Stern der Leidenschaft
in dein Hirn will, wirst du nicht mehr an die Oberfläche zurückkehren. Hörst du mir eigentlich zu?«
»Hat man denn in deiner Gegenwart überhaupt eine andere Wahl?«, gab Dalden steif zurück. Die täuschend echte Imitation eines Seufzers füllte den Raum. Laut und lang gezogen drang der Laut aus der Konsole. »Um das Ego unserer Krieger aufzupolieren, fehlt uns hier die Zeit. Mein Auftrag besteht darin, dich unverletzt, intakt und lebendig wieder nach Hause zu bringen. Wenn es dir auch noch gelingt, die Wechselruten zu finden, umso besser. Denn ein glücklicher Dalden bedeutet eine glückliche Tedra, und das ist alles, was ich will. Darum bin ich bereit, dich nach Kräften zu unterstützen. Aber nicht bei einem Techtelmechtel.« Wie auf Kommando errötete Dalden nun zum dritten Mal, und zwar bis unter die Haarwurzeln. Dalden verstand die »Sprache der Alten«, die Martha und seine Mutter benutzten, sehr gut. Schließlich hörte er sie schon seit seiner Kindheit immer dann, wenn seine Mutter und ihr Mock II miteinander sprachen. Die frühe Geschichte ihres Volkes faszinierte Tedra ungemein, während sie den meisten anderen Kystraniern völlig gleichgültig war. Lediglich zeitgeschichtliche Zusammenhänge wurden in ihrem Lernsystem noch vermittelt. Für Techtelmechtel, eines jener uralten Worte, hatten die Sha-Ka’ani nur die Umschreibung Spaß, besser bekannt als gemeinsam Sex haben. »Also noch einmal: Kein Anbändeln mit der hiesigen Spezies!«, beharrte Martha. »Wenn auch nur eines dieser menschlichen Wesen erfährt, dass du nicht von ihrer Welt bist, werden sofort Milliarden von ihnen versuchen, dich aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Und wenn ich ihre Geschichte richtig interpretiere, ist das gleichbedeutend mit: dich bei der erstbesten Gelegenheit umbringen. Dass du nur gekommen bist, um ihnen zu helfen, wird sie wenig beeindrucken. Daran ändert weder das ungeheure Wissen etwas noch der Fortschritt, den du ihnen bringen könntest. Sie würden dich nicht als Bereicherung, sondern als Bedrohung für ihre weitere Existenz betrachten und dich infolgedessen auslöschen.«
Shanelle legte die Stirn in Falten. »Aber Martha, sagtest du nicht, Dalden könnte als einer von ihnen durchgehen, solange er nur sein Schwert hier auf dem Schiff lässt?«
»So ist es auch, denn es gibt sie in allen Formen, Farben und Größen. Sogar Gestalten, die einem Sha-Ka’-ani-Krieger nicht unähnlich sind, befinden sich darunter. Aber wer sagt uns, dass sie nicht längst nach Dalden suchen?«
»Warum sollten sie?«, fragte Shanelle. »Du selbst hast uns doch erklärt, sie würden unser Schiff für einen abstürzenden Meteoriten halten, falls sie unsere Landung überhaupt bemerken. Selbst unser Tauchmanöver hat keinerlei Veränderungen der Wasseroberfläche bewirkt.«
»Stimmt. Sie verfügen über Vorrichtungen, mit denen sie weiter in den Weltraum hineinsehen können, als das bloße Auge es vermag. Und wenn wir nicht mit einem so großartigen Tarnschild ausgerüstet wären, hätten sie uns vielleicht sogar kommen sehen. Wir müssen allerdings davon ausgehen, dass sie Jorrans Schiff bemerkt haben, zumindest wenn es eine Zeit lang über ihnen schwebte und wenigstens ein Mitglied des Personals, das die Sichtgeräte bedient, sich auf seine Arbeit konzentriert hat. Das ist allerdings eine ihrer anfälligsten Schwachstellen, denn sie überlassen diese wichtige Aufgabe menschlichen Wesen, anstatt Computer dafür einzusetzen.« »Wenn sie etwas gesehen haben und nun irgendjemanden suchen, dann doch bestimmt Jorran, und nicht Dalden.«
»Mag sein. Aber das bedeutet, Dalden darf keinen Fehler machen, der die Aufmerksamkeit dieser Menschen auf ihn lenkt. Sonst glauben sie am Ende, sie hätten gefunden, wonach sie suchen. Und wie ich bereits sagte: Diese Spezies ist jederzeit zu kriegerischen Auseinandersetzungen bereit. Selbst wenn die meisten sich inzwischen einen globalen Frieden wünschen, sind ihre Kulturen doch zu unterschiedlich, als dass sie dieses Ziel in absehbarer Zeit erreichen.« »Ich wünschte, du könntest einfach feststellen, wo Jorran gerade ist, und ihn zu uns ins Schiff transferieren«, murmelte Shanelle. »Problem gelöst.« »Habe ich doch schon versucht, Kleines. Aber leider ohne Erfolg«, schnurrte Martha leise. »Solange er keine Andockvorrichtung trägt, bekomme ich ihn nicht richtig zu fassen. Dabei höre ich ihn ganz deutlich. Aber um wirklich sicherzugehen, dass ich ihn auch habe, müsste ich das gesamte
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