Sterne der Karibik: Roman (German Edition)
eingegangen bin, hat mir gedroht, dir alles über mein uneheliches Kind zu verraten, wenn ich nicht endlich die Fischers fallen lasse.«
Marianne zog die Stirn kraus. »Warum solltest du nicht mehr mit Hermann und Mafalda arbeiten?«
Groth schüttelte den Kopf. »Wenn ich das nur wüsste. Glaub mir, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass dieser Amerikaner die beiden vernichten will.«
»Und du?«, hatte Marianne gefragt. »Was willst du?«
»Da muss ich nicht lange nachdenken. Die Fischers haben unseren Kindern das Leben gerettet. Wir stehen in ihrer Schuld. Aber das ist es nicht. Ich mag Hermann, Mafalda und Titine. Ja, ich würde sie sogar als Freunde bezeichnen.«
»Dann bleib einfach, was du bist«, hatte Marianne erwidert. »Ein Mann nämlich mit Anstand, Stil und Charakter.«
Als er jetzt an dieses Gespräch zurückdachte, musste er lächeln. Marianne hat natürlich recht, überlegte er. Mein Herz zieht es zu den Fischers und weit weg von Rick Woolf. Hat es jemals geschadet, auf sein Herz zu hören?
Er erhob sich, als er den Entschluss gefasst hatte, und bestellte seinen Sekretär zu sich ins Arbeitszimmer. »Ich möchte einen Termin mit Mafalda und Hermann Fischer, wenn es seine Gesundheit denn erlaubt. Einen Termin so rasch wie möglich. Bitte gehen Sie doch zu ihrem Haus und fragen Sie nach, wann ich ihnen meine Aufwartung machen kann.«
Als sich die Tür hinter seinem Sekretär schloss, war Joachim Groth so erleichtert, dass er den besten französischen Cognac aus dem Schrank holte, den er eigentlich nur für ganz besondere Gelegenheiten aufbewahrte. Er goss sich ein großzügiges Glas davon ein und trank mit großem Behagen.
Achtzehntes Kapitel
M afalda atmete auf, als sie endlich ihr Haus erreicht hatte. Sie öffnete leise die Tür und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Auf dem Gang oben traf sie Rafaela. Das Mädchen sperrte den Mund auf, doch Mafalda trat rasch zu ihr und legte ihr die Hand auf die Lippen. »Pst!«, flüsterte sie. »Kein Wort!«
Rafaela nickte mit weit aufgerissenen Augen. Im Arm trug sie Mafaldas Kleider. Mafalda sah sie, dann zog sie Rafaela hinter sich her und schloss die Tür.
»Was hast du da im Arm? Sind das etwa meine Kleider?«, fragte sie.
»Ja, Doña Mafalda. Und der Don hat mich beauftragt, ihm sofort Bescheid zu geben, wenn Sie nach Hause kommen.« Rafaela leierte die Worte wie auswendig gelernt herunter, dann aber betrachtete sie mit gelindem Entsetzen die Zimmermädchenuniform, in der Mafalda noch immer steckte. »Ist etwas passiert?«, fragte sie schüchtern.
Mafalda biss sich auf die Unterlippe und schüttelte energisch den Kopf. »Nichts ist passiert. Gar nichts. Überhaupt nichts.« Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und ein Schluchzen ihr fast die Brust zerriss. Sie deutete auf ihre Kleider, doch sie war nicht in der Lage, Rafaela zu fragen, wie diese hierher ins Haus gekommen waren. Rafaela verstand sie trotzdem. »Ein Bote hat sie gebracht. Don Hermann musste den Empfang quittieren. Ein Amerikaner aus dem Hotel Imperial hat sie schicken lassen mit der Anmerkung, Sie hätten die Kleider in seinem Zimmer vergessen.« Sie fragte nichts, doch in ihrem Gesicht standen tausend Fragezeichen.
Da konnte Mafalda nicht mehr an sich halten und brach in Tränen aus. Sie warf sich auf ihr Bett, erstickte die wilden Schluchzer in ihrem Kissen. Rafaela setzte sich neben sie, strich ihr sanft über den Rücken, sprach kein Wort dabei.
Als Mafalda sich langsam wieder beruhigt hatte, sagte Rafaela: »Ich bereite Ihnen am besten ein schönes Bad vor. Und bis das Wasser heiß ist, denke ich, könnten Sie einen kräftigen Kaffee gut gebrauchen.«
Mafalda nickte und drückte dankbar Rafaelas Hand. »Sag Hermann nichts davon«, bat sie.
Rafaela nickte. »Ich werde leise wie ein Mäuschen sein. Aber irgendwann wird er Sie sehen wollen. Sehr bald schon, denke ich.«
»Ich werde zu ihm gehen. Noch heute. Aber zuvor muss ich erst noch etwas erledigen.«
Rafaela stand auf. »Darf ich Ihre Kleidung richten? Ich meine …« Sie zeigte mit dem Finger auf das zerknitterte Bündel.
Beinahe hätte Mafalda genickt, doch dann antwortete sie: »Hol dir die Kleider nachher, wenn ich im Bad bin. Du brauchst sie nicht zum Waschen geben, ich will sie nicht mehr sehen. Am besten wird es sein, du wirfst sie einfach weg. Und jetzt geh und hab Dank für alles.«
Rafaela nickte, stutzte, als wolle sie noch etwas sagen, doch dann eilte sie
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