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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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machen.«
    Jorran wischte Brittanys Ausführungen mit einer Handbewegung weg. »Diese Position wird das werden, wozu ich sie mache, und nicht das, was die Bewohner dieser Stadt aus purer Gewohnheit erwarten. Aber eigentlich ist das völlig unwichtig. Dieses Amt ist nur ein Sprungbrett auf dem Weg zu einer alles umfassenden Herrschaft.«
    Von einer Finte oder dem Versuch, sie in die Irre zu fuhren, konnte hier wohl nicht mehr die Rede sein. Brittany hatte es mit einem aufgeblähten Großmaul zu tun, dem es gefiel, ihr seine hochtrabenden Pläne auszumalen. Große Hoffnungen, er würde sie nach diesen Bekenntnissen noch freilassen, machte sie sich nicht. Unter diesen Umständen konnte sie ihn genauso gut noch ein wenig ausquetschen …
    »Umfassende Herrschaft, soso. Meinten Sie nicht vielleicht eher politische Führung? Ach, und übrigens, wie kommen Sie dazu, ein von der Bevölkerung gewähltes öffentliches Amt für sich zu beanspruchen, wo Sie noch nicht einmal Bürger dieses Landes sind? Hier kennt Sie doch kein Mensch.«
    »Man kennt mich. Die Menschen in diesem Gebäude halten mich bereits für den Bürgermeister. Heute wird er vor diesen … diesen … Medien erklären, dass er in Wirklichkeit nur ein Strohmann ist und ich von Anfang an alle Entscheidungen für ihn getroffen habe.« Es lag Brittany schon auf der Zunge, Jorran zu sagen, dass ein solches Bekenntnis einen politischen Skandal auslösen würde und damit wenig Erfolg versprechend sei. Aber vielleicht war es besser, sie ließ ihn sein eigenes Grab schaufeln. Also sagte sie: »Haben Sie bei Ihren Plänen nicht die anderen Kandidaten vergessen, die ebenfalls zur Wahl antreten?« »Falls ich mich entscheiden sollte, Präsident dieses Landes zu werden, bin ich während des Prozesses, den Sie hier Wahlen nennen, der einzige Anwärter auf das Amt des Bürgermeisters. Die anderen werden aufgeben, sobald sie einsehen müssen, dass ich der bessere Mann bin.«
    »Sie wollen Ihre Herausforderer mit Hilfe dieser Ruten dazu bringen, dass sie ihre Kandidatur zurückziehen, nicht wahr?«
    Jorrans überlegenes Lächeln zeugte von großer Zuversicht. Selbstzweifel schienen diesem Menschen fremd zu sein. Brittanys Magen krampfte sich zusammen, als ihr bewusst wurde, mit welcher Leichtigkeit er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Was er plante, war noch viel schlimmer als das, was Dalden und Martha ihr erzählt hatten.
    Präsident der Vereinigten Staaten? Der Kerl musste völlig übergeschnappt sein. Aber mit Hilfe der Ruten war alles möglich. Er konnte allen Männern sagen, wen sie zu wählen hatten, und die Medien systematisch mit Fehlinformationen versorgen, die dann binnen kürzester Zeit im ganzen Land verbreitet würden. Frauen, die merkten, dass etwas faul war, konnten von ihren männlichen Vorgesetzten entlassen, von den Männern in ihrer Familie unter Druck gesetzt oder kurzerhand unter fadenscheinigsten Vorwänden ins Gefängnis gesteckt werden. Ihr hatte Jorran das ja bereits angedroht.
    Jede Opposition wurde zur Farce, sobald einer von Jorrans Helfern mit seinem Hypnosestab erschien und den Männern ein paar passende Worte einflüsterte. Richter, führende Politiker, Polizeipräsidenten und sogar hohe Militärs liefen Gefahr, zu Jorrans Marionetten umfunktioniert zu werden.
    »Warum sich lange mit kleinen Fischen aufhalten? Wollen Sie nicht lieber gleich nach den höchsten Würden streben?«, fragte Brittany. Jorrans Vorgehensweise erschien ihr ziemlich umständlich. »Ein guter plastischer Chirurg könnte Ihnen doch sicher das Aussehen unseres derzeitigen Präsidenten verleihen.« Hatte Dalden nicht gesagt, Jorran würde möglicherweise seine Erscheinung verändern? »Dann müssten Sie nur noch in seine Rolle schlüpfen und hätten mit einem Schlag eine ungeheure Machtfülle …«
    »Unter dem Namen eines anderen regieren?«, fragte Jorran fast beleidigt. »Niemals. Ich plane nicht, den mir zustehenden Ruhm und die Verehrung durch meine Untertanen mit jemandem zu teilen. Man wird meinem Namen huldigen, wie es mir gebührt.« Brittany versuchte, sich damit zu trösten, dass Jorran noch gar nicht sicher war, ob er überhaupt Präsident werden wollte. »Falls ich mich entscheiden sollte«, hatte er gesagt. Was hinderte ihn daran, es einfach einmal zu versuchen? Von Marthas und Daldens Bemühungen wusste er bislang jedenfalls nichts. »All diese Umstände und so viel Mühe, und Sie wissen nicht einmal, ob Sie wirklich unser Staatsoberhaupt werden wollen?

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