeln größeren Stils schrecken sie nicht zurück. Ihre Datensammlung dokumentiert unzählige Fälle von Massenmord. Die Vorstellung, dass es auch auf anderen Planeten Leben gibt, fasziniert und erschreckt die Leute hier gleichermaßen. Meine Wahrscheinlichkeitsberechnungen sagen, dass es dort oben einige Individuen gibt, die außerirdische Wesen mit offenen Armen empfangen würden. Die meisten werden jedoch alles daransetzen, die Besucher zu vernichten. Sie sind einfach noch nicht auf dem nötigen Entwicklungsstand, um entdeckt zu werden. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Die Frau schien aber keine kriegerischen Absichten zu haben«, widersprach Dalden.
»Wir konnten uns von ihren Absichten selbst überzeugen. Genau wie von deinen. Und keine davon bringt uns auch nur einen Schritt weiter. Ich versuche hier, dir etwas über diese Leute beizubringen, großer Kerl. Und falls dir das nicht
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