Stern der Leidenschaft
Zwei-Meter-zwanzig-Männern. Und wenn man doch einmal einen trifft, ist er fast immer ein Basketballspieler.« »Ich messe keine zwei Meter zwanzig«, erklärte er in ernstem Ton.
Sie lachte. »Ach, bei Ihrer Größe kommt es auf den einen oder anderen Zentimeter doch gar nicht an.« »Stellt meine Größe ein Problem dar?« »Nein, ganz und gar nicht. Ihre Größe ist absolut perfekt. Genau das suchen die Basketball-Scouts.« Und Brittany Callaghan. Doch das behielt sie wohlweislich für sich. Außerdem schien er kein Wort von dem, was sie sagte, zu verstehen. »Ist ja auch einerlei. Ich vergesse dauernd, dass Sie kein Amerikaner sind. Und vielleicht spielt man da, wo Sie herkommen, ja gar kein Basketball. Wo liegt Ihr Land denn überhaupt?« »Fern von hier.«
Sie grinste. »Das ist ziemlich offensichtlich. Aber wie fern denn genau? In Europa? Oder im Mittleren Osten? Ihr Akzent ist mir völlig unbekannt, und dabei dachte ich immer, wir hätten dank des Fernsehens nun bald alle erdenklichen Aussprachemöglichkeiten von Englisch gehört.«
»Mein Land dürfte Ihnen kaum bekannt sein.« Brittany seufzte. »Da haben Sie wohl Recht. Wenn es tatsächlich Shaka-wie-sagten-Sie-gleich heißt, habe ich leider noch nie davon gehört. Geografie war schon in der Schule eine meiner Schwachstellen. Sie sind wohl nur zu Besuch in Amerika – auf Besichtigungstour sozusagen?«
»Meine Zeit hier ist knapp bemessen, ja.« Wieder ein Seufzen. »Oh, Mist. Da schwinden sie hin, meine Heiratspläne.« Diesmal brachte sein fragender Blick sie zum Lachen. »Nur keine Panik. Das sollte ein Scherz sein, um Sie etwas lockerer zu machen. Sie reden wohl nicht viel?«
Schon bevor die Worte heraus waren, errötete Brittany. Mit ihrem pausenlosen nervösen Geplapper hatte sie ihm ja noch gar keine Chance gelassen, etwas zu sagen. Ein Ausländer. So ein verdammtes Pech. Aber wenn irgendwo in der Fremde Männer wie er den Erdball bevölkerten, sollte sie vielleicht die ein oder andere Fernreise in Erwägung ziehen. Ihre Enttäuschung verursachte ihr einen fast körperlichen Schmerz. Er war nur zu Besuch. Sobald sein Visum ablief, musste er das Land wieder verlassen. Und dann würde sie ihn vielleicht nie wiedersehen … Aber so etwas ließ sich ändern. Mit »knapp bemessen« konnte er ja auch nur seine Zeit in Seaview gemeint haben. Kamen denn nicht ständig Ausländer in die USA und bemühten sich erst dann um eine Aufenthaltserlaubnis oder gar um die Einbürgerung? Mit Hilfe einer Heirat ließ sich dieser hoch komplizierte Prozess häufig beschleunigen. Der Bund fürs Leben wirkte in solchen Fällen manchmal Wunder. Brittany traute sich nicht, weiter zu fragen. Sie wollte nicht hören, dass er nur auf der Durchreise war. »Ich werde Ihnen viel zu sagen haben, wenn meine Aufgabe hier erst erledigt ist«, antwortete er jetzt. Brittany blinzelte verwirrt. Ihre Frage hatte sie längst vergessen. Doch seine Worte klangen so viel versprechend, dass ihre Enttäuschung schlagartig dahinschwand.
»Keine Zeit für ein Privatleben? Oh Mann, das kommt mir leider nur allzu bekannt vor«, antwortete sie. »Um welche Art Aufgabe handelt es sich denn?« »Ich suche einen Mann. Sein Name ist Jorran, aber hier nennt er sich möglicherweise anders.« »Sind Sie ein ausländischer Polizist oder vielleicht gar ein Privatdetektiv?«
»Ist das notwendig, um hier jemanden zu finden?« »Schaden würde es jedenfalls nicht.« Sie grinste. »Das Auffinden von vermissten oder gesuchten Personen ist schließlich das tägliche Brot von Detektiven. Aber ich glaube, es gibt hier in Seaview gar keine. Jede Menge Anwälte und – man stelle sich vor – sogar eine Pfandleihe haben wir hier inzwischen. Aber in einer netten, ruhigen Stadt wie dieser gäbe es wohl kaum genug Arbeit für einen Detektiv. Wenn der Typ, den Sie suchen, ein Krimineller ist, können Sie ja immer noch die örtliche Polizeidienststelle um Hilfe bitten.« Wieder drang ein Kreischen aus dem Apparat, den der Mann trug, ohne dass seine Hand vorher irgendeinen Knopf berührt hatte. Was für eine eigenartige Übersetzungshilfe! Oder was war das in Wirklichkeit für ein kleiner Kasten? Man konnte fast meinen, jemand spräche mit Hilfe des Gerätes direkt mit dem Fremden, brülle ihn vielleicht sogar gelegentlich an und bestimme, was er zu sagen hatte.
»Die Polizei wäre mir bei meiner Aufgabe eher hinderlich als von Nutzen. Es würden unweigerlich Fragen gestellt, die nur zu weiteren Fragen führen. Und
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