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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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sie sich Sorgen um die Doña. Nur kurz etwas erledigen wollte sie, doch das war Stunden her. Sie hatte so schrecklich ausgesehen. Und sie war so verzweifelt und aufgewühlt gewesen. Rafaela war jung, aber nicht dumm. Sie hatte sich Gedanken darüber gemacht, dass Mafalda und ihre Kleider getrennt voneinander hier eingetroffen waren. Am Anfang hatte sie an einen Liebhaber geglaubt. Aber welcher Liebhaber schickte die Sachen der Liebsten an deren Ehemann? Und welcher Liebhaber ließ die Liebste in solch abgrundtiefer Verzweiflung zurück? Nein, es musste etwas passiert sein. Etwas Furchtbares. Rafaela hatte nicht lange gebraucht, um an eine Vergewaltigung zu denken. Nun, Kuba war eine katholische Insel. Es stand einem Ehemann ohne weiteres zu, seine Frau in so einer Situation zu verstoßen. Denn wer trug Schuld daran, wenn er vergewaltigt wurde? Natürlich die Frau. Sicher, so sagten die Priester, hatte sie Zeichen gesetzt. Und selbst, wenn dem nicht so war, so wussten doch alle, dass den Frauen der Schoß doch Tag und Nacht vor Lust kochte. Die Männer reagierten einfach nur nach ihrer natürlichen Bestimmung darauf. Das wusste jedes Kind.
    Sollte sie dem Don etwas von ihren Befürchtungen sagen?
    Und dann? Würde er die Herrin verstoßen? Rafaela wusste es nicht, deshalb hielt sie vorsichtshalber den Mund. Aber sie hatte sich vorgenommen, bei dem anstehenden Spaziergang Augen und Ohren offen zu halten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie den Don.
    Hermann stand an seinem Schreibtisch, hielt ein Billett in der Hand. »Groth hat geschrieben und bittet, uns besuchen zu dürfen. Nun, ohne meine Frau werde ich ihn nicht empfangen. Ich denke, er will etwas Geschäftliches besprechen. Mafalda hat sich in den letzten Jahren darum gekümmert. Ich brauche sie an meiner Seite.«
    Rafaela nickte. »Also gehen wir die Doña suchen?«
    Hermann sah auf. »Wie kommst du darauf? Denkst du, das sollten wir tun? Warum? Ist sie in Gefahr?«
    Rafaela wusste nicht, was sie antworten sollte. Deshalb senkte sie den Kopf und murmelte leise: »Ich weiß nur, dass Doña Mafalda eine anständige Frau ist. Eine durch und durch anständige Frau mit einem großen Herzen.«
    Hermann zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ich weiß das«, erwiderte er. »Ich weiß es jetzt und habe es immer gewusst.«
    Mehr wurde über dieses Thema nicht gesprochen.
    Sie wollten gerade das Haus verlassen, als es drängend an der Tür klopfte. Kurz darauf führte Dolores Joachim Groth in Hermanns Arbeitszimmer.
    »Ich freue mich sehr, dich auf den Beinen zu sehen«, sagte er, stützte dabei eine Hand auf die Lehne des Stuhles, der vor dem Schreibtisch stand.
    »Ich wollte gerade einen kleinen Spaziergang machen«, erklärte Hermann und fragte weder, was der Kaufmann wollte, noch bot er ihm einen Platz an.
    »Vielleicht kann dein Spaziergang warten. Wir müssen reden, Hermann.«
    Hermann ließ seinen Blick ungeduldig umherschweifen. »Es passt mir im Augenblick nicht, Joachim. Bitte hab Verständnis dafür. Ich muss weg.«
    Groth lächelte. »Du suchst Mafalda, nicht wahr? Ich wette, auch du hast heute eine Sendung aus dem Hotel Imperial bekommen.«
    Hermanns Mund klappte auf. »Woher weißt du das?«
    »Weil ich ebenfalls eine Sendung erhalten habe.«
    Jetzt erinnerte sich Hermann an die Gebote der Höflichkeit. Er deutete auf den Stuhl, und Groth setzte sich, dann gab Hermann Dolores Anweisungen, ein paar Getränke zu bringen. Als das Hausmädchen und Rafaela das Arbeitszimmer verlassen hatten, fragte Hermann: »Was weißt du?«
    Groth lehnte sich zurück. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, Hermann. Ich fühle mich schuldig und schäme mich für mein Schweigen. Rick Woolf, der Amerikaner, in dessen Namen Mister Carpenter Geschäftsbeziehungen ausgehandelt hat, steckt hinter allem, was euch in den letzten beiden Jahren passiert ist.«
    »Rick Woolf? Habe ich den Namen schon einmal gehört?«
    Groth schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Er hat Carpenter als Strohmann vor alle seine Aktivitäten geschoben. Woolf hat euch eine Weile dazu benutzt, eure Ersparnisse in diese Rummanufaktur zu stecken. Als ihr das getan hattet, kündigte er eure Verträge. Mit purer Absicht. Zuvor hatte er mit Carpenters Hilfe dafür gesorgt, dass ihr euren Trinidader Zucker nur an einen einzigen Kunden liefert. Natürlich Rick Woolf.«
    Hermann riss die Augen auf. »Ich verstehe nicht. Warum hat er das getan?«
    Groth zuckte mit den Achseln. »Ich habe wirklich keine Ahnung,

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