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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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waren grob und gehässig gewesen.
    »Was?«, fragte Mafalda fassungslos nach und schloss die Augen bei der Erinnerung an die billigen, kränkenden Worte. »Denken Sie vielleicht, ich bin eine Prostituierte?«
    Der Mann stellte ein silbernes Kännchen, aus dem es verführerisch nach starkem, schwarzen Kaffee roch, hart auf den Tisch. »Was bist du sonst? Eine Gräfin vielleicht?« Er lachte roh auf. »Und jetzt mach, dass du von hier wegkommst. So gut warst du auch wieder nicht.«
    »Wie bitte?« Mafalda klappte vor Fassungslosigkeit die Kinnlade herunter. »Haben Sie mich etwa angerührt?«
    Jetzt klang das Lachen des Mannes boshaft. »Angerührt«, äffte er sie nach. »Du bist doch keine Prinzessin. Ich habe dich gefickt.«
    Mafalda schluckte. Für einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen. Dann sagte sie leise: »Das glaube ich nicht.«
    »Du warst stinkbesoffen und bist mir regelrecht auf den Schoß gekrochen. Weißt du nicht mehr, wie du gequiekt hast, als ich dir noch in der Bar unter den Rock gegangen bin?«
    »Was?« Es gab im Augenblick kein anderes Wort, das Mafalda einfiel.
    Der Mann kicherte. »Der Barkeeper hat zugeguckt, wie ich dir zwei Finger reingeschoben habe. Deine Augen sind ganz glasig gewesen. ›Besorg es mir, besorg es mir!‹, hast du gewimmert.«
    »Oh, nein, das glaube ich nicht.«
    »Frag den Barkeeper, du Schlampe, wenn du nicht glaubst, dass du dich wie eine läufige Hündin aufgeführt hast. Du selbst hast meine Hand genommen und sie gegen deinen heißen Schoß gedrückt. Ich wollte dich nicht. Es entspricht nicht meinem Stil, mit einer Nutte zu verkehren, aber du warst einfach zu aufdringlich. Und schließlich bin ich auch nur ein Mann.«
    Mafalda hielt die Augen geschlossen. Unter ihren Lidern quollen Tränen hervor. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so erniedrigt gefühlt.
    Sie hörte, wie der Mann sich in einen der beiden Sessel setzte, die vor dem Fenster standen. Sie wollte weg, nichts als weg von hier. Auf der Stelle.
    »Wo sind meine Kleider?«, fragte sie leise und so beschämt wie nie zuvor.
    Woolf sah gelangweilt aus dem Fenster. »Was weiß denn ich? Ich habe keine Ahnung.« Er drehte sich zu ihr um und sah ihr mit solcher Verachtung ins Gesicht, mit Hohn und Häme, dass ihr ganz schlecht wurde. Fast hätte sie die folgenden Worte nicht über die Lippen gebracht: »Bitte, besorgen Sie mir etwas zum Anziehen. Einen Kittel, wie die Küchenmädchen ihn tragen, oder ein Kleid der Zimmermädchen.«
    »Ach?« Das hämische Grinsen wurde breiter. »Ein Kleid will die Doña von mir?« Dann verschwand das Grinsen, sein Gesicht wurde hart, die Augen waren dunkel und tief wie Brunnen. »Ich denke nicht daran, etwas für dich zu tun.«
    Er holte eine Geldbörse aus seiner Tasche und warf ihr eine halbzerissene Dollarnote auf die Bettdecke. »Hier, das ist dein Lohn. Gut warst du nicht gerade, wenn auch unersättlich. Für alles andere bist du selbst zuständig.« Noch einmal maß er sie mit einem Blick, in dem außer Verachtung dieses Mal auch eine ungeheure Genugtuung zu lesen war. »Verschwinde von hier. Na los, mach endlich.«
    Er griff nach der Bettdecke und zog sie weg, so dass Mafalda gänzlich nackt und bloß vor ihm lag. Sie schrie auf, versuchte vergeblich, ihren Körper zu verdecken.
    »Großer Gott«, stöhnte der Mann. »Erst jetzt sehe ich, wie alt und hässlich du bist.« Er bückte sich nach der Dollarnote, die vom Bett gefallen war, und steckte sie zurück in seine Börse. »Du hast recht, du bist nicht einmal einen Dollar wert.«
    Dann nahm er die Bettdecke und warf sie über Mafalda, als wäre sie ein besonders widerlicher Anblick, der nur zu schnell von den Blicken der normal empfindenden Menschen verborgen werden musste.
    »Ich gehe jetzt«, erklärte der Mann. »In fünf Minuten komme ich wieder. Bis dahin bist du verschwunden. Wenn nicht, so lasse ich dich vom Portier nackt auf die Straße setzen. Hast du das verstanden?«
    Mafalda nickte.
    Der Mann hob noch einmal drohend den Finger, dann verließ er das Zimmer.
    So schnell sie konnte, sprang Mafalda aus dem Bett. Ihre Gedanken waren von dem, was sie gerade gehört hatte, vollkommen gelähmt. Hastig sah sie sich im Zimmer nach etwas um, das sie um ihre Blöße wickeln konnte. Sie riss einen Schrank auf, fand darin eine Aktenmappe. Obwohl all ihre Sinne auf Flucht ausgerichtet waren, sprang ihr ein Name auf einem Schriftstück direkt in die Augen. Es war ein Briefbogen, den sie nur zu gut kannte.

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