Stern der Rebellen
schön. Ich möchte, dass du eine Versammlung einberufst.«
»Eine Versammlung? Wozu das denn?«
»Hör mir zu.«
Die Anführer der Delinqs musterten einander argwöhnisch. Auch Bets Versicherungen hatten sie nicht völlig beruhigt. Die Versammlung könnte ein Hinterhalt der Soziopatrouille sein oder ein Versuch, die ganze Macht an sich zu reißen.
Ungefähr fünfzehn von ihnen lagerten rund um den riesenhaften Tisch, unterhielten sich flüsternd und versuchten, sich nicht allzu sehr von dem ausladenden Gastmahl und dem luxuriösen Speisesaal beeindrucken zu lassen.
Der Ort dieser außerordentlichen Zusammenkunft war ein neues Restaurant, das in ein oder zwei Tagen offiziell eröffnet werden sollte. Die neuesten Modelle an Bedienungsrobots surrten geschäftig kreuz und quer durch den Raum und boten den Delinqs vielfältige Spezialitäten an, die eigentlich für die Zungen der Manags gedacht waren. Ida hatte den Platz ausfindig gemacht, nachdem Sten sie beauftragt hatte, einen imposanten Rahmen für das Treffen der Anführer auszuwählen, ein Ort, der ihnen zeigte, wie mächtig das Mantis-Team war. Ida hatte zuerst den Personal-Computer angezapft und sämtlichen zukünftigen Restaurantangestellten befohlen, vorerst an ihrem gegenwärtigen Arbeitsplatz zu bleiben. Einige weitere Tastenkombinationen wiesen eine Verzögerung bei der Konstruktion des neuen Restaurants aufgrund von Materialengpässen aus. Und um ganz sicher zu gehen, hatte Sten einige Arbeitsrobots ein Schild vor dem Haupteingang aufstellen lassen: LEBENSGEFAHR. NICHT BETRETEN. VAKUUM-BEDINGUNGEN NICHT AUSGESCHLOSSEN.
Bet saß am Kopfende des Tisches. Neben ihr Sten. Sie hob die Hand und lenkte damit sofort die Aufmerksamkeit auf sich. »Seht uns an«, sagte sie. »Schaut euch die Gesichter an, die hier an diesem Tisch versammelt sind.«
Verwirrt kamen sie ihrer Aufforderung nach.
»Zum ersten Mal befinden sich die Anführer aller Banden zum gleichen Zeitpunkt im gleichen Raum. Und was noch erstaunlicher ist: Bisher hat noch keiner dem anderen die Kehle durchgeschnitten.«
Wie wahr, dachten einige. Aber wer weiß, wie lange das noch dauert.
»Überlegt einmal, was das bedeutet. Wir alle gemeinsam unter einem Dach. Gemeinsam stellen wir eine Macht von dreihundert oder vierhundert Delinqs dar.«
Leichte Unruhe machte sich breit.
»Was bringt uns das?« warf ein Anführer namens Patris höhnisch ein.
»Normalerweise überhaupt nichts«, erwiderte Bet. »Wir alle gegen die Soziopatrouille – das ergibt unterm Strich lediglich ein etwas größeres Schlachtfest als sonst. Normalerweise.«
»Wer hat denn was davon gesagt, dass wir gegen die Patrouille losziehen wollen?« fragte ein Boss namens Flynn.
Bet zeigte auf Sten. »Er.«
Die Unruhe wurde deutlich lebhafter.
»Sten hat es geschafft, von hier wegzukommen. Er hat Vulcan verlassen. Und jetzt ist er zurückgekommen, um uns zu helfen. Erstauntes Schweigen. Hauptsächlich jedoch der unverschämten Lüge wegen.«
»Habt ihr nicht gehört, was meiner Bande passiert ist?« fragte Bet in die Runde.
Überall antworteten nickende Köpfe.
»Habt ihr auch gehört, was den Patrouillensäcken passiert ist, die uns beinahe erwischt hätten?«
Vorsichtiges Nicken. Allmählich dämmerte es einigen, worauf sie hinaus wollte.
»Sten hat sie getötet«, sagte Bet. »Alle. Wenn er nicht derjenige ist, der er zu sein behauptet, wie hätte das alles möglich sein können? Wäre ich dann noch hier, um mich mit euch zu beraten?« »Sie hat recht«, nickte Patris. »Mein bester Läufer hat selbst gesehen, wie sie die Leichen der Dreckskerle weggeschafft haben.« Flynn lachte höhnisch auf. »Wenn er so ein großer Held ist was will er dann von uns?«
Sten erhob sich. Sofort herrschte Schweigen.
»Das ist nicht sehr schwer zu erklären«, sagte er. »Wir werden Vulcan übernehmen.«
Der Versuch, Vulcan zu übernehmen, begann mit einer Reihe von – wie Doc sie nannte – »grauen Aktionen«.
»Unser Ziel ist es, die Unzufriedenheit in den Reihen der Migs anzufachen«, sagte er. »Dann demonstrieren wir ihnen, wie verwundbar die Company ist.«
Doc hielt die vorgeschlagenen grauen Aktionen für seine bislang beste Arbeit. Jorgensen fand, dass es sich ganz einfach um schmutzige Tricks handelte, und wie Alex sie nannte, ließ sich nicht wiederholen, nicht einmal in seinem Kauderwelsch. Nur Ida war begeistert. Für sie ergaben sich unendliche Möglichkeiten, sich zu bereichern.
»Halte dich damit bis
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