Stern der Leidenschaft
Militär?«
»So würde man es hier wohl nennen.« »Hier schon, aber nicht bei Ihnen? Wie sagt man denn in Daldens Land dazu?«
»Die Männer von Sha-Ka’an befinden sich lediglich in einem Zustand dauernder Einsatzbereitschaft. Man könnte sie mit der Nationalgarde vergleichen oder mit dem Zivilschutz oder …«
»Schon gut«, schaltete Brittany sich ein. »Er ist nicht beim Militär, aber dennoch jederzeit einsatzbereit.« »Exakt!«
»Und wo liegt das Land, in dem die Männer sich in ständiger Einsatzbereitschaft befinden?« Was folgte, war kein kurzes Auflachen, sondern eine volle Minute aller möglichen Heiterkeitsbezeugungen. »Du bist ganz schön hartnäckig. Aber der Ausdruck vertrauliche Informationen sagt dir doch bestimmt etwas, nicht wahr?«
»Hören Sie schon auf. Den Namen des Landes kenne ich doch bereits. Ich brauche doch nur im Atlas nachzuschlagen, um herauszufinden, wo es sich befindet.« »Das könntest du tun. Aber es wäre reine Zeitverschwendung. Sha-Ka’an findest du in keinem Atlas.« »Dann ist das Land also so jung, dass es auf der Weltkarte noch nicht einmal eingezeichnet ist?«, fragte Brittany erstaunt.
»Jung? Eigentlich nicht«, antwortete Martha. »Aber bekanntlich ist ja alles relativ. Was für dich jung und neu sein mag, muss es für Dalden noch lange nicht sein. Das gilt umgekehrt natürlich auch.« Brittany konnte sich vorstellen, dass es auf der Welt tatsächlich noch unerforschte Flecken gab. Aber ein ganzes Land, von dem niemand wusste? War so etwas im Zeitalter der Satellitenbilder überhaupt möglich? Nun, immerhin saß Dalden als lebender Beweis einer solchen Möglichkeit neben ihr. »Wie kommt es, dass dieses Land bisher unentdeckt geblieben ist?«, wollte Brittany nun wissen.
»Man könnte sagen, die – Grenzen – sind für Besucher geschlossen. Niemand darf ohne Erlaubnis einreisen, und diese Erlaubnis ist schwer zu bekommen.« »Reden wir überhaupt von einer eigenständigen Nation? Vielleicht bringen wir ja ständig eine Stadt, eine Provinz eines bestimmten Landes und einen selbstständigen Staat durcheinander.«
»Viel zu viele wilde Vermutungen, meine Liebe«, erklärte Martha. »Du selbst hast Sha-Ka’an als Land betitelt. Dalden hat diese Bezeichnung weder bestätigt noch zurückgewiesen. Manchmal hält er sich sogar an das, was ich ihm sage.«
Der letzte Satz hatte Dalden gegolten. Doch er zeigte keinerlei Reaktion. Er schien dem Gespräch überhaupt nicht zu folgen. Mit geschlossenen Augen und totenblassem Gesicht saß er auf dem Beifahrersitz. Kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Brittany nahm an, Daldens volle Konzentration galt der Bemühung, sein Frühstück dort zu behalten, wo es sich im Moment noch befand.
Von ihm hatte sie also im Augenblick ohnehin keine Antworten zu erwarten. Und solange Martha bereit war, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, gab es für Brittany wenigstens diese, wenn auch nur spärlich tröpfelnde Informationsquelle. Es galt, die Gelegenheit zu nutzen, bevor auch dieses Rinnsal versiegte. Brittany versuchte einen anderen Ansatz. »Ich will ja gar keine großen Geheimnisse ans Licht zerren. Ich möchte nur wissen, wem ich helfe. Leider gibt es auf dieser Welt ein paar Mächte, mit denen ich lieber nichts zu tun haben würde. Und ich lege keinen Wert darauf, später herauszufinden, dass ich für eine davon gearbeitet habe.«
»Na schön. Sperr die Ohren auf, Kleine. Ich verstoße jetzt gegen meine eigenen Regeln, aber nur dieses eine Mal. Sha-Ka’an ist kein Land. Nennen wir es einen Ort und den Namen eines Volkes. Dalden stammt aus dem Land Kanis-Tra, und bevor du mich jetzt fragst:
Du wirst es auf keiner Karte finden. Die Stadt, in der er lebt, heißt Sha-Ka-Ra. Daldens Volk verfolgt keinerlei Interessen, die mit denen deines eigenen Volkes in Konflikt stehen. So viel zu deiner Beruhigung. Mehr werde ich dir nicht sagen, und damit können wir die Sache wohl vorerst auf sich beruhen lassen …« »Verdammte Hühnerkacke!« Brittany konnte ihren angestauten Ärger nicht länger für sich behalten. »Ich will mir den Ort, wo Dalden herkommt, wenigstens vorstellen können. Wüste, Arktis oder Tropen? Iglus oder Zelte? Was denn jetzt?«
»Ach, so ist das! Unsere Schreinerin kommt vor Neugier fast um! Na gut. Die Architektur der Sha-Ka’ani ist ziemlich beeindruckend. Es gibt Gebäude, die es mit jedem Sultanspalast aufnehmen könnten. Aber stell dir jetzt bloß kein Land aus Tausendundeiner Nacht vor«, setzte
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