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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Ganymedern bei der Abreise die besten Wünsche mitzugeben, denn sie glaubten – wie der größte Teil seiner Mannschaft – Garuth den Grund, den er genannt hatte, daß nämlich die zerbrechliche Zivilisation der Erde noch zu jung sei, um den Druck einer Koexistenz mit einer nichtmenschlichen Bevölkerung auszuhalten, die sicher zahlenmäßig gewachsen wäre und deren Einfluß zuge-nommen hätte. Einige wenige mußte es aber gegeben haben, etwa den amerikanischen Biologen Danchekker und den Engländer Hunt, die den wahren Grund vermutet hatten – daß die Ganymeder vor langer Zeit die Vorfahren des Homo sapiens geschaffen hatten. Die menschliche Rasse hatte trotz der Handikaps, mit denen die Ganymeder sie belastet hatten, überlebt und war aufgeblüht. Die Erde hatte sich das Recht auf eine Freiheit von ganymedischer Einmischung verdient – die Ganymeder hatten schon genug eingegriffen.
    Also hatte Garuth es zugelassen, daß seine Leute die Sage glaubten und ihm ins Nichts folgten. Die Entscheidung war ihm schwergefallen, aber er sagte sich, daß sie zumindest für eine Zeitlang den Trost der Hoffnung verdienten.
    Die Hoffnung hatte sie auf der langen Reise von Iscaris aufrechterhalten; sie vertrauten ihm ebenso, wie sie es damals getan hatten. Es war doch sicher nicht falsch, ihnen diese Hoffnung zu lassen, bis die Zeit kam, in der sie das erfahren mußten, was bisher nur Garuth und ein paar Aus-erwählte wußten und worüber wahrscheinlich auch einige Erdenmenschen wie Danchekker und Hunt informiert waren. Er selbst würde nie mit Sicherheit sagen können, wieviel die beiden Freunde von dieser ungestümen und manchmal zu Aggressionen neigenden Rasse von Zwergen wirklich wußten. Er würde sie nie wiedersehen.
    Garuth hatte seit ihrem Aufbruch von der Erde oft dage-sessen und allein und wortlos dieses Bild angestarrt und über den Sternenkarten gebrütet, die ihr Ziel zeigten, das noch viele Jahre weit entfernt war und als unbedeutender Lichtpunkt unter Millionen von anderen glänzte. Es gab natürlich die Möglichkeit, daß die Wissenschaftler von der Erde recht hatten. Es blieb immer ein letzter Hoffnungs-schimmer, daß... Er unterbrach sich abrupt in diesen Gedanken. Er gestattete es sich, in Wunschdenken abzurut-schen. All das war nichts als Wunschdenken.
    Er richtete sich in seinem Stuhl auf und kehrte aus seiner Träumerei zurück. Es gab Arbeit zu tun. »ZORAC«, sagte er laut. »Lösche dieses Bild. Informiere Shilohin und Monchar, daß ich sie später sprechen möchte, direkt nach dem Konzert heute abend, wenn das möglich ist.« Das Bild der Erde verschwand. »Außerdem möchte ich mir die Revisi-onspläne für das Curriculum der Stufe Drei noch einmal ansehen.« Der Schirm erwachte sofort zum Leben und zeigte eine Tabelle von Statistiken und etwas Text. Garuth musterte das eine Zeitlang, gab laut einige Kommentare ab, die ZORAC aufzeichnete und dem Text hinzufügte. Danach rief er das nächste Bild in der Sequenz ab. Warum machte er sich über ein Schulcurriculum überhaupt Gedanken, das nicht mehr war als ein Muster von Normalität, die aufrechterhalten werden mußte? Durch seine Entscheidung ebenso wie der Rest der Mannschaft verdammt, waren die Kinder dafür bestimmt, namenlos und unbeweint in der Leere zwischen den Sternen umzukommen, nachdem sie keine andere Heimat als die Shapieron gekannt hatten.

    Warum machte er sich Gedanken über Einzelheiten eines Lehrplans, der keinen Sinn hatte?
    Er verbannte diesen Gedanken mit Bestimmtheit aus seinem Kopf und widmete der Aufgabe wieder seine volle Aufmerksamkeit.

    14
    »Sehen Sie, ich weiß, daß ich nicht das Recht dazu habe, mich in Ihre Privatangelegenheiten einzumischen, und das versuche ich auch gar nicht«, sagte Norman Pacey, der im Lehnstuhl in seinem Privatraum saß. Seit Sobroskin ihn wegen Janet angesprochen hatte, waren einige Stunden vergangen. Er versuchte, seiner Stimme Vernunft und Sanftheit, zur gleichen Zeit aber auch Festigkeit zu verlei-hen. »Wenn es aber soweit kommt, daß ich ebenfalls hin-eingezogen werde und die Arbeit der Delegation behindert wird, dann muß ich einfach etwas sagen.«
    Janet saß ihm gegenüber auf einem Stuhl und hörte ihm zu, ohne ihren Gesichtsausdruck zu verändern. Nur in ihren Augen war ein Hauch von Feuchtigkeit zu bemerken, aber Pacey konnte nicht sagen, ob das auf Reue, Wut oder einen Schnupfen zurückzuführen war. »Schon möglich, daß das ein bißchen albern war«, sagte sie schließlich mit

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