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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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hin. »Das könnte es sein. Ob Mafalda wohl weiß, welchen Schatz sie da gehoben hat?«
    Wieder versank er in stummes Grübeln. Er vermutete, dass Mafalda keine Ahnung davon hatte, dass ihre flüchtig hingekritzelte Idee womöglich das Potenzial zu einem Goldregen in sich trug. Sie hatte Rezepte notiert, die sie wohl mit dem Barkeeper ausprobiert hatte. Rezepte, die es in keiner Bar der Stadt zum Kosten gab. Rezepte, in denen der gesamte Reichtum der Insel – Rum, Zucker, Früchte – vereinigt waren. Sollte er darüber mit ihr sprechen? Aber was, wenn Rick Woolf davon erfuhr? Schließlich war der Mann nicht dumm. Bestimmt hatte er Mafaldas Notizen mit Gewissenhaftigkeit gelesen. Und die Möglichkeit, irgendwo Geld zu verdienen, witterte er meist schon mit dem linken Nasenflügel. Wenn der Amerikaner erfuhr, dass sich Groth mit Mafalda zusammentat, würde er auch ihn vernichten wollen. Allerdings hatte er nicht mehr alle Möglichkeiten dazu, die er früher gehabt hatte. Und das Beste daran war, dass Woolf nichts davon wusste. Joachim Groth erinnerte sich noch genau an einen Abend vor ein paar Wochen, als er seiner Frau beichten musste, dass Rick Woolf ihn erpresste.
    »Meine Liebe«, hatte er das Gespräch begonnen und seiner Frau Marianne, die ihm gegenüber auf einem Sofa Platz genommen hatte, schuldbewusst zugelächelt. »Meine Liebe, ich muss dir etwas gestehen.«
    Marianne war nicht erschrocken bei diesen Worten, ihre Augen hatten sich nicht verdunkelt, die Mundwinkel waren nicht herabgefallen. »Was liegt dir auf der Seele?«, hatte sie nur gefragt.
    Joachim Groth hatte geseufzt. »Ich hatte eine Geliebte. Wir haben zusammen ein Kind. Aber geliebt habe ich immer nur dich.«
    Marianne war ruhig geblieben. Sie hatte an ihrem Likörglas genippt und ihn mit mütterlicher Nachsicht betrachtet. Dann hatte sie gesagt: »Aber natürlich hattest du eine Geliebte. Jeder richtige Mann braucht hin und wieder ein wenig Abwechslung. Du bist nicht der Erste, der durch so etwas Vater geworden ist. Dein Sohn ist übrigens ganz reizend.«
    »Was?« Joachim Groth glaubte, sich verhört zu haben. »Du weißt davon?«
    »Aber ja. Natürlich.«
    »Und … und woher weißt du …?« Er fand kaum Worte, denn die Scham durchglühte ihn bis zur letzten Faser seines Leibes.
    Marianne lächelte noch immer. »Ich bin eine kluge Frau, Joachim. Auch das war ein Grund dafür, dass du mich geheiratet hast.«
    »Es hat dir also niemand gesagt?«
    »Ach, woher denn?« Marianne winkte amüsiert ab. »Ich habe es selbst bemerkt. Eines Tages habe ich euch zusammen gesehen. An dem alten Ceiba-Baum in der Nähe des Hafens. Ich fand, dass das Mädchen sauber und anständig aussah, deshalb habe ich mir keine Sorgen gemacht.«
    »Sie ist eine Prostituierte.«
    »Na und? Sollte sie deshalb nicht sauber und anständig sein? Sie kümmert sich ausgezeichnet um den kleinen Jungen. Er ist wirklich gut geraten. Ich hoffe, du unterstützt sie ein wenig.«
    Wenn Joachim Groth bisher Achtung vor seiner Frau gehabt hatte, so wuchs sich diese Achtung nun in grenzenlose Hochachtung aus. »Marianne, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Nun, viel gibt es dazu nicht zu sagen, mein Lieber. Ich habe nie etwas vermisst. Und du hast dich auch in dieser Beziehung als Mann von Charakter und Größe erwiesen. Was will eine Frau mehr?«
    »Du bist mir nicht böse?«
    Sie blickte ein wenig zur Seite. »Böse? Was heißt schon böse? Jede Frau wird alt. Und die meisten Frauen erfahren es vom eigenen Ehemann, wenn es so weit ist. Traurig war ich. Sehr traurig sogar. Aber nicht über dich, sondern eher über den Lauf des Schicksals. Denn ich fühlte mich noch nicht alt, dachte, ich stehe noch in der Blüte meines Lebens. Du hast mich eines Besseren belehrt, und letztendlich bin ich dir dafür sogar dankbar.«
    Joachim Groth, Handelsherr, Besitzer zahlreicher Unternehmungen, Herr über mehr als vierzig Angestellte, fühlte sich wie ein kleiner Junge, dessen Mutter bei einer Schandtat noch einmal Gnade vor Recht ergehen ließ. Dann schüttelte er den Kopf und verbarg das Gesicht in seinen Händen, damit Marianne die Tränen nicht sehen konnte. Nach einer Weile hatte er sich wieder beruhigt. Marianne hatte den Stickrahmen zur Hand genommen und gab vor, nichts von den Tränen ihres Mannes bemerkt zu haben.
    Er lächelte schwach, wirkte aber doch erleichtert. »Weißt du, ich werde erpresst«, erzählte er weiter. »Ein Amerikaner, mit dem ich ungezählte Verbindungen

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