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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Der Bogen von Mister Carpenter. Mafalda hatte keine Zeit zum Lesen. Sie riss ein Laken vom Bett, wickelte sich darin ein, stopfte so viele der Unterlagen wie möglich unter ihr provisorisches Kleid, dann verließ sie das Zimmer, hastete über die Dienstbotentreppe und fand sich schließlich vor der Küche des Hotels wieder.
    Nervös sah sie sich nach allen Seiten um. Es schien ihr beinahe wie eine weitere Strafe Gottes, als endlich ein Mann auftauchte. Trotz ihrer Kopfschmerzen erkannte sie einen der Kellner aus der Bar wieder. Er ging an ihr vorbei, als wäre an ihr nichts Ungewöhnliches, und grüßte sie sogar freundlich. Mafalda aber, der mittlerweile alles egal war, hielt ihn am Arm fest.
    »Verzeihen Sie, wissen Sie vielleicht, wo meine Kleider sind?«, fragte sie und wurde über und über rot dabei.
    Der Kellner betrachtete sie voller Mitleid und schüttelte den Kopf. »Nein, Doña, das weiß ich nicht. Kann ich Ihnen sonst irgendwie behilflich sein?« Ohne auf ihre Antwort zu warten, trat er zu einem Schrank, öffnete ihn und holte die Uniform eines Zimmermädchens heraus. »Ziehen Sie das an«, sagte er. »Und bitte, bringen Sie mir die Uniform zurück. Ich würde sonst großen Ärger bekommen.«
    »Morgen!«, versprach Mafalda. »Gleich morgen früh. Ich komme zum Dienstboteneingang.«
    Dann schlüpfte sie in die Uniform, verbarg die Papiere in einer Tasche und verließ eilig das Hotel.

Siebzehntes Kapitel
    E s klopfte immer energischer an der Haustür, so dass Rafaela, die schon mehrfach nach Dolores gerufen hatte, schließlich selbst nach unten zur Tür lief. Die Störung kam im ungünstigsten Augenblick, denn gerade war sie dabei gewesen, Don Hermann das Haar zu schneiden. Wie immer knurrte er auch dieses Mal, sobald die Schere seinem Kopf zu nahe kam, aber wenigstens schlug er nicht nach ihr, wie er es sonst manchmal tat. Heute war sein Gesicht nur so von Wut verzerrt gewesen, dass sie ihn lange hatte sanft streicheln müssen, um die Zornesfalten zu glätten. Gerade erst war Hermann bereit gewesen, Rafaela an sich heranzulassen. Und ausgerechnet da musste es so heftig klopfen und ausgerechnet da musste Dolores zum Einkaufen gegangen sein.
    Rafaela öffnete die Tür. Vor ihr stand ein Mann, der ein Paket in der Hand hielt. »Diese Sendung ist für Don Hermann Pescador persönlich«, sagte er.
    Rafaela streckte die Arme nach dem Paket aus. »Ich nehme es für ihn in Empfang, ich bin seine Gesellschafterin.«
    Der Mann, der nicht wie ein Paketbote ausschaute, sondern die Uniform eines Hotels trug, schüttelte den Kopf. »Die Sendung soll Don Hermann persönlich übergeben werden.«
    Rafaela seufzte und öffnete die Tür. »Kommen Sie herein, die Treppe hoch und dann die zweite Tür links. Klopfen Sie, bevor Sie eintreten. Ich werde mit Ihnen gehen.«
    Der Bote tat, was Rafaela ihm aufgetragen hatte.
    Hermann saß auf dem Stuhl, einen Umhang zum Schutz der Kleider über den Schultern. »Was wollen Sie?«, bellte er und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich über alle Maßen gestört fühlte.
    »Ich habe ein Paket für Sie und Anweisungen, dabei zu bleiben, wenn Sie es öffnen.«
    »Von wem ist das?« Hermann machte nur so viele Worte wie unbedingt nötig. Da er nur selten sprach, klang seine Stimme kratzig und rauh, die Worte als Folge des Schlaganfalls ein wenig undeutlich.
    Der Bote schluckte. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Hermann wedelte mit der Hand. »Dann nehmen Sie Ihr verfluchtes Paket und verschwinden Sie. Ich brauche nichts, habe nichts bestellt.«
    Der Bote schluckte. »Ein Amerikaner aus dem Hotel Imperial hat es mir gegeben. Ich soll es unter allen Umständen loswerden.«
    Hermann knurrte und wandte sich ab.
    »Bitte, Don. Nehmen Sie es an und quittieren Sie mir den Empfang. Ich werde sonst meine Arbeit verlieren. Was soll ich dann tun? Ich habe vier Kinder und eine kranke Frau.«
    Hermann öffnete den Mund, doch Rafaela legte ihm sanft und beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. »Bitte, Don Hermann, Sie sind ein Mann mit Stil. Stürzen Sie den armen Boten nicht ins Unglück.«
    »Geben Sie mir den Wisch. Wo soll ich unterschreiben?« Noch immer knurrte er wie ein äußerst gereizter Hund.
    Der Bote schüttelte den Kopf. »Sie sollen das Paket erst öffnen.«
    Rafaela eilte zum Schreibtisch, holte eine Schere. »Soll ich das für Sie tun?«, fragte sie sanft.
    Ein erneutes Knurren war die Antwort.
    Rafaela zerschnitt die einfache Schnur und schlug das Papier auseinander. Dann

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