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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Siebzehn
     
    Brittany musste über ihre eigene Naivität lachen. Wie hatte sie nur glauben können, dass Dalden auf der Bank unter den überhängenden Ästen eines großen Baumes unbemerkt bleiben würde? Sogar in der schlaffen Haltung, die etwas von seiner Größe ablenken sollte, wirkte er riesenhaft. Eigentlich hätte sie aus der Erfahrung im Einkaufszentrum lernen müssen. Jedenfalls sah sie nun, wann immer sie zu Dalden hinausblickte, wie Passanten stehen blieben, einander anstießen und ihn dann verstohlen beäugten oder auch ganz offen angafften. Nicht allein seine Körpergröße und sein gutes Aussehen erregten die Aufmerksamkeit der Menschen. Er strahlte ein so ungewöhnlich ausgeprägtes Selbstbewusstsein aus, eine so einzigartige, in sich ruhende Überlegenheit, dass die Leute gar nicht anders konnten, als ihn anzusehen und zu rätseln, wer oder was er wohl sein mochte. Nur Menschen, die sich ihrer eigenen Stärken zutiefst bewusst waren, wirkten auf einer Bank noch so beeindruckend wie er. In Ehren ergraute Staatsmänner, einige wenige Prominente und eine Hand voll Multimillionäre fielen Brittany dazu ein – und vielleicht noch ein paar Soldaten aus Eliteeinheiten oder Geheimagenten, die eine Spezialausbildung genossen hatten. Zu dieser Gruppe rechnete sie Dalden.
    Möglicherweise ging es aber lediglich ihr so. Sie spürte deutlich sein ungeheures Selbstvertrauen, bei dem all jene kleinen und großen Zweifel fehlten, mit denen sich gewöhnliche Sterbliche herumquälten. Vielleicht war es also wirklich nur sein Aussehen, das die anderen Leute so faszinierte.
    Das Ende der Mittagspause erwies sich nicht gerade als idealer Zeitpunkt, um im Rathaus die Suche nach Jorran zu beginnen. Fast alle Menschen, die durch die Eingangshalle eilten, waren städtische Angestellte auf dem Weg zurück zu ihren Schreibtischen. Angesichts dieser großen Anzahl an Leuten würde sie nur mit einigen wenigen reden können. Am einfachsten war es, jemanden anzuhalten und ihn nach dem Weg zu einem bestimmten Amt zu fragen. Dann konnte sie das Gespräch schon bald beenden und sich der nächsten Person zuwenden. Nur ein einziges Mal traf sie dabei auf einen Herrn, der sich gern reden hörte und für eine einfache Auskunft fünf Minuten brauchte. Der Bürgermeister befand sich im Haus. Danach erkundigte Brittany sich als Erstes. Sie wechselte ein paar Worte mit den drei missgelaunten Herrschaften, die in seinem Wartezimmer saßen. Sie hatten ihre Mittagspause geopfert, um beim Bürgermeister vorzusprechen, und waren anscheinend vergeblich gekommen. Brittany postierte sich wieder in der Eingangshalle und behielt den Zugang zum Büro des Stadtoberhauptes im Auge. Nach beinahe einer Stunde bot sich ihr endlich ein Grund, zu Dalden zurückzukehren. Sie setzte sich neben ihn und flüsterte: »Schau nicht gleich hin. Aber der Kerl dort drüben links, der mit den braunen Locken und dem blassen Gesicht, kommt mir ziemlich eigenartig vor.«
    Dalden sah sofort in die Richtung, in die Brittany den Kopf neigte, und legte die Stirn in Falten. »Eigenartig? Inwiefern?«
    »Er redet fast so wie du. Und er hat behauptet, ich könne ihn nicht sehen. Er scheint sich für unsichtbar zu halten. Und dann dieser alberne Stock. Er fuchtelt damit herum, als handle es sich um einen Zauberstab …«
    Weiter kam Brittany nicht. Dalden schoss mit einer solchen Geschwindigkeit von der Bank hoch, dass ihr der Mund offen stehen blieb. Sie hätte nie geglaubt, dass ein so gewaltiger Mensch sich so schnell bewegen konnte. Sehr bald stand Dalden bereits hinter dem Mann in der Halle. Er legte ihm den Arm um die Schultern, als seien sie alte Freunde. Aber das war natürlich nicht der Fall, und zwischen den beiden entspann sich ein kurzes Gerangel. Besorgt beobachtete Brittany das Geschehen, denn die Männer zogen die Aufmerksamkeit sämtlicher Rathausbesucher, die sich zufällig gerade in der Halle aufhielten, auf sich. Doch schon bald entspannte sich die Situation. Dalden schien ein paar kurze Worte zu sagen, und schon trottete der eigenartige Typ ihm wie ein braves Hündchen hinterher.
    Brittany atmete auf. Jetzt wirkten die beiden tatsächlich wie alte Bekannte, die nur eben ein etwas derbes Begrüßungsritual vollzogen hatten. Ungläubig starrte sie die Männer an, die nun vor ihr standen. Was, zum Teufel, war hier vor ihren Augen geschehen? »Diese Möglichkeit hattest du wohl nicht mit einberechnet?«, sagte Dalden in Sha-Ka’ani zu Martha. »Jorran hat

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