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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Fürsprache eines Heiligen und des Gottes Babalao Aye obendrein.
    Mühsam rappelte sie sich auf. Jeder Schritt fiel ihr schwer. Sie wagte es nicht, den Blick zu heben, aus Angst, sie könnte jemandem begegnen, der etwas über die letzte Nacht gehört hatte. Jemand, in dessen Blick sie Verachtung und Abscheu lesen würde, oder, schlimmer noch, Hohn und Spott.
    Mafalda achtete nicht darauf, dass der Saum ihres guten Kleides über den Dreck auf der Straße schleifte. Sie achtete auch nicht auf die Haarsträhnen, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten. Sie dachte gar nichts. Nur daran, dass der Ceiba-Baum nun ihre einzige Hoffnung sein würde. Die Hoffnung, auf ihre drängendste Frage, nämlich, was sie tun sollte, wohin sie gehen könnte, eine Antwort zu bekommen.

Einundzwanzigstes Kapitel
    M ist! Verdammter, verfluchter Mist!« Rick Woolf fluchte so laut, dass die Nachbarn an die Zimmerwände klopften, doch davon ließ er sich nicht stören. Im Gegenteil: Er wummerte zurück an die Wand und brüllte einige Schimpfworte.
    Mister Carpenter saß in einem Sessel und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel. »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst. Du hast doch alles, was du wolltest. Der Ingenio ist in Rauch aufgegangen, Hermann Fischer ist ein gesundheitliches Wrack, seine Frau auf immer entehrt. Also, was willst du noch?«
    Rick Woolf riss sich zusammen. Er atmete einmal ganz tief durch, dann richtete er seine Kleidung, strich sich über die Spitzen seines imposanten Backenbartes, von dem Carpenter allerdings glaubte, dass er angeklebt sei.
    »Ja, was will ich?« Rick Woolfs Stimme klang gefährlich leise. »Ich will sie vernichten. Vernichten, verstehst du?«
    Carpenter nickte bedächtig. »Das hast du ja nun getan. Also, was willst du noch?«
    Woolf ließ sich in einen Sessel plumpsen und machte Carpenter ein Zeichen, ihm ein Glas Rum einzugießen. Er trank, leckte sich die Lippen, dann sagte er: »Es war so einfach. Viel zu einfach. Es hatte gerade angefangen, Spaß zu machen, da war es schon wieder vorbei. Großer Gott!« Er warf den Kopf nach hinten, als hätte er Nasenbluten. »Mafalda. Es war so einfach, viel zu einfach, viel, viel zu einfach. Sie ist von selbst in die Bar gekommen. Es war kein Problem, sie abzufüllen und dann auf mein Zimmer zu schleppen.«
    »Hast du sie mit Gewalt entehrt?«, wollte Carpenter wissen.
    »Das geht dich nichts an. Wichtig ist sowieso nicht das, was wirklich passiert ist, sondern nur das, was die anderen Leute glauben. Du!« Er zeigte mit dem Finger auf Carpenter, der erschrocken seine Fingernägel fahren ließ. »Du wirst dafür sorgen, dass jeder in dieser verdammten Drecksstadt weiß, was Mafalda Fischer für eine Hure ist.«
    Carpenter nickte träge. »Ich muss nur zwei oder drei Leuten etwas erzählen, dann wissen es die anderen ohnehin fünf Minuten später. Du ahnst ja gar nicht, wie die Gerüchteküche hier funktioniert. Der amerikanische Geheimdienst könnte noch etwas lernen.«
    »Fasel nicht. Was ist mit Groth? Hat er das Paket bekommen? Hat er sich schon gemeldet?«
    Carpenter schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht? Vor Angst müsste ihm doch jetzt die Hose schlottern.«
    »Ich weiß es nicht, Rick. Es ist noch früh am Abend. Vielleicht kommt er noch. Bestimmt sogar kommt er noch. Er will seine Familie mit einem übereilten Aufbruch nicht beunruhigen. Du wirst schon sehen.«
    »Was ist mit der Fischer-Hure? Hat ihr Mann sie schon verprügelt?«
    »Woher soll ich das denn nun schon wieder wissen? Rick, du verlangst wirklich zu viel. Wenn wir Glück haben, hat er sie rausgeschmissen. Wenn nicht, dann haben sie die nächsten zwanzig Jahre Streit. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.«
    »Gut.« Rick Woolf stand auf und ging zum Fenster. Stumm schaute er auf die Plaza Vieja hinunter. »Es reicht noch nicht«, murmelte er leise vor sich hin. »Es reicht mir einfach noch nicht. Es war zu einfach, es ging zu schnell. Ich werde noch mehr tun müssen. Erst, wenn sich jeder, der Fischer heißt oder mit den Fischers irgendwie verbunden ist, vor Angst in die Hosen macht, wenn er meinen Namen hört, wenn sie vor mir auf Knien kriechen und mich um Vergebung bitten werden, erst dann ist es genug.«

    Nach dem Bad, der Rasur und dem Haarschnitt fühlte sich Hermann wie ein neuer Mensch. Er zog sich die saubere Kleidung an, ließ sich von Rafaela ein wenig dabei helfen. »Ist meine Frau nach Hause gekommen?«, fragte er.
    Rafaela schüttelte den Kopf. Mittlerweile machte

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